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TBHB 1934-11-06

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1934-11-06
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Entstehungsdatum: 1934
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Originaltitel: Dienstag, den 6. November 1934.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 6. November 1934
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Einführung

[Bearbeiten]

Der Artikel TBHB 1934-11-06 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 6. November 1934. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über drei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Dienstag, den 6. November 1934.     

[1]      Ich muß nachtragen, daß ich am Sonntag an die Schriftleitung des kath. Kirchenblattes, Domvikar Adolph, geschrieben habe um mich als Illustrator in Erinnerung zubringen. Ich hatte im Juni dort Besuch gemacht u. Zeichnungs-Proben vorgelegt, die ich extra zu diesem Zweck gemacht hatte. Ich hatte bestimmt gehofft, einen Auftrag zu erhalten, da ich im Jahre davor dem verstorbenen Bischof Dr. Schreiber das Bild des hl. Johannes d. T. zum Geschenk gemacht hatte, damit dieser das Bild an das Exerzitienhaus in Biesdorf weiter schenken sollte. Er hat das Geschenk von mir angenommen u. hat einen kostbaren, goldenen Rahmen dazu gestiftet u. das Ganze dem Exerzitienhause gegeben, jedoch hat er vor seinem Tode keine Gelegenheit mehr gefunden, sich zu bedanken. Immerhin hätte das ja vom Büro aus geschehen können. Heute weiß offenbar im Ordinariat niemand mehr etwas davon, auch der Domvikar Adolph nicht. Er hat sich damals meine Adresse notiert, u. dabei ist's geblieben. Ich werde sehen, ob auf meine schriftliche Erinnerung nun etwas erfolgt.

     Heute war ich in der „Schule Hartnack“ u. habe mir angesehen, um was es sich handelt. Das System besteht darin, daß für moderne Sprachen sehr einfache, markante, lustige Zeichnungen verwendet werden, die mit einem Lichtbild-Apparat an die Wand geworfen werden. Die Zeichnungen illustrieren kurze Lehrsätze, die als Text dabei stehen. Dadurch soll erreicht werden, daß sich die Sätze leichter einprägen. Es ist sehr geschickt gemacht u. nicht uninteressant. Für uns würde es sich darum handeln, die Liturgie auf diese Weise, – nur in ernster Form, zu illustrieren u. den lateinischen Text dazu zu schreiben. Die Zeichnungen würden sich aber nicht beziehen auf den geistigen Inhalt sondern auf die Vokabeln. Z.B. Staffelgebet: in nomine Patris et Filii et Spiritus Sankte – dazu – eine Zeichnung der hl. Dreifaltigkeit. Dann: introibo ad altare Dei, es wird ein Altar gezeichnet, –: ad Deum, qui laetifikat jujentutem meam – derselbe Altar mit einem Täufling usw.

     Dazu werden dann freilich eine sehr große Anzahl von Zeichnungen gebraucht. Ich muß die praktische Ausführung erst einmal mit dem Kaplan besprechen. Die Arbeit kann sehr interessant sein, da alles auf die allerknappste u. eindeutigste Wirkung abzielen muß u. keine ablenkenden Nebensächlichkeiten enthalten darf.

     Nachmittags in der Kirche hatte ich heute 26 Beterinnen, das ist genau das Doppelte des ersten Tages vor 8 Tagen. Ich bin außer mir vor Glücksseligkeit über diesen schönen Erfolg, den mir der lb. Gott schickt. Gewiß ist das Gebet der Therese von Konnersreuth so segensreich, denn wenn ich selbst auch in diesen zwei Stunden für unsere Gemeinde bete ohne Pause u. Unterbrechung, so kann ich doch meinem Gebet nicht solche Kraft zuschreiben. – Außer der Freude über diesen schönen Erfolg habe ich von dieser Sache noch einen weiteren Gewinn –: ich vertiefe mein Gebet in einer ungeahnten Weise. Ich hätte das nicht gedacht. Anfangs hat diese Ungewöhnlichkeit meines Unternehmens mich selbst verwirrt u. ich kam nicht recht zur Sammlung; aber nun, wo ich's schon gewöhnt bin, tun sich in mir Kräfte auf, die ich nicht kannte, – und das ist sehr beglückend. Ich werde nicht nachlassen mit beten, – alle Heiligen sagen doch, daß das Gebet so ungeheuer wichtig sei, vielleicht lerne ich's auch noch. Der hl. Dominikus war ein solch mächtiger Beter, daß er von sich sagen konnte, daß Gott ihm noch niemals eine Bitte abgeschlagen hätte. Das ist garkein Wunder, denn dazu gehört nur, daß man niemals um etwas [2] bittet, was nicht auch Gott will. Wenn es beim hl. Dominikus u. anderen großen Heiligen so war, dann beweist das eben bloß, daß der Wille dieser Männer vollkommen übereinstimmte mit dem Willen Gottes. Und das ist die Essenz der ganzen Lehre Christi. –

     Um 7 Uhr war ich noch rasch beim Kaplan u. berichtete ihm über meine Unterredung mit Herrn Hartnack. Er wird nun seinerseits gleich daran gehen u. Übungssätze machen. Ich traf dann auch den Pfarrer, dem ich vom Erfolg in der Kirche erzählte. Er freute sich sichtlich u. meinte, daß er, wenn ein solches Bedürfnis vorläge, er auch bereit sei, die Kirche schon um 4 Uhr zu öffnen. –

     Den am Montag an Pf. Pietryga geschriebenen Brief habe ich doch nicht abgeschickt. Es genügt wohl, wenn ich persönlich mich zurückziehe.

     Heute hatten wir 14° Wärme wie im Frühling bei herrlichstem Sonnenschein. – Mein Fuß schmerzt noch, ist aber besser. –

     Ich gehe jetzt ernsthaft daran, den „Aufstieg zum Berge Karmel“ von Johannes vom Kreuz zu lesen, nachdem ich das Buch einmal ohne besondere Aufmerksamkeit durchgelesen habe.

     Seine Lehre ist zusammengefaßt in einem wundervollen Gedicht. Unter dem Berge Karmel versteht er den erhabenen Stand der Vollkommenheit, diese Vollkommenheit nennt er „Vereinigung der Seele mit Gott“. In dem Gedicht besingt die Seele das beseligende Los, „das sie beim Wandel durch die dunkle Nacht des Glaubens in Selbstentäußerung u. Läuterung empfand, bis sie zur Vereinigung mit dem Geliebten gelangte“.

     Das Gedicht lautet:

1) Es war in dunkler Nacht,
     ich brannt von Liebeswehn,
     – O Glück, das selig macht! -
     Entwich ich ungesehn
     Und ließ mein Haus in Ruhe stehn.

2) Gehüllt in dunkle Nacht,
     Vermummt mußt ich entsteigen,
     – O Glück, das selig macht! -
     In heimlich dunklem Schweigen
     Lag still das Haus, das mir zu eigen.

3) In jener Nacht voll Glück,
     Da sich kein Aug' mir wandte,
     Der Augen blöder Blick
     Kein wissend Licht erkannte
     Als das, so mir im Herzen brannte.

4) Mit ihm fand sichrer ich
     Als in des Mittags Schimmer
     Ihn, der geharrt auf mich,
     Den ich geliebt schon immer.
     Ein ander Gut traf ich dort nimmer.

5) Du warst mir Führer, Nacht;
     Nacht, süßer als der Morgen,
     Hast Herz zu Herz gebracht,
     Hast uns in Lieb geborgen,
     Mich im Geliebten, ihn in mir verborgen.

6) An meiner seligen Brust,
     die ihm allein zu eigen,
     Ruht er in süßer Lust.
     Und ich: mich liebend zu ihm neigen,
     Ihm Kühlung wehn mit Zedernzweigen.

7 )Als schon der Morgenwind
     Begann, sein Haar zu spreiten,
     Um meinen Nacken lind
     Ließ er die Rechte gleiten:
     Mir schmolz das Herz in Seligkeiten.

8) Ich gab, ergab mich ganz,
     Das Haupt am Lieb geborgen.
     Es schwand der Dinge Glanz,
     Vergessen war mein Sorgen,
     Da ich in Lilienduft geborgen.

Joh. v. K. sagt in der Vorrede, daß jeder, der zum Gotteslichte der vollkommenen Liebesvereinigung mit Gott gelangen wolle, – so weit das hienieden überhaupt erreichbar sei, – zuerst eine dunkle Nacht durchwandern müsse. Er sagt ferner, daß es [3] unmöglich sei, die lichtlosen u. dornenvollen Wege, welche jede Seele zurücklegen müsse, wenn sie in den Stand der Vollkommenheit gelangen wolle, zu beschreiben. Wer diese Wege zurückgelegt habe, wisse, was es darum ist, und doch werde es ihm an Ausdrücken mangeln. Deshalb wolle er dieses Buch „Aufstieg zum Berge Karmel“ nicht schreiben, indem er sich auf sein Wissen u. seine Erfahrungen stütze, sondern er wolle sich von der Gnade Gottes führen lassen u. von der Heiligen Schrift, aus der ja der Heilige Geist spräche.

     Zweck des Buches soll sein, der großen Bedrängnis mancher Seelen abzuhelfen, nämlich derjenigen Seelen, welche zwar den Pfad der Tugend betreten haben, „die aber, sobald sie von Gott in jene dunkle Nacht eingeführt werden, durch die sie zur Vereinigung mit Gott gelangen sollen, nicht mehr weiter finden.“

     Wenn Joh. v. K. diesen Zweck seines Buches einigermaßen erfüllt, dann wird sein gründliches Studium für mich von unschätzbarem Nutzen sein, denn auch ich gehöre zu diesen Seelen. Nicht, daß ich mich scheue, in diese dunkte Nacht einzugehen oder davor zurückschrecke; aber wohl fehlt es mir an einem tüchtigen u. erfahrenen Führer. Kaplan Dr. Tetzlaff ist zu jung, um ein solcher Führer zu sein, er hat ja selbst noch diesen Weg vor sich, auf dem mir nicht einmal ein Pater Athanasius Krächan Führer sein konnte. Ich kenne in der Tat niemanden, so viel ich bisher auch gesucht habe, dessen Führung ich mich anvertrauen könnte auf diesem Wege. Wohl haben mich viele bis zum Beginn dieses Weges geführt; aber hier bleiben sie alle stehen. So sei also Du, hl. Johannes v. K., der Du ja auch mein Namenspatron bist, Führer auf diesem Wege, – ich will mich Dir gläubig u. vorbehaltlos anvertrauen, Führe Du mich auf diese hohe Stufe, auf den Gipfel des Berges Karmel, führe u. belehre mich, und wenn es mir zuweilen an der nötigen Willenskraft u. Einsicht fehlt, dann bitte Du, hl. Johannes v. K. gemeinsam mit dem hl. Johannes d. T. unsere liebe Mutter Maria, die Ausspenderin aller Gnaden, daß sie mir die Gnade schenken möge den Aufstieg zu vollbringen. Möge mir die helfende Gnade Gottes stets zur Seite stehen u. möge ich selbst niemals aufhören, mit dieser helfenden Gnade im rechten Sinne mitzuwirken, dann muß der Aufstieg gelingen, denn Gott der Herr will es. Wenn ich nur stets den Willen Gottes klar erkennen möchte u. meinen eigenen, vorlauten Willen zum Schweigen bringe, dann wird es gelingen. Das ist ja der große Fehler meines Lebens gewesen, daß ich stets Gott entgegengearbeitet habe durch meine unbesonnenen Handlungen u. mein Widerstreben, u. deshalb hat Gott mich strafen müssen. Nicht im Zorn hat Er mich gestraft, nein, aus lauter barmherziger Liebe strafte Er mich. Mein Unfall mit den fünf zerbrochenen Knochen, mein langes, schmerzhaftes Krankenlager: alles das war reine, barmherzige Liebe Gottes, um mich, den trotzig Widerstrebenden, auf den rechten Weg zu zwingen. Mein Gott, an Deine Liebe kann ich nicht denken, ohne daß mir das Herz zittert u. daß mir die Tränen kommen.

     Und das grade versprichst Du mir nun, hl. Joh. v. K. Du willst mich lehren mich der Führung Gottes zu überlassen. Soll ich Dich da etwa nicht lieben? Soll ich Dir etwa nicht vertrauen? Ja, ich will Dir vertrauen, will mich von Dir führen lassen, wie sich ein Kind von seinem Vater führen läßt.