Stunden der Andacht/Gebet einer Frau, die sich Mutter fühlt
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„Und Gott sprach: Ich will viel sein
lassen die Schmerzen deiner Schwangerschaft:
mit Schmerzen sollst du deine
Kinder gebären.“
(1 B. M. 3, 16.)
Allmächtiger, von dem da kommt das Leben, die Lebensstärke und die Lebensfreude, du hast mich bedacht mit den süßen Freuden der Mutterhoffnung, unter meinem Herzen fühle ich den Keim eines neuen Lebens, das durch mich das Licht der Welt erblicken soll, mein und meines Gatten Kind, ein neuer Born unsrer ehelichen Freuden, ein neues Band unsrer ehelichen Liebe! Vater, Dank dir, daß du mich, deine Magd, des Muttersegens hast gewürdigt.
Du hast in deiner Allweisheit das verhängnißvolle Wort gesprochen: Ich will viel sein lassen die Schmerzen und die Leiden deiner Schwangerschaft, unter Wehen und Schmerzen sollst du dein Kind zur Welt bringen. Dürften wir murren und klagen, daß du in deiner Allgüte es also über uns verhängt hast! Weise und [80] gütig sind ja alle deine Bestimmungen. Monate lang lässest du das Kindlein unter unserm Herzen ruhen, bis es zum Leben reift; um uns hierdurch Frist zu gewähren zur Vorbereitung auf die großen, schweren Mutterpflichten, und zur Erlangung derjenigen Kenntnisse und Einsichten, die uns noch dazu mangeln. Leiden und Schmerzen hast du damit verbunden, denn jeder Schmerz, jedes Unbehagen, das wir fühlen, soll uns zurufen, das wir Mutter werden und uns die Erinnerung vor die Seele führen, welcher hohen Aufgabe und Bestimmung wir entgegen gehen! Und warum sollten wir auch nicht gern die flüchtigen Leiden dulden, und freudig eine so segenvolle Bürde ertragen; warum sollen wir nicht gern verzichten auf so manche Bequemlichkeiten und Genüsse, und manches Opfer auf uns nehmen für die süßen erquickenden Mutterwonnen, für den beglückenden Kindersegen, der uns zu einem fruchttragenden Baum in der Gemeinde Gottes macht, der uns fortblühen läßt in unsern Kindern, der uns so reich und glücklich macht durch den kostbaren Schatz der Kindesliebe und Kindestreue.
Um Eines nur bete ich zu dir, mein Gott, der du mich bis hierher so mild und barmherzig hast geleitet, und mich in jeder Noth und Gefahr deiner Hilfe hast theilhaft werden lassen. Mögest du auch in dieser verhängnißvollen Zeit deine Gnadenhand nicht von mir abziehen; mögest du mir Kraft und Ausdauer verleihen, in Geduld und Heiterkeit die Leiden und Beschwerden meines gegenwärtigen Zustandes zu ertragen, und freudig und muthig die Opfer zu bringen, die sich daran knüpfen, mögest du mir nahe sein mit deinem Beistande, wenn die schwere entscheidende Stunde, die Stunde der Entbindung mir nahet.
Mögest du, Allvater, die zarte Frucht in mir gedeihen und reifen lassen, zu einem gesunden, fehlerfreien Kinde, und es segnen mit einem kräftigen Körper und einer schönen frommen Seele. Gib mir auch Standhaftigkeit, Vorsicht und Mäßigung, um Alles zu unterlassen, was dem jungen Keime in mir nachtheilig und schädlich sein könnte, daß ich dessen eingedenk, mich wahren möge vor jedem verderblichen Einflusse, und mich nimmer hingebe den Leidenschaften und den bewältigenden Aufregungen des Gemüthes: der Angst, dem Zorn, dem Kummer und Gram, und was sonst die Ruhe der Seele trübt und erschüttert. Mögest du mich erhören, Gott, mein Hort, auf den ich hoffe und vertraue. Amen.