Stiefel, Schuh und Pantoffel
Ein stolzer Schuh gerieth mit einem Stiefel in Streit und behauptete, daß sein Amt weit edler, als das des Stiefels wäre, indem man sich seiner nur bei besondern Gelegenheiten bediene. Kein Ball, keine Cour, keine Aufwartung (schrie er mit blähender Selbstsucht) findet statt ohne mich, während man sich Deiner, Du armer Teufel, nur bei schmutzigem Wetter als gemeine Fußbekleidung bedient. Der gereizte Stiefel warf erzürnt der Gründe viele entgegen, führte als Beweis seines Gegenrechtes die silbernen Spornen, welche in hundert Formen ihm zur Zierde verfertigt werden, an, jedoch keine der Streit führenden Mächte wollte nachgeben, als der Zufall einen schleichenden Pantoffel vorüber führte. Dieser hörte kaum, wovon die Rede war, als er ausrief: O ihr Thoren, was will Eure Macht gegen die meinige! Philosophen, Künstler, Helden und Staatsmänner seufzen unter meiner Herrschaft. Ein Laune von mir läßt den Schuh nicht auf den Ball und den Stiefel nicht aus dem Hause.