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TBHB 1944-04-30

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-04-30
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Sonntag, 30. Apr. 1944
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 30. April 1944
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1944-04-30 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 30. April 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Sonntag, 30. Apr. 1944     

[1]      Von Fritz zwei weitere Briefe. Er scheint sich in das Unvermeidliche zu fügen, etwas anderes bleibt ihm ja auch nicht übrig. Ich wollte nur, daß er es in einer anderen Gesinnung täte, weniger zähneknirschend, sondern im Glauben u. im Wissen, daß das irdische Leben nur dem Grade nach manchmal noch unangenehmer u. enttäuschender ist, als in normalen Zeiten, anstatt daß er nur immer nach größtmöglicher Bequemlichkeit u. amüsantem Zeitvertreib Ausschau hält.

     Gestern Mittag wieder schwerer amerikan. Angriff auf Berlin. Martha telephonierte mit ihrer Schwiegertochter Anneliese, welche aber keine genaue Auskunft geben konnte, da sie bei ihren Eltern im Osten Berlins krank liegt. Sie hat sich beim Wiederaufbau der zerstörten Wohnung in der Potsdamer-Straße total übernommen, Kurt hat sie natürlich maßlos überanstrengt. Sie wußte bloß, daß abermals die Potsdamer-Straße stark betroffen worden sei bis zum Potsdamer-Platz, zum Halleschen Tor. Auch der Wedding soll stark betroffen sein.

     Gestern Nachmittag Besuch von Erich Meisner u. Frau zusammen mit Küntzels. Erich M. sieht furchtbar elend aus, er kam aus Berlin u. bleibt nur einige Tage hier.

     Abends kam endlich Dr. Wessel u. brachte mir den Zahnersatz. Es ist anfangs sehr unbequem u. es scheint eine gewisse Geschicklichkeit [2] dazu zu gehören, daß man diesen Fremdkörper im Munde behält, ohne dauernd Gefahr zu laufen, ihn zu verlieren. Die anfängliche Schwierigkeit beim Sprechen habe ich aber sehr rasch überwunden, sodaß ich heute die Andacht ohne Schwierigkeit abhalten konnte; aber das Essen fällt mir noch sehr schwer. Dr. W. meint, daß sich das bald geben würde.

     Von Irmingard Wegscheider ein Brief, daß sie Marthas Einladung, ihre beiden Jungens Jens u. Peter herzusenden, gern annimmt. Sie wird das Mädchen mitschicken u. wird die Jungens selbst herbringen. Nach dem, was sie schreibt, wird es sehr notwendig sein, daß ich Jens wieder in strenge Erziehung nehme.

     In der Schaulade findet sich ein Nachruf für den Glasschneider Willy Süßmuth, der als Obergefreiter der Luftwaffe am 21. Jan. 44 tödlich verunglückt ist. Darin heißt es, daß seine Witwe der Todesanzeige die Worte vorangestellt hat: „Geburt ist Sterbens Anfang, der Tod des Lebens Aufgang: Strahlender Beginn“. Und für die Danksagung hat sie sich folgender Verse bedient:

Alles vergehet;
Gott aber stehet
Ohn alles Wanken:
Seine Gedanken,
Sein Wort u. Willen hat ewigen Grund;
Sein Heil u. Gnaden,
Die nehmen nicht Schaden,
Heilen im Herzen
Die tödlichen Schmerzen,
Halten uns zeitlich u. ewig gesund.

     Abends kam überraschend Dr. Krappmann u. Frau zu einem Plauderstündchen. Auch er erwartet nun die Invasion täglich. Wir besprachen die Aussichten, stellten fest, daß man sich keinen Begriff machen kann von dem, was sein wird. Wer wird in das zu erwartende Chaos wieder Ordnung bringen können?

     Im Reich ein Artikel über die geheime Armee in Frankreich. Es geht daraus hervor, daß diese Geheimorganisation außerordentlich weit entwickelt ist. Die Engländer haben seit Monaten Waffen abgeworfen, andere Waffen sind bei der Demobilmachung der franz. Armee nicht abgeliefert worden, selbst ganze Panzer hat man verborgen. Im Falle der Invasion werden diese sicher recht gut bewaffneten Massen unter Führung von anglo-amerikan. Fallschirmtruppen über Nacht aufstehen u. der Kampf wird in allen Teilen Frankreichs auf einmal auflodern, also weit im Rücken des Atlantikwalles. Ebenso ist anzunehmen, daß Millionen von ausländischen Arbeitern in Deutschland selbst aufstehen werden, zweifellos unterstützt von Millionen deutscher Arbeiter, die mit ihnen gemeinsame Sache machen werden. Es wird furchtbar werden! – Auch Dr. K. ist der Meinung, daß die gegenwärtigen Luftangriffe auf Nordfrankreich sich kaum noch steigern lassen u. daß deshalb die Invasion unmittelbar vor der Tür steht, – vielleicht morgen zum 1. Mai.?

     In Berlin soll beim gestrigen Angriff das Luftfahrt-Ministerium schwer getroffen worden sein, ferner der Anhalter Bahnhof, auch Schöneberg, Steglitz, Dahlem u. Tempelhof scheinen wieder schwer gelitten zu haben.