Türenne’s Fall
Anstatt der Thürme, die gefallen,
Der muntern Städte, die verbrannt,
Siehst du die weißen Fahnen wallen
Von rauher Lager Zeltenwand.
Erstehen statt der Silbersaat;
Statt goldner Aerntewagen treten
Der Reiter Reih’n der Gaue Pfad.
Statt Glockentons zu frommem Flehen,
Der schwarze Wald von seinen Höhen,
Er trauert um des Landes Leid;
Es steht der Held am Eichenbaume
Vor reichgeschmücktem Führerschwarm,
Den Feldherrnstab mit stolzem Arm.
So weit des Helden Augen reichen,
Kein Feindeshaupt bis an den Rhein;
Sie stäubten hin vor seinen Streichen
Er hebt in seines Ruhms Gedanken
Die Stirne freudig himmelan;
Der Thränen Millionen sanken,
Damit ein Stolzer lächeln kann.
Verbirgst dein Volk in Wald und Schlucht,
Mit Weibergrimm und feiger Zähre?
hat dich dein Gott im Zorn verflucht?
Dir stehn allein noch deine Eichen,
Doch deines Baumes Schatten reichen
Ein Throndach Dem, der dich entehrt.
Horch, wie es dröhnt im greisen Aste!
Den Fluch im tausendjähr’gen Arm
Gibt ihm den Tod für Schmach und Harm.
Des Helden Stirne liegt zerbrochen; –
Bald bricht, o Volk, dein fremdes Joch!
Es hat dein alter Gott gesprochen
- ↑ [51] Das Denkmal des Marschalls Türenne, – ein großartiger Obelisk von Granit, – steht bei dem eine halbe Stunde von Achern entlegenen Dorfe Sasbach. Im Jahr 1675 stunden sich hier die Heere der Oesterreicher unter Montecuculi, und der Franzosen unter Türenne lange unschlüssig gegenüber und es wollte zu keiner rechten Schlacht kommen. In dem kaiserlichen Heere befand sich auch der Markgraf Hermann von Baden. Eine bisher noch nicht widerlegte Erzählung sagt: Türenne, welcher einen Schimmel ritt, habe einen Platz recognoscirt, wohin er sein Geschütz aufführen zu lassen beabsichtigte. Der Markgraf, der eine Batterie befehligte, und ihn bemerkte, habe nun einen seiner Kanoniere gefragt, ob er sich getraue, Jenem dort auf dem Schimmel eine Kugel zu senden? Gleich habe der Kanonier sein Geschütz gerichtet und die gefeuerte Kugel traf in eine Eiche dicht über Türennes Haupt, und der stürzende Ast zerschmetterte den Helden.
Anm. des Herausg.