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TBHB 1943-10-30

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-10-30
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Sonnabend, 30. Oktober 1943.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 30. Oktober 1943
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Einführung[Bearbeiten]

Der Artikel TBHB 1943-10-30 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 30. Oktober 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.

Tagebuchauszüge[Bearbeiten]

[1]
Sonnabend, 30. Oktober 1943     

[1]      Jens Mutter ist Freitag früh wieder abgereist. Sie war uns als Gast nicht störend. Sie ist eine ganz problemlose Frau, von bestem Willen beseelt u. hat auch anscheinend keine unmöglichen Vorstellungen vom Leben. Sie scheint auch eine gute Hausfrau zu sein, verschwendet nicht u. gibt sich große Mühe um ihre Kinder. Wenn Klaus mit ihr nicht ausgekommen ist, so muß wohl die größere Schuld an ihm selber liegen. Leider scheint die Sache jetzt so verfahren zu sein, daß ein Einränken schwer ist. Nach dem, was ich herausgehört habe, hat Klaus in der Tat Erziehungsprinzipien, die wirklich unmöglich sind, – u. das ist sicher nicht übertrieben. Er betrachtet die Erziehung ganz vom Standpunkt des Nervenarztes u. ist von seinen wissenschaftlichen Vorurteilen u. Theorien so besetzt, daß er das Einfache u. Natürliche nicht mehr sieht. Der Fall liegt wieder einmal so, daß das Problem mit natürlichen Mitteln überhaupt nicht zu lösen ist, sondern nur vom Glauben her. Es müssen Opfer gebracht werden, deren Sinn der natürliche Verstand nicht einsieht.

     Gestern Nachmittag trafen wir Erich Seeberg. Wir machten bei dem herrlichen Wetter, das wir gegenwärtig haben, einen kleinen Spaziergang. S. erzählte mir, daß er einen Brief von seiner Schwester erhalten habe, der verschiedene Anklagen gegen Fritz enthalte. Ich muß heute Vormittag zu ihm gehen, da diese Anschuldigungen offensichtlich erlogen sind.

     Frau Siegert hat ihren Klatsch gegen den Religionsunterricht trotz der Einmischung von Frau Marie Seeberg fortgesetzt u. hat dabei nun auch den politischen Leiter, den Lehrer Deutschmann, mit Drohreden bedacht. Dieser hat nun Angst bekommen. Er war gestern Abend bei mir, um mich zu bitten, den Unterricht einzustellen. Er beruft sich auf ein Gesetz aus dem Jahre 1872, nach welchem jeder, der irgend einen Unterricht erteilen will, dazu einen Erlaubnisschein haben muß. Einen solchen habe ich natürlich nicht u. es ist aussichtslos, einen solchen zu beantragen. Auf jeden Fall liegt die Sache so, daß diese Frau Siegert den weiteren Unterricht verhindern kann, wenn sie sich dieserhalb an die politische Behörde bzw. an die Partei, wendet, denn dann wird der Unterricht glatt verboten, ob mit oder ohne Erlaubnisschein, denn es genügt, wenn auch nur Einer daran Anstoß nimmt. Es wird dann daraus sofort eine öffentl. Volksmeinung gemacht. – Herr D. war überaus wohlwollend, aber da er Angst hat, kann man nichts machen. Wenn ich den Unterricht trotzdem fortsetze, dann kann er sagen, er hätte es mir verboten u. man könnte mich dann im Gefängnis festsetzen. – Es wird ja wohl nicht mehr allzu lange dauern! –

     Unsere Front im Osten sieht sehr böse aus. Es ist nicht gelungen, die Dnjeprlinie zu halten. Die Russen stehen jetzt dicht nördlich von Krivoi Rog, bis wohin sie von Krementschug von Norden her durchgebrochen sind u. am Asowschen Meer sind sie, nachdem sie Melitopol genommen haben, ebenfalls stark im Vordringen auf die Krim zu. Es scheint kaum möglich, diese Stellungen jetzt zu halten, es wird eine neue. „Frontverkürzung“ am Bug nötig sein. – In Italien dagegen scheinen wir unsere Stellungen gut zu halten. Die Engländer u. Amerikaner sind doch minderwertige Soldaten. Zwischen dem Befehlshabern im Süden, Kesselring, u. im Norden, Rommel, scheint es Differenzen gegeben zu haben, jedenfalls sagt man, daß Kesselring abberufen worden sei. –