TBHB 1943-10-08
Einführung
Der Artikel TBHB 1943-10-08 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 8. Oktober 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.
Tagebuchauszüge
[1] Am Dienstag den 5. Okt. war Pfr. Dobzcynski hier u. las eine hl. Messe. Wir haben jetzt den Altar der Aquinata=Schwestern hier, der dauernd im Wohnzimmer steht, denn die Schwestern sind nun am Mittwoch endgültig fort. Schw. Marie=Luise war hier u. hat alles zusammengepackt, die Sachen stehen noch in einem Zimmer des Hauses, weil ein Abtransport gegenwärtig nicht möglich ist. Außer dem Altar haben wir den Koffer mit den Paramenten u. den Kelch u. den Altarstein. –
Zur Messe waren ziemlich viele Menschen. Frau Monheim mit Ingrid, die alte Frau Longard mit ihrer Enkelin, Frau Krappmann, Frau Vogt, Frau Sommerhof, Frau Beichter mit der kleinen Marianne, die beiden Aquinataschwestern Marie-Luise und Maria u. das Mädchen Viktoria. – Der Pfarrer will Anfang November noch einmal wiederkommen, nachdem er diese rege Beteiligung gesehen hat. Es waren fünf Kommunionen. Frau Vogt hat nach der Messe mit ihm gesprochen u. hat dann gebeichtet, – so ist sie nun endlich wieder fest an die Kirche gebunden. –
Gestern Abend war Prof. Heydenreich u. seine Frau bei uns. Leider kommen diese Menschen immer so spät, daß sie dann bis tief in die Nacht dableiben. Prof. H. war sehr erschüttert über die eben erhaltene Nachricht, daß sein bester Freund, der als Kunsthistoriker am deutschen Institut in Florenz tätig ist, bei einem Bombenangriff umgekommen ist, mit ihm ebenfalls der Direktor am deutschen Institut in Rom. Näheres wußte er nicht; aber aus dem Umstande, daß diese beiden Herren anscheinend zugleich den Tod gefunden haben, scheint hervorzugehen, daß dieses Unglück wahrscheinlich in Bozen passiert ist, wohin die ganze deutsche Gesandtschaft sich damals zurückgezogen hatte, als der Umschwung in Italien eintrat. Bozen ist dann von den Engländern mehrfach schwer bombardiert worden. – Merkwürdigerweise hatte, jener Professor aus Florenz seinem Freunde H. vor nicht langer Zeit eine Art letzte Verfügung gesandt, in der er ihm seine Verfügungen über seine Bücher etc. u. über noch nicht vollendete Arbeiten mitteilte.