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TBHB 1943-08-05

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-08-05
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Donnerstag, 5. August 1943.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 5. August 1943
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Einführung

Der Artikel TBHB 1943-08-05 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 5. August 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Donnerstag, 5. August 1943.     

[1]      Sonntag Nachmittags machten Prof. Franz Triebsch u. Frau Besuch. Wir saßen auf der Terrasse in ingeregtem Gespräch, natürlich war das Hauptthema die politische Lage u. die Katastrophe von Hamburg. Frau T. ist Hamburgerin, geb. Becker. Durch die Katastrophe ist T. auch sehr berührt, da er sein Vermögen dort angelegt hatte. Ich konnte mich nicht enthalten, Herrn T. einige bittere Wahrheiten zu sagen über die ehemaligen Deutschnationalen, zu denen er ja auch gehörte u. denen wir die Nazis in der Hauptsache zu verdanken haben. Uebrigens war er morgens bei uns im Hochamt gewesen u. hatte die schöne Predigt von Pfr. Feige gehört, über den er des Lobes voll war.

     Inzwischen hat sich der Ort mehr u. mehr mit Hamburgern angefüllt, lauter Menschen, die alles verloren haben u. die dieses traurige Geschick teilweise mit nur geringer Würde zu tragen wissen. Der Gott dieser Menschen war von je her ihr Bauch, ihr Lebensinhalt war Reichtum u. Wohlleben. Nun ist das über Nacht dahin u. es bleibt nichts übrig als eine leere Fassade. Jetzt schimpfen sie alle auf Hitler – aber früher haben sie ihn gewählt. – Die Stimmung ist fürchterlich. –

     Heute abend wurde bekannt, daß die Engländer Catania auf Sizilien genommen haben. Gestern noch wurde geschrieben, daß unsere Stellungen dort uneinnehmbar seien. Desgleichen wurde bekannt, daß wir Orel an der Ostfront „planmäßig“ [2] geräumt hätten. Es ist damit wenigstens eine Wiederholung von Stalingrad vermieden worden, aber so ohne Verluste an Menschen u. Material, wie gesagt wird, wird diese Operation nicht vor sich gegangen sein.

     Die Evakuierung Berlins ist in vollstem Gang. Die Schw. Oberin telegraphiert aus Mährisch-Ostrau, wohin anscheinend die Pfleglinge der Aquinaten verbracht worden sind. Es herrscht Panikstimmung, man erwartet die Bombardierung Berlins jeden Augenblick.

     Agnes Borchers=Papenhagen hat endlich Nachricht von ihrem Mann aus Hmb.

     Am Dienstag Nachmittag bei Frau Monheim gewesen.

     Heute im Geschäft begrüßte uns Herr Ringeling, den wir zum Sonntag Nachmittag einluden.

     Die Hitze hat nachgelassen, wir hatten Gewitter in den letzten, aufeinanderfolgenden Nächten, dazu etwas Regen, sodaß die schlimmste Dürre gewichen ist. –

     Aus Italien hört man überhaupt nichts, alle Nachrichten von dort sind gesperrt.

     Es gibt seit Hamburg keinen Tabak mehr. Die Leute kommen täglich zu mir, um zu fragen, ob nicht doch etwas gekommen wäre. Auch auf die Kleiderkarten gibt es nichts mehr zu kaufen, jeder Verkauf ist gesperrt. Infolge der Dürre gibt es kaum noch Magermilch.

     Heute Postkarten von Marthas Schwester Emma u. Cousine Martha Bahnson aus Hmb. Alle sind noch lebend, aber es gibt dort weder Wasser, noch Gas, noch Licht usw. Es muß furchtbar sein. Dazu die Angst vor neuen Angriffen.