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TBHB 1944-01-31

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-01-31
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Montag, 31. Januar 1944.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 31. Januar 1944
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Einführung

Der Artikel TBHB 1944-01-31 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 31. Januar 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Montag, 31. Januar 1944.     

[1]      Sonnabend Abend mit Krappmanns wieder ein sehr angeregter Abend. Er brachte eine Fl. Sekt mit, ich spendierte zwei Flaschen Bordeaux. – Er erzählte mir, er sei beim Lehrer Deutschmann gewesen, um Urlaub für Lothar zu bekommen, weil er für eine Woche mit ihm nach Schweinfurt zu Eltern u. Schwiegereltern fahren will. Bei dieser Gelegenheit hat D. angefangen, vom Religionsunterricht zu sprechen. Es sieht so aus, als hätte er Wind davon bekommen, daß ich damit wieder angefangen habe, jedenfalls hat er gewarnt, er könne mich im Ernstfall nicht vor dem Konzentrationslager schützen. Es scheint, als ob Lothar eine unbedachte Bemerkung in der Schule gemacht hat, die D. gehört hat. Ich werde vielleicht die beiden Jungens von Frau Korsch wieder nachhause gehen lassen müssen, – man muß mal abwarten. –

     Krappmann erzählte mir, daß der Oblt. Dr. Steinmetz bei Spezia eine Batterie von vier Geschützen führt, aber nur ungefähr 45 Mann Besatzung dafür hätte, während hier die Batterie nur drei Geschütze hat, wofür 230 Mann Besatzung vorhanden sind. Im Ernstfalle könnten die vier Geschütze des Oblt. St. also niemals gleichzeitig bedient werden. Dr. K. meint, daß es überall so wäre. Es stünden am ganzen Atlantikwall zwar die Batterieen aus dem Papier u. sie seien auch vorhanden, aber es sei keine Bedienungsmannschaft da. Ich fragte, warum denn die hiesige Batterie [2] nicht Soldaten abgäbe, worauf er lachend erwiderte: Wenn diese Batterie u. die anderen zu diesem Befehlsbereich gehörenden Batterien nicht jede mindestens 230 Mann Besatzung hätten, sondern nur etwa 50 Mann, dann wäre für diesen Befehlsbereich nicht mehr ein Kapitän zur See erforderlich, sondern es genügte etwa ein Fregattenkapitän. Da aber der Kapitän z. See seinen schönen Posten nicht verlieren will, gibt er eben keine Leute ab.

     Die letzten Angriffe auf Bln. scheinen wieder sehr schwer gewesen zu sein. Martha versuchte gestern, Verbindung mit Bln. zu bekommen, doch war es nicht möglich. Auch Frau Monheim hat noch nichts gehört, obgleich in ihrem Hause in Frohnau eine militärische Dienststelle der Spionage-Abwehr sitzt u. die Wehrmacht natürlich bevorzugt Verbindungen erhält. Wir erwarteten, daß die Engländer in der Nacht vom 29 – 30. Jan. wieder Bln. angreifen würden, aber es geschah nicht. Gestern, am 30. Jan., dem Tage der Machtübernahme durch die Nazis, verlas der Führer aus seinem Hauptquartier eine Rede, die ich aber nur zum Teil hörte. Was ich hörte, war höchst belanglos, immer die alten Phrasen von dem Sieg u. dem Lohn, den Gott dem gibt, der tapfer ausharrt. Die Rede sollte um 8 Uhr Abds. wiederholt werden, doch scheint da wieder Alarm in Bln. gewesen zu sein, denn der Deutschlandsender funktionierte nicht. Heute früh um 9 Uhr war Radio nur schwach zu hören, vielleicht ist die Sendeanlage beschädigt. – Dieser Zustand ist grauenvoll.

     Gestern Abend rief Frau Dr. Grimm an, – sie will heute zu uns kommen, um mit uns über den Verkauf des Grundstücks in Prerow zu verhandeln.