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TBHB 1943-09-09

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-09-09
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Donnerstag, 9. Sept. 1943.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 9. September 1943
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Einführung

Der Artikel TBHB 1943-09-09 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 9. September 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.

Tagebuchauszüge

[1]
Donnerstag, 9. Sept. 1943.     

[1]      Nach Mitteilung unserer Frühnachrichten hat die deutsche Regierung gestern Abend um 23 Uhr sich entschlossen, die Kapitulation Italiens im Rundfunk bekannt zu geben. Sie hat sich dazu einige Stunden Zeit lassen müssen, um sich klar zu werden, was sie dem deutschen Volk sagen solle. Sie hat es dann im echt nationalsozialistischem Stil gesagt d.h. sie hat geschimpft auf die Verräter, die ihrer verdienten Strafe nicht entgehen würden, – u. selbstverständlich sind es wieder die Juden, die diesen Verrat ausgeführt haben, – obgleich es doch, wie es immer hieß, in Italien garkeine Juden mehr gab. Interessant ist die deutsche Behauptung, daß die Verhandlungen schon vor vielen Wochen begonnen hätten, u. daß die bedingungslose Kapitulation bereits am 3. Sept. unterzeichnet worden wäre, daß aber General Eisenhower verlangt hätte, die Kapitulaton erst in einem Augenblick bekannt zu geben, der ihm genehm wäre, – d.h. also wohl in einem Augenblick, in dem seine Vorbereitungen soweit abgeschlossen waren, daß er ganz Italien blitzartig besetzen kann – u. dazu natürlich auch den Balkan. Das wird also nun wohl geschehen, bzw. zur Stunde schon geschehen sein. – Ferner ist interessant, daß unsere Regierung behauptet, Marschal Baldoglio habe noch gestern, am 8. Sept., der deutschen Regierung erklärt, an den Gerüchten einer Kapitulation sei kein wahres Wort! – Es geht daraus hervor, daß man bei uns von diesen Dingen zwar gemunkelt hat, daß man aber dann doch von den Tatsachen völlig überrascht worden ist. – Es scheint mir unter diesen Umständen ganz ausgeschlossen, daß man eine Verteidigung am Po durchführen kann, man wird in die Alpen zurückgehen müssen, die frontal wohl leicht zu verteidigen sind, die man aber umgehen kann. Außerdem gibt es dann aber kein Fleckchen deutscher Erde mehr, das nicht im Machtbereich der feindlichen Luftangriffe läge, von den Oelquellen in Rumänien ganz zu schweigen. – Auch der Fall von Stalino wird zugegeben. Die Notwendigkeit der Räumung des Kuban-Brückenkopfes u. der ganzen Krim rückt damit in immer gefährlichere Nähe. – Dennoch führt unsere Regierung nach wie vor eine unverschämte Sprache namentlich gegen Italien, die ganz auf „Dolchstoß in den Rücken“ abgestellt ist, – wohingegen das Gegenteil der Fall ist. Wir sind es gewesen, die Italien das Blaue vom Himmel herunter versprochen haben u. Italien, das auf diese Versprechen hereingefallen ist, hat in diesem Kriege nach u. nach alles verloren, was es vorher erobert hatte. Wenn es sich weigert, nun auch noch sein eigenes Land durch diesen Krieg verwüsten zu lassen, nachdem wir doch offensichtlich nicht in der Lage sind, es davor zu schützen, so ist das nicht nur sehr verständlich, sondern absolut richtig. – Wie lange wird das deutsche Volk diesen Betrug noch ertragen?