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TBHB 1937-06-20

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1937-06-20
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Entstehungsdatum: 1937
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Originaltitel: Sonntag, den 20. Juni 1936.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 20. Juni 1937. Das Datum wird in der Handschrift falsch mit 20. Juni 1936 angegeben.
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Einführung

Der Artikel TBHB 1937-06-20 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 20. Juni 1937. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1] Sonntag, den 20. Juni 1936.

[1]      Heute Nachmittag war ich nicht im Geschäft. Ich bin täglich 10 Stunden an der Kasse, oder dekoriere usw. Es ist eine anstrengende, aufreibende u. recht unangenehme Tätigkeit, bei der man seelisch Hunger leidet. Es würde noch angehen, wenn ich dabei nicht dauernd im Kampfe liegen müßte gegen den Teufel, der sich alle Mühe gibt, Maria in Banden zu schlagen. –

     Am 8. Juni war Marias Geburtstag. Wir fuhren zur Frühmesse nach Müritz, Maria beichtete. Wir hatten eine schöne Torte mit für die Schwestern. Am Nachmittag kam Marias Bruder Otto mit seiner Frau Lita u. einer fremden Dame. Sie blieben bis zum anderen Morgen. Es war viel überflüssiger u. äußerlicher Lärm.

     Am letzten Dienstag waren der Rektor u. Schw. Oberin hier bei uns, – wir hatten es am letzten Sonntag verabredet. Ich war selbst am Dienstag zur Frühmesse gefahren u. nahm dann beide im Auto mit hierher. Mittags fuhr Fritz dann beide wieder zurück. Es war ein schöner Sonnentag. Der Rektor kaufte einiges für das Kinderheim, wofür wir ihm natürlich sehr billige Preise machten u. einiges schenkten. – Es war für uns, u. sicher auch für Schw. Oberin u. den Rektor ein schöner Vormittag. –

     Von den jungen Faensens bekam ich Nachricht, daß ein Junge angekommen ist, der Johannes heißt . –

     Das Geschäft geht gut. Bis zum 1. Juni haben wir 1000 Rm. mehr umgesetzt, als im Vorjahre u. auch jetzt im Juni sind die Tageskassen weit höher. Ich glaube nicht, daß sich der Umsatz selbst gesteigert hat, sondern daß eben jetzt alles Geld in die Kasse fließt, während früher diese Beträge in den Taschen der Angestellten blieb. – Meine Gegenwart lohnt sich also offenbar, indessen zittern mir dabei oft die Nerven. Es wird gut gehen, wenn die Ordnung eingehalten wird, d.h. die Geschäftszeit u. die Sonntagsruhe. Das aber ist eben die Gefahr. Ich habe mit Maria in dieser Woche bereits eine Auseinandersetzung gehabt, weil sie abends nach 9 Uhr im Geschäft an Dienstmädchen verkauft hat. Abgesehen davon, daß das ungesetzlich ist, ist das auch die Quelle von Betrügerei, Verlust u. Diebstahl, denn diese Dienstmädchen wissen ganz genau, daß sie in dem schlecht erleuchteten Geschäft stehlen können, was ihnen gefällt. Im vorigen Jahre dehnten sich diese [2] Abendverkäufe oft bis 11 Uhr Abends aus u. was da gestohlen worden ist, sowohl von der Kundschaft wie von Angestellten, das läßt sich garnicht berechnen. Außerdem aber ist Maria dann am nächsten Tage müde u. abgespannt u. sie kann dann das ordentliche Geschäft nicht ordentlich erledigen. Die Folge ist neuer Verlust.

     Ebenso ist es mit der Sonntagsarbeit. Wir haben gesetzlich das Geschäft von 11–1 Uhr u. von 4–6 Uhr auf. Heute Vormittag hatten wir in der Stunde von 12–1 einen großen Umsatz u. die Folge war, daß Maria gleich nach dem Essen wieder ins Geschäft wollte, anstatt ruhig bis 4 Uhr zu ruhen. Es gab deshalb wieder eine Verstimmung u. ich selbst habe gestreikt u. bin am Nachmittag auch in der gesetzl. Zeit von 4–5 Uhr nicht hingegangen. – Wenn Maria in dieser Art unbelehrbar ist, wird es, wie ich fürchte, eines Tages zu einer Auseinandersetzung kommen müssen. Ich kann das nicht ertragen. Am Sonntag Morgen fahren wir regelmäßig nach Müritz, wir wohnen der ersten, stillen Messe bei, kommunizieren, – gehen dann noch ins Hochamt, – aber kaum sind wir wieder zuhause, dann geht schon wieder dieser wiederliche Geschäftsrummel los, als ob es keinen Gott gäbe. Jeder Gedanke an Gott ist dann wie ausgelöscht u. nur noch das Geld herrscht. – Wozu fährt sie dann nach Müritz? – Das ist die Heuchelei, die ich so hasse. Sie geht in die Kirche u. erbaut sich u. läßt sich tragen von einem frommen Gefühl u. von der lievevollen Art der Schwestern; aber auch dann nachher Gott die Ehre zu geben, – das fällt ihr nicht ein. Auch jetzt ist es schon wieder 1/2 7 Uhr, – das Geschäft soll seit einer halben Stunde zu sein, aber ich kann vom Fenster aus sehen, daß der Betrieb dort ruhig weiter geht. Ich fürchte, daß das kein gutes Ende nimmt, – es wird hart auf hart gehen müssen.

     Maria erkennt an unserer Frl. Schmidt, die sich als eine recht oberflächliche Katholikin erwiesen hat, zu welcher häßlichen Heuchelei das führen muß; aber in der Tat handelt sie nicht viel anders. Nur daß Frl. Schmidt eine kleine u. kümmerliche Seele hat, die sie zu verbergen sucht, indem sie täuscht u. heuchelt, sodaß man ihr nicht vertrauen kann, während Maria innerlich naiv ist u. nicht weiß, was sie tut. Sie erkennt nicht die Gefahr, in die sie sich selbst begiebt. –