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TBHB 1943-04-10

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-04-10
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Sonnabend, 10. 4. 43.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 10. April 1943
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Einführung

Der Artikel TBHB 1943-04-10 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 10. April 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonnabend, 10. 4. 43.     

     Gestern nachmittag Besuch von Oberlt. Groß mit seiner Frau. Er ist evang. Pastor von Beruf u. war in der ersten Zeit des Krieges Feldwebel bei unserer Batterie. Jetzt sitzt er irgendwo auf einer verlassenen, norwegischen Insel, zur Zeit nimmt er hier am Schießkursus teil. – An sich ist dieser Herr Groß ein recht belangloser Mann, davon, daß er Pastor ist, ist nicht viel zu merken. Seine Frau ist noch wesentlich belangloser. Interessant ist nur immer, mit welcher Selbstverständlichkeit diese Offiziere von der Aussichtslosigkeit des Krieges sprechen. Die Niederlage ist in ihren Augen unvermeidlich. Und ferner ist ihre politische Stellung interessant. Sie geben sich nicht die geringste Mühe, ihre entschiedene Ablehnung des Nationalsozialismus zu verbergen. – Sonst war Herr G. recht langweilig, er erzählte nur andeutungsweise, so erzählte er von einem SS Mann aus Norwegen, einem Norweger, welcher in der norwegischen SS ist u. an der Ostfront gewesen ist. Dieser Mann hat vom Leben in dieser SS erzählt u. Herr G. meinte, daß es das Schrecklichste gewesen sei, was er je gehört habe. Die Mitglieder dieser Truppe werden, „erzogen“ zur Kaltblütigkeit, indem man von ihnen verlangt, daß sie fünfzig Juden den Genickschuß verabfolgen. Ein Mann dieser Truppe habe eines Tages den Befehl erhalten, drei Juden irgendwohin zu bringen. Der Mann habe die drei Juden unterwegs kalt gemacht u. ihre Leichen verscharrt, dann sei er zu seiner Truppe zurückgegangen u. habe gemeldet, daß er den Befehl ausgeführt habe. Da aber der Mann viel zu früh zurückgekommen sei, habe sein Vorgesetzter Verdacht geschöpft, daß irgendetwas nicht stimmen konnte u. der Mann sei ins Verhör genommen worden. Er habe dann auch eingestanden, die drei Juden ermordet u. verscharrt zu haben. Dem Vorgesetzten ist das auch nicht weiter strafwürdig erschienen; aber daß der Mann den erhaltenen Befehl nicht richtig ausgeführt hatte, das war allerdings strafwürdig. Zur Strafe habe der Mann nun von seinem Vorgesetzten den Befehl erhalten, die drei Leichen wieder auszugraben u. sie an eine andere Stelle zu tragen u. sie dort von neuem zu begraben. Der Mann hat den Befehl auch ausgeführt, aber er ist darüber hin wahnsinnig geworden. Es wäre das wieder einmal eine Geschichte für Prof. Dubovy von der rächenden Strafe Gottes. –

     Heute ist Margret mit ihrer Mutter angekommen, Dr. Wessel hat beide von Ribnitz hierhergebracht. Sie wohnen beide drüben im kleinen Haus u. werden etwa 10 Tage hier bleiben. –

     Wir haben uns den großen Radio-Apparat von Monheims geliehen u. heute bei uns aufgestellt. Man hört damit besser, als mit unserem kleinen, französischen Apparat, den Fritz besorgt hat. –

     In Tunis scheint es sehr schlecht zu stehen, es wird sich wohl bloß noch um Tage handeln. – Margret berichtete von einem Gespräch mit Anneliese, nach dem Kurt W. mit seinem Vorgesetzten nach Afrika gehen soll. Es ist doch allerhand, daß Kurt es nicht mehr für nötig hält, seiner Mutter darüber irgend etwas mitzuteilen. –

     Von Karl=Ernst Wendt bekamen wir Nachricht, daß er die Trauung Fritz – Margret hier machen will. Fast habe ich ein schlechtes Gewissen, ihm unter den heutigen schwierigen Umständen diese Reise zuzumuten. –

     Abends höre ich, daß Rommel bereits Sfax geräumt hat. Es scheint, daß er keine Möglichkeit mehr hat, sich ernsthaft zu verleidigen.