Zum Inhalt springen

TBHB 1943-04-02

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1943-04-02
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1943
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Ahr. d. 2. April 1943. Freitag
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 2. April 1943
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

Der Artikel TBHB 1943-04-02 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 2. April 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über drei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Tagebuch.
Heft 13.
begonnen: 2. April 1943.
beendet: 10. Dezember 1943.
[2]
Ahr. d. 2. April 1943. Freitag.     

     Ich kann dieses Neue Heft nicht besser anfangen, als mit der Wiedergabe eines Traumes, den ich in der vorigen Nacht hatte, wenngleich er mir auch nicht in allen Einzelheiten im Gedächtnis geblieben ist.

     Ich befand mich mit vielen anderen in einem Krankenhause, jedoch in einem ganz alten, dunklen Gebäude, das mehr einer altmodischen Kaserne glich. Ich mußte in das Operationszimmer gehen u. kam zu spät. Der diensttuende Arzt, der an der Türe stand, sah mich deshalb mißbilligend an. Das Zimmer war ein langer, dunkler Raum, an der Schmalseite ein einziges, trübes Fenster. Dort stand eine Bahre, an der mehrere Leute u. der Operateur hantierten. Davor standen mehrere Männer wartend in einer Schlange, der letzte, hinter dem ich mich anschloß, war ein kleiner alter Mann mit weißem Spitzbärtchen. Er bemühte sich mir ein freundlich=kameradschaftliches Wesen zu zeigen. Auf der Bahre lag ein Mensch, ich glaube, daß es der Jesuitenpater Dubis war, welcher im vorigen Sommer hier bei den Aquinaten gewesen war, u. es wurde an ihm ziemlich schmerzhaft herumgeschnippelt, doch hielt er alles mit Gelassenheit aus. Dann stand er neben mir u. hatte eine große Wunde quer über der linken Wange, die aber bereits verharscht war. Es war jetzt ganz dunkel. Mitten im Zimmer stand jetzt ein gewöhnlicher Tisch u. auf diesem eine große Monstranz. [3] Die Hostie darin war so groß wie ein Kopf. Von Zeit zu Zeit leuchtete jemand die Monstranz an mit einer gewöhnlichen Taschenlampe u. man sah dann in der Monstranz das Antlitz Christi. – Dann Szenenwechsel: ich war auf dem Heimwege, stürzte neben einem Gartenzaun hin u. verlor etwas, fand es wieder im Garten, – es war ein Gegenstand von der Form des „Schott“. – Ich kam in ein Haus, wo ich ein Zimmer bewohnte, ähnlich wie St. Ursula in Müritz, doch war alles sehr verwahrlost u. die Schwestern waren nirgends zu sehen. – Sonst weiß ich nichts weiter. – Interessant ist an diesem Traum, daß ich ihn in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag nach dem 2. Fastensonntag hatte, denn die Liturgie dieses Donnerstages fällt aus der gewöhnlichen Fastenliturgie heraus. Der Stationsgottesdienst dieses Tages ist in der Kirche Kosmas und Damian, der beiden Aerzte, u. die Liturgie ist wahrscheinlich die alte Kirchweih dieser Kirche. Das hatte ich vorher nicht gewußt ich bemerkte es erst, als ich am Donnerstag früh die Messe durchlas, wie ich es jeden Morgen tue. Da erst fiel mir denn auch der Traum wieder ein. –

     Vorgestern besuchte uns Frau Söhlke aus Berlin, die hier ein Haus hat. Es ist eine typische Parvenuefamilie. Sie erzählte von den letzten Angriffen auf Berlin, durch den auch ihre herrschaftl. Wohnung im Grunewald im Mitleidenschaft gezogen worden ist, doch war sie selbst nicht in Bln., sondern in irgend einem sehr komfortablen Hotel im Algäu. Schlimmer ist es für meine Schwester. Beim Angriff am 1. März ging eine Luftmine 100 mtr. entfernt von ihrem Hause nieder, jetzt abermals 100 mtr. auf der anderen Seite. Frau S. erzählte von einem Artikel, der im 12Uhr-Blatt gestanden haben soll u. in dem die Bevölkerung aufgefordert worden sei, auf gut angezogene Leute zu achten u. solche in jedem Falle anzupöbeln. Der Artikel soll mit den Worten geschlossen haben: „Schlagt sie tot!“ – Wenn dieser Artikel wirklich so gelautet hat, dann paßt dazu der Artikel des Herrn Dr. Goebbels im letzten „Reich“, mit welchem dieser saubere Patron jetzt versucht, solcher Hetze zu bremsen. Er bekommt es nun wohl schon mit der Angst vor den Bolschewisten im eigenen Lande. Dieser infame Hetzer hat es ja nun so weit gebracht, daß er die Geister, die er aufgerufen hat, jetzt nicht mehr los wird. –

     Heute rief Margret an, – sie wird am 10. April mit ihrer Mutter herkommen u. wird bis zum 21. April bleiben. Die Mutter hat große Angst vor dem 20. April, dem Geburtstage des Führers, man glaubt, daß die Engländer an diesem Tage ganz Berlin kaput werfen werden. –

     Im Osten ist nichts mehr los, wahrscheinlich ist der Schlamm so tief, daß keiner sich mehr rühren kann. Dafür ist es in Afrika nun losgegangen. Unser Heeresbericht behauptet zwar, daß alle Angriffe abgeschlagen wären, gibt aber dennoch zu, daß Rommel Gabes geräumt hat. – Das kann wohl nicht mehr lange dauern u. es können uns auch nicht mehr die fast eine Millionen BRT. retten, die unsere U-Boote im März versenkt haben, gemeinsam mit der Luftwaffe.