Zum Inhalt springen

TBHB 1943-04-21

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1943-04-21
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1943
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Mittwoch, 21. April 1943
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 21. April 1943
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

Der Artikel TBHB 1943-04-21 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 21. April 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.

Tagebuchauszüge

[1]
Mittwoch, 21. April 1943     

     Gestern Abend war Prof. Erich Seeberg zum Abendessen unser Gast. Formlos, wie er ist, brachte er seinen Hund mit, einen großen, schwarzen, sehr alten Neufundländer, der sich bei uns störend breit machte. Der Professor selbst ist zwar ein liebenswürdiger, aber doch sehr seichter Plauderer, der ein ernsteres Gesprächsthema durchaus vermeidet. Dazu erzählt er besonders gern Geschichten, die seine Freude über die Mängel anderer Menschen erkennen lassen, was bei einem Theologen recht befremdend wirkt. Ueberhaupt ist bei ihm nicht viel vom Theologen zu bemerken, abgesehen davon, daß er gelegentlich Zitate aus dem Alten Testament anwendet, um sich auf diese Art witzig zu machen. Zum Glück hat seine Schwester, Margrets Mutter, mit diesem Mann nicht die leiseste Aehnlichkeit.

     Um 1/2 11 Uhr ging er nachhause u. es war um diese Zeit bereits Motorengeräusch zu hören, doch brannte das Licht am Darsser Ort. Ich ging dann schlafen. Um 1 Uhr 45 weckte mich der Nachbar Papenhagen, indem er an mein Fenster pochte. Ich hörte die Flak, die seit einiger Zeit am Hohen Ufer steht, heftig schießen u. sehr starkes Motorengeräusch. Ich zog mich an u. ging zu Martha rauf, die schon auf war. Wir sahen vom Fenster aus bei hellem Vollmond Flugzeuge in etwa 20 mtr. Höhe, die von unserer Flak beschossen wurden u. die mit Maschinengewehren antworteten. Weiterhin sahen wir über Rostock starkes Flakfeuer. Die ganze Geschichte dauerte bis 3 Uhr Morgens. Heute früh wurde bekannt, daß Rostock angegriffen worden ist, der Rundfunk berichtete heute von schweren Angriffen hauptsächlich gegen Stettin. Auch Tilsit ist in der Nacht von den Russen angegriffen worden. Diese Russen=Angriffe mehren sich in der letzten Zeit beträchtlich.

     Dr. Wessel brachte heute Margrets Schwester Christa mit ihren beiden kleinen Kindern aus Ribnitz herüber, – sie ist dort z. Zt. zu Besuch bei der Schwester ihres Mannes, die dort verheiratet ist, offenbar an einen sehr kleinen Beamten. Dr. W. wollte wissen, daß mehr als 500 Flugzeuge festgestellt worden wären. Es sind 30 Maschinen abgeschossen worden.

     Dr. W. nimmt heute Abend Frau Bohner, Margret u. ihre Schwester Christa mit den Kindern wieder mit nach Ribnitz. Die ersteren fahren dann morgen nach Bln. zurück. Wir fahren morgen Nachmittag nach Müritz. –

     Es ist sehr warmes Frühlingswetter, aber sehr trocken. Für heute Abend meldet sich eben Oblt. Dr. Krappmann u. Frau an, – er wird uns über die nächtlichen Ereignisse sicher Interessantes erzählen.

     Oblt. Dr. K. u. Frau waren hier. Ich bin erschüttert, wie völlig hoffnungslos er die Lage ansieht. Bisher war ich immer pessimistischer, als er, aber nun ist es umgekehrt. Nach seiner Ansicht gibt es nichts mehr, was uns vor dem Bolschewismus retten kann, – auch England u. Amerika nicht, er glaubt, daß die Russen uns alle niederwalzen werden. –

     Er war heute in Rostock u. sagt, daß diese Stadt in der letzten Nacht wieder schwer mitgenommen worden ist. Es war keine schwere Flak dort, da alles nach Berlin gebracht worden war. Er glaubt, daß seine leichte Flak wenigstens ein Flugzeug abgeschossen habe, welches beim Darsser Ort abgestürzt sein soll. Seine Flakbedienung besteht aus jungen Leuten, die zum ersten Male geschossen haben. Sie wären nervös gewesen, sonst hätte das Resultat besser sein müssen.