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TBHB 1943-05-16

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-05-16
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Sonntag, den 16. Mai 1943.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 16. Mai 1943
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Einführung

Der Artikel TBHB 1943-05-16 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 16. Mai 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonntag, den 16. Mai 1943.     

[1]      Freitag Nachmittag fuhren die Eltern Bohner mit Christa wieder ab, mit ihnen Ruth, am frühen Morgen waren Karl-Ernst mit seiner Frau abgefahren, u. zwar über Prerow. Mit der Abfahrt von Frau Bohner trat für uns eine erhebliche Erleichterung ein, denn diese Frau hat, wie sich immer mehr herausstellt sehr wenig dazu beigetragen, die Schwierigkeiten zu überwinden, die für uns mit dem Eintritt der Schwiegertochter in unseren engsten Kreis naturgemäß gegeben sind. Anstatt ihre Tochter anzuhalten, sich uns einzufügen, hat sie sie offenbar nach Kräften ermuntert, sich gegen uns zu behaupten u. das hat bereits zu unangenehmen Klarstellungen geführt, die um so peinlicher waren, als wir, besonders Martha, durch die wochenlange Anstrengung, die die Vorbereitung der Hochzeitsfeier von uns verlangt hat, reichlich erschöpft waren. Martha war diesen Dingen nicht mehr gewachsen. – Abends waren Otto u. Frau mit Max bei uns u. es kam zu einer gereizten Aussprache, die Gott sei Dank durch das gute, frauliche Wesen von Lita wieder in Ordnung gebracht wurde. Der letzte Grund zu diesen Dingen lag in Frau Bohner, die mit größter Selbstverständlichkeit unsere Einrichtungen u. Gegenstände für ihre Tochter u. für sich selbst in [2] Anspruch nahm, ohne sich je zu bedanken, wie sie überhaupt die Tatsache, daß wir die ganze Last der Hochzeit auf uns genommen haben, als selbstverständlich u. ohne Dank hingenommen hat. Es wird sehr gut sein, wenn Margret jetzt von dieser Mutter getrennt ist, denn von ihr ist offensichtlich nichts Gutes zu erwarten.

     Am Sonnabend waren Abends nochmals Otto usw. bei uns u. heute um 11 Uhr sind auch sie abgefahren. Nun ist Ruhe. Fritz bleibt noch bis Mittwoch. Dann werden wir mit Margret allein sein. Es haben sich in diesen Tagen genug Wolken am Horizont aufgetürmt u. wir können nur Gott bitten, daß er alles zum Besten lenken möge.

     Inzwischen ist Afrika erledigt, es steht dort kein deutscher oder italienischer Soldat mehr, es sei denn als Kriegsgefangener. Bisher wird die Zahl der Kriegsgefangenen mit 175000 Mann angegeben, darunter 10 Generäle. – Rommel ist, wie jetzt bekannt gegeben wird, bereits vor längerer Zeit aus Afrika abberufen worden.

     Nachmittags waren wir: Martha, ich, Fritz u. Margret bei Frau Prof. Mariechen Seeberg, gen. „der Silberhase“ zum Kaffee eingeladen. Frau Prof. Seeberg war beim Hochzeitsessen meine Tischdame gewesen. Sie ist die Tochter eines hohen, evangelischen Geistlichen aus Rußland u. war dann mit einem Seeberg verheiratet, der m. W. ebenfalls Theologe war, u. zwar in Rostock. Er ist aber längst verstorben. Frau S. hat ihre Jugend in Petersburg zugebracht u. konnte anschaulich von dem luxuriösen Leben jener längst vergangenen Zeiten erzählen. Jetzt hat sie hier in Ahr. ein Haus, in welchem sie seit einigen Jahren im Sommer u. im Winter lebt, zusammen mit ihrer Tochter Doris, die eine Bildhauerin von durchschnittlicher Begabung, aber von sehr nettem Wesen ist. Frau S. selbst war uns im Geschäft als Kundin stets eine ziemlich fatale Erscheinung, doch zeigte sie sich heute in ihrem Hause von einer wesentlich angenehmeren Seite. Das Haus ist teilweise hübsch eingerichtet, gleichsam mit den Trümmern eines früher luxuriösen Lebens.

     Abends „Stalin“ gelesen.