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TBHB 1944-06-16

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-06-16
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Freitag, 16. Juni 1944.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 16. Juni 1944
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Einführung[Bearbeiten]

Der Artikel TBHB 1944-06-16 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 16. Juni 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über drei Seiten.

Tagebuchauszüge[Bearbeiten]

[1]
Freitag, 16. Juni 1944.     

[1]      Es ist fünf oder sechs Jahre her, daß Otto Wendt mir einen sehr anständigen Oelfarben-Malkasten geschenkt hat. Es mag auch noch länger her sein. Er wollte mich damit nötigen, ihm ein Bild zu malen. Ich habe den Kasten in den Schrank gestellt u. nie mehr angesehen. – In diesem Frühjahr oder noch im Winter starb Bartuscheck. Martha veranlaßte die Frau, daß sie mir die Staffelei des Verstorbenen leihweise überließ. Sie glaubte, mich damit zum Malen verführen zu können. Die Staffelei stand seitdem drüben im kleinen Haus in meinem ehemaligen Atelier, in dem Fritz jetzt wohnt. Sie war ja für mein kleines Zimmer viel zu schwerfällig. Meine Versuche im letzten Herbst, mit Aquarellfarben zu malen, waren gänzlich gescheitert, denn mir liegt diese Technik garnicht. Seitdem habe ich den Gedanken an das Malen ganz wieder aufgegeben. Dora Seeberg, die jetzige Frau des Malers Oberländer, fragte mich kürzlich nach der Staffelei des Bartuscheck, denn er hat das Atelier [2] des Verstorbenen gemietet u. vermißte nur die Staffelei. Ich sagte ihr, daß er sie gern bekommen könne, da ich doch nicht zum Malen käme.

     Das war am Sonnabend. Am Sonntag, als wir zum Kurhaus zum Essen gingen u. bei Papenhagen vorbei kamen, hantierte er mit einer einfachen, gewöhnlichen Staffelei im Hofe. Ich sagte zu ihm, daß ich eine solche Staffelei vielleicht gebrauchen könne. Er war sofort einverstanden. –

     Gestern Nachmittag (Frau Carmen Grantz saß ja für mich an der Kasse) fiel mir die Staffelei wieder ein. Ich ging zu P. rüber u. traf ihn auch in seiner Werkstatt. Er gab sie mir sofort heraus. Ich machte im Zimmer den Fensterplatz frei, rückte den Schreibtisch mehr in's Zimmer u. stellte das Reißbrett mit dem letzten, mißglückten Aquarellversuch auf die Staffelei, nachdem ich das Bild unter die Wasserleitung gehalten u. gründlich abgewaschen hatte. Ich setzte mich davor u. überlegte, ob ich's noch einmal versuchen sollte. –

     Abends, als ich ins Bett gehen wollte, saß ich wieder davor. Es fiel mir der Malkasten von Otto Wendt ein. Ich stand auf u. holte ihn aus dem Schrank, öffnete ihn, packte die Farben aus, die noch einzeln mit Papier verpackt waren so, wie ich ihn damals bekommen hatte. Wie ich die Tuben in der Hand hielt, bekam ich große Lust zum Malen u. ich sagte mir, daß ich es doch versuchen könne, – nur nicht mehr in Aquarell. Aber ich kann doch versuchen, das abgewaschene Aquarell in Oel auf Papier zu malen. Der Gedanke hat mich so gepackt, daß ich nacher nur schwer darüber einschlafen konnte.

     Diese Lust zum Malen hat mich auch heute noch nicht verlassen, sodaß ich bedaure, daß ich nicht gleich anfangen konnte, denn heute Vormittag mußte ich im Geschäft neu dekorieren u. Nachmittags von 4 – 5 Uhr kommt Lothar Krappmann, dem ich mit Jens W. zusammen Religions-Unterricht geben soll. So werde ich wohl erst morgen anfangen können, oder gar erst Montag, denn ich muß mich am Sonnabend auch auf die Sonntagsandacht vorbereiten.

Abends

     Ich habe trotzdem zu Malen angefangen u. freue mich über das gute Gelingen – bis jetzt! Erfahrungsgemäß gibt es nachher stets unerwartete Schwierigkeiten, aber was ich heute gemacht habe, erfüllt mich mit Hoffnung. Die Oelmalerei ist doch ganz was anderes, wie das dünne Aquarell. Die Oelfarbe steht auf den guten Aquarellpapier, das ich im vorigen Jahre Hülsmann abkaufte, ganz ausgezeichnet.

     Die Sensation des heutigen Tages aber ist, daß wir nun doch eine neue Waffe eingesetzt haben gegen England. Es handelt sich um ferngelenkte, unbemannte Flugzeuge, die wir schon gestern gegen England schickten u. heute Nacht anscheinend in größerer Zahl. England meldet, es habe in der vergangenen Nacht den längsten Luftalarm des ganzen Krieges gehabt, d.h. also praktisch die ganze Nacht. Der engl. Inneniminister hat am Radio beruhigende Worte gesprochen. Es scheint demnach also, als wäre dieser Angriff von sehr starker Wirkung gewesen. Solche Flugzeuge, die natürlich nicht zurückkehren, können natürlich riesige Sprengladungen führen. Ich fürchte, daß die [3] Engländer daraufhin dasselbe oder noch Schlimmeres tun werden. Solche Flugzeuge können natürlich keine Einzelziele angreifen, sie fallen einfach auf die Städte herab u. werden eine furchtbare Vernichtung bewirken. Was wir können, können die Engländer längst. –

     Nachmittags mit Jens u. Lothar Religionsstunde.