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TBHB 1944-06-15

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-06-15
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Donnerstag, 15. Juni 1944.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 15. Juni 1944
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1944-06-15 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 15. Juni 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über drei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Donnerstag, 15. Juni 1944.     

[1]      Dienstag abend war Herr Larsen-Hamburg bei uns, ein Maler, der sich viel in der Welt herumgetrieben hat u. fast alle Gegenden des Globus kennt. So weit ich aus seinen Erzählungen, die recht amüsant waren, entnehmen konnte, betreibt er jetzt in Hamburg eine schwungvolle keramische Werkstatt.

     Gestern Abend zum Vortrag waren neben Frau Dr. Korsch und Marianne Clemens noch Frau Carmin Grantz u. eine Frau [2] von Schulenburg, Freundin von Frau Grantz, zugegen, eine sehr rassige, intelligente u. bemerkenswerte Frau, ferner Frl. Clemens, Schwägerin von Marianne. Die alte Frau Ziel ist leider gestern mit ihrem Mann in ein Sanatorium im Harz gefahren.

     Von Fritz haben wir Nachricht. Er ist nun endgültig zum Regimentsstab kommandiert. Das Regiment ist verladen worden nach Süden. Die drei Bataillone fuhren getrennt. Der erste Transport erlitt einen Sabotageakt, indem unter einem der Eisenbahnwagen ein Sprengkörper explodierte, der jedoch keinen Schaden anrichtete. Der zweite Transport erlebte einen Fliegerangriff, durch den die Lokomotive beschädigt wurde u. der dritte Transport war noch nicht eingetroffen, als Fritz uns schrieb, obgleich er seit 24 Stunden hätte eingetroffen sein sollen. Die Sache mit dem Sprengkörper ereignete sich in der Gegend von Riom, also schon ziemlich weit im Süden, sodaß wir annehmen können, daß sich das Regiment noch weiter südlich von Riom befindet. Er schreibt von Kämpfen, der Aufstand macht offenbar Fortschritte. Er hat mit dem Stabe Quartier in einem Schloß.

     Der Beginn der Invasion ist nun heute neun Tage her. Die Angloamerikaner haben in dieser Zeit ihre Kräfte offenbar erheblich verstärken können, aber auch wir haben Verstärkungen herangeführt. Die Angriffe der Gegner haben vorerst nur den Zweck, Raum zu gewinnen für den weiteren Aufmarsch u. selbstverständlich setzen wir alles daran, dies zu verhindern. Die Hauptkämpfe finden nördlich von Caen statt. Diese Stadt haben die Gegner am ersten Tage der Invasion bereits durch Fallschirmtruppen besetzt gehabt, doch sind sie dann dort wieder vertrieben worden. Ich glaube, daß sie jetzt diese Stadt wieder erobert haben oder sich noch darum bemühen. Auch östlich davon greifen sie an. Westlich bei Bayeux wird ebenfalls schwer gekämpft. Diese Stadt haben die Gegner ziemlich von Anfang an in Besitz u. sie versuchen, von hier aus nach Südosten, Süden u. Südwesten vorzustoßen, doch scheinen sie dabei zunächst keine nennenswerte Erfolge zu haben. Isigny u. Carentan sind im Besitz der Gegner. Von dort her wollen die Gegner die Halbinsel Cotentin abschnüren, weshalb dort unsererseits stark angegriffen wird. Weiter nördlich von Carentan, am Ostrande der Cotentin-Halbinsel, wo die Angloamerikaner in Richtung auf Cherbourg vorzustoßen versuchen, wird ebenfalls heftig gekämpft in Richtung auf Valognes. Der Besitz von Cherbourg ist natürlich von größter Wichtigkeit. Der Gegner hat dort Fallschirmtruppen abgesetzt u. auch von See her Truppen gelandet, scheint damit aber keinen Erfolg gehabt zu haben. In dieser Gegend scheinen sich jetzt hauptsächlich Artilleriekämpfe abzuspielen zwischen feindlichen Schiffseinheiten u. unseren Küstenbefestigungen. Wir haben als Verbindung nach Cherbourg nur noch eine einzige Eisenbahnlinie die schwer unter Luftangriffen leidet, sodaß wir diese Stadt wohl kaum sehr lange noch halten können. Aber auch unsere Luftverteidigung ist inzwischen stärker geworden u. wir bringen der Landungsflotte manch schweren Verlust bei. – Nach den letzten Nachrichten scheint es so, als hätte der Gegner südlich Isigny in Richtung auf St. Lô etwas an Boden gewonnen. – Aus all dem ergibt sich, daß die ganze Lage auf beiden Seiten noch nicht aus dem Stadium der Vorbereitungen herausgekommen ist u. daß sich ein Bild [3] über die künftige Entwicklung noch nicht gewinnen läßt. Allerdings dürfte eine Beurteilung, wie sie mir gestern Mittag Herr Kiehl gab, der mit dem Auto hier durchkam u. mich begrüßte, kaum das Richtige treffen. Dieser Herr meinte, wir ließen die Angloamerikaner „absichtlich“ hereinkommen, u. wenn sich genügend feindliche Truppen hier befänden, dann würde unsere sagenhafte „Geheimwaffe“ einsetzten. Wir würden dann Südengland angreifen, sodaß die bei uns gelandeten Truppen dadurch isoliert würden u. wir würden sie dann leicht vernichten. Es ist offensichtlich ein Unsinn, daß wir die Angloamerikaner, absichtlich hereinließen, davon kann garkeine Rede sein. Was aber den Angriff auf Südengland betrifft u. die Hoffnung auf unsere berühmte „Geheimwaffe“, so muß man das abwarten. Es mag ja sein, die Technik hat schon manchmal überrascht; aber gerade deshalb läßt man sich zu leicht verleiten, allzugroße Erwartungen zu hegen. Diese Geheimwaffe, von der schon so viel geredet worden ist, ohne daß sie bisher in Aktion getreten wäre, ist denn doch allzu sagenhaft geworden, als daß man viel von ihr erwarten könnte. Der einzige Erfolg, der von ihr zu erwarten ist, falls sie tatsächlich ein solches Wunder sein sollte, ist eine neue Verlängerung des Krieges u. eine neue Vernichtungswelle durch feindliche Flugzeuge, die über uns kommen würde. –

     In Italien scheint sich unser Widerstand langsam wieder zu versteifen. Auch die Russen haben mit Ausnahme ihres Angriffs in Karelien noch nicht begonnen. Es ist also immer noch nötig, abzuwarten. Im großen Ganzen kann man sagen, daß die Anloamerikaner mit ihrer Landung noch nicht viel weiter voran gekommen sind, als ihre Schiffsgeschütze reichen. Einen geeigneten Hafen haben sie noch nicht erobert. Es ist ihnen gelungen, die beiden Brückenköpfe von Bayeux u. Caen zu vereinigen u. nach Westen bis Carenton auszudehnen u. nördlich davon in Richtung Valognes Boden zu gewinnen. Alle Kämpfe hatten bisher nur örtliche Bedeutung, zu wirklich großen Zusammenstößen ist es noch nicht gekommen. Die Angloamerikaner stehen immer noch zwischen den beiden starken Eckpfeilern Cherbourg – Le Havre, ohne daß es ihnen bisher gelungen wäre, auch nur heranzukommen an den einen oder anderen. Andererseits sind von uns inzwischen starke Kräfte zusammengezogen, worden, es wird also nun bald zu schweren, entscheidenden Kämpfen kommen. Bis dahin muß man bangen Herzens abwarten.