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TBHB 1943-06-03

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-06-03
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Donnerstag, 3. Juni 1943.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 3. Juni 1943
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Einführung

Der Artikel TBHB 1943-06-03 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 3. Juni 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.

Tagebuchauszüge

[1]
Donnerstag, 3. Juni 1943.     
Christi Himmelfahrt.     

     Dienstag Abend bei Dr. Grimm. Ich war zum ersten Male bei ihm, seitdem er das kleine Haus bewohnt, welches das ehemalige Waschhaus ist, welches er sich sehr geschickt ausgebaut hat. Wir saßen in einer geschlossenen Veranda, die den Ausblick nach Norden zum Darsser Ort u. nach Westen über die See hat. Für denjenigen, der das liebt, ist die Lage des Hauses hart am Strande recht reizvoll, für mich ist das nichts. Man hat zu wenig das Gefühl der Geborgenheit im Hause, man fühlt sich der ungebändigten Natur zu sehr ausgeliefert; aber das ist ja die Sehnsucht der Großstädter! Sieburg hat wohl recht, wenn er meint, daß es die Sehnsucht aller Deutschen sei im Gegensatz zu den Franzosen, welche mehr die kultivierte Landschaft lieben. Wenn dem so ist, dann fühle ich deutlich meine französische Abstammung. Ich liebe diese Landschaft hier nicht, welche immer unbestimmt u. in Licht oder in Nebel oder in Dämmerung zu zerfließen scheint, ohne klare Konturen u. Grenzen. Die Landschaft ist ganz unkultiviert u. wild, es ist eine barbarische Landschaft. – An jenem Abend kam das besonders stark zum Ausdruck, da sich der Himmel eingetrübt hatte u. da es begann, zu nieseln, sodaß auch der Horizont nicht mehr zu sehen war. Man sitzt dann vor einer grauen Unbestimmtheit wie vor einem Abgrund, der ins Nichts zerfließt. – Wir saßen hart auf unbequemen Bänken u. tranken einen ziemlich sauren Rheinwein. Zum Glück ist Dr. Grimm ein lebhaften Mensch, der viel spricht, sodaß es zwar nicht sonderlich interessant war, seinen Reden zuzuhören, aber die Zeit verlief wenigstens rasch. Auf dem Nachhauseweg nieselte es noch, um 1/2 12 Uhr waren wir wieder daheim. – Solche Verpflichtungen sind höchst lästig. –

     Am Montag haben wir zum ersten Male das Geschäft geöffnet gehabt. Es war ziemlich lebhaft durch die Filmleute, die augenblicklich hier sind. Es wird ein Film gedreht, der um 1900 spielt u. eigentlich auf Helgoland spielt, wo man aber jetzt im Kriege nicht filmen kann. Henni Porten spielt mit u. ist wohl die Kanone. –

     Herr Hülsmann ist da u. hatte sich zu heute abend angesagt, doch sagte er nachmittags wieder ab. Wir waren sehr froh, denn heute Nachmittag war die Preisprüfungs=Kommission bei uns u. fand allerhand auszusetzen. Trotzdem kamen wir einigermaßen glimpflich davon, denn die beiden Herren in Civil waren ziemlich wohlwollend, nur der dazugehörige Polizeimann war ein rechter Büttel, der uns am liebsten in hohe Strafe genommen hätte, weil wir einige kunstgewerbliche Gegenstände zu hoch kalkuliert hatten. Zum Glück waren wir vorher von anderen Geschäftsleuten benachrichtigt worden, sodaß wir vorher den Laden ziemlich leer räumen konnten. Als die Kommission kam, war kaum noch Ware im Geschäft. Wir werden wahrscheinlich einen Verweis bekommen, u. werden uns in Zukunft noch mehr vorsehen müssen. Es ist nur tröstlich, daß dieses Regierungssystem bald sein Ende gefunden haben wird. Aber die Sache hat uns doch sehr mitgenommen u. besonders Martha war sehr aufgeregt, – was aber sehr gut war, denn sie erregte so das Mitleid der beiden Herren.