Sultansbrief an den Herzog von Burgund
[126] Lettre apocryphe de Mohammed II au Pape.
Machmet, pey den Gnaden des grosses Gottes ein rechter Erb genant, Kunig aller ander vnd Hector von Troy, Soldan von Babilon, Kunig von Troyen vnd Alkairan, von Delettan, von Verlorn vnd Scisusari, von Jerusalem, Kunig-Stabel von Thusia, princeps von Yerichon vnd Damasko, Margraff von Tropia vnd Marschalk der Grossen-Land Jude, des Himels vnd der Helle Schirmer vnd aller Haiden piss zu dem yrdischen Paradis, ain Peysander der Götter Crepigerium, ain Kunig aller Kunigs, ain Herr aller Herren, ain Fürst aller Fürsten, ain Herr aller Herren, dy sich Herren schreiben zu Land oder zu Wasser von der Sunnen Aufgang pis zu der Sunnen Nidergang, aller Lender dy da saint, ob dem Wasser vnd dar vnder, dy da Sunne vnd Mon begreiffet, wan sy Alle von vns zelchen sind, an Herr der römischen Templ vnd [127] dez grosses Pfaffen der sich schreibet Pabst der Pfaffen der Kirchen in Italia vnd aller Herren dy sich Herren nennen der Kristenlender, mussen alle vnser Göter anpetten vnd gehorsam werden, oder wir wellen dy alle vertilgen vnd ze nicht machen, Wisset, Herczog von Burguny, wir enpietten dir vnsern greulichen Zorn vnd grosse Veintschafft, wann wir vernummen haben daz du dich wider vnss Macht wellest stellen vns zu widerstan vnd darczu dich in Kürcz fügen welt; da wisse daz vns gröslich nach deiner Macht vnd Helffen verlanget, vnd, ob du es nit vol pringest, so wisse daz wir mit vnsser Macht kömen wellen dich mit Ernst ze süchen in vnserm Lande, da du dich her schreibest: da wirst du dich bekern oder wir wellen (dich) ein ander Lander ze nicht machen vnd vertilgen, vnd daz du nicht daran gedenckst das dir solche Gnad von vns weweiset würde als vnsser lieber Herr vnd Vater deinem Herrn hat getan. Geben in vnser Stat Constantinopel, in der Angesicht tausent Herren dy vns alle willig vnd gehorsam sind. Geben in Beginne der Welt Vj MoCCCCLXIj Iar, jn dem Iar vnsser Gepurt XXVIj, jn dem Iar deines Gottes von Nazareth Joseph, Sun David, Geslecht des Stammens Yesse, ym MoCCCCLVj Iar.
(Bibliothèque Royale de Munich, latin 27.063, fol. 131.)
Anmerkungen (Wikisource)
Fingierte Sultansbriefe waren seit dem 15. Jahrhundert eine Form der politischen Propaganda. Zu ihnen siehe Bettina Wagner: Sultansbriefe, in: Verfasserlexikon, 2. Aufl., Bd. 11 (2004), Sp. 1462-1468. Zur Überlieferung des vorliegenden Fehdebriefs (1456) an den Herzog von Burgund, der im Zusammenhang mit den burgundischen Kreuzzugsplänen steht, siehe den Handschriftencensus. Textvorlage war München, Staatsbibliothek, Clm 27063, Bl. 131r Handschriftencensus.