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TBHB 1944-06-18

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-06-18
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Sonntag 18. Juni 1944.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 18. Juni 1944
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Einführung

Der Artikel TBHB 1944-06-18 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 18. Juni 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonntag, 18. Juni 1944.     

[1]      Die neue Waffe ist die Sensation des Tages. Man wird die Wirkung abwarten müssen. Die Engländer setzen alles daran, diese Wirkung u. auch die Orte der Wirkung zu verheimlichen. Der Verteidigungsminister Morrison erklärte, die Wirkung sei nicht übertrieben groß, keinesfalls so groß wie unsere einstigen Angriffe auf London. Es heißt, daß die von der Waffe verursachten Bombentrichter etwa dem einer 1000 kg=Bombe entsprechen. Das wäre nicht sehr bedeutend, nachdem die kleinen engl. Moskitobomber schon 2000 kg-Bomben werfen, jedenfalls ist sie sicher nicht so groß wie vom Volke erwartet wurde, denn es hieß, daß die Explosionswirkung 20 km. im Umkreise spürbar sein würde. Aber das war nur Phantasie, offiziell ist dergleichen nie behauptet worden. Die Hauptwirkung dieser Waffe liegt vielmehr in ihrer Unheimlichkeit, da es nur sehr bedingt einen Schutz dagegen gibt. Die Flugzeuge werden durch Raketen angetrieben, wodurch sie wegen der starken Rauchentwicklung bei Tage leicht sichtbar sind u. wohl auch Nachts wegen des Lichtscheines. Natürlich werden die Englänger versuchen, Abwehrmittel zu finden, das wird aber einige Zeit dauern. Vorerst haben, sie den Flugplatz, von dem aus die Apparate starten, stark mit Bomben zugedeckt, doch wird es ja noch andere Flugplätze geben. – Sicher ist die Waffe für die Engländer höchst unangenehm, aber daß der ganze Krieg, wie behauptet wurde u. einige Zeitungen auch jetzt noch behaupten, dadurch eine neue Wendung nehmen sollte, ist nicht einzusehen. Diese ganze Waffe erinnert sehr an das berühmte Ferngeschütz, mit dem wir am Ende des ersten Weltkrieges aus 110 km. Entfernung Paris beschossen. Auch das war für die Franzosen höchst unheimlich, aber den Krieg haben wir trotzdem verloren.

     Nach unseren Berichten kommen die Angloamerikaner an der Invasionsfront nicht mehr vorwärts, die Engländer behaupten das Gegenteil, besonders behaupten sie, daß es ihnen gelungen sei, die letzte Straße nach Cherbourg zu sperren. In Italien geht ihr Vormarsch ebenfalls weiter, sie haben Grosseto genommen. Ebenso geht der Vormarsch der Russen auf Wiborg weiter, während es im Heeresbericht heißt, daß alle ihre Angriffe abgeschlagen würden. Das kennt man nun nachgrade. So wird es auch so dargestellt, als ob der Anmarschweg von England zur Normandie fortwährend von unseren Flugzeugen bedroht würde. Tatsächlich aber ist erst Churchill in der Normandie gewesen, dann der General de Gaule u. gestern sogar der König von England selbst. Wenn der Anmarsch so gefährdet wäre, würde man den König kaum herüberfahren lassen. – Auch wird bei uns so getan, als wären die Franzosen alle von großem Haß gegen die Engländer beseelt wegen der Fliegerangriffe. Es mag gern sein, daß einige Franzosen in der Normandie, deren Häuser u. alles Hab u. Gut durch die Kämpfe vernichtet worden ist, wenig entzückt davon sind; aber der innere Aufstand im Lande geht offenbar weiter u. nimmt immer größere Formen an.

     Nachmittags waren Paul + Grete bei uns. Wir konnten nach [2] langer Zeit wieder einmal auf der Terrasse sitzen, obwohl es doch noch nicht richtig warm war. Leider gerät dieses Ehepaar immer in Streit, wenn das Gespräch auf das Essen kommt, freilich in heutiger Zeit ein großes Problem. –

     Abends wurde bekannt, daß die Angloamerikaner nun den Fuß der Cotentin-Halbinsel abgeschnitten haben, sodaß unsere nördlich stehenden Truppen mitsamt Cherbourg eingeschlossen sind. Damit haben die Gegner einen sehr bedeutenden Erfolg errungen, der Hafen muß ihnen nun zufallen u. dazu ein gutes, auf beiden Flanken gesichertes Aufmarschgelände. Wahrscheinlich werden sie nun daran gehen, östlich Le Havre eine neue Landung zu unternehmen, um auch diesen Hafen abzuschneiden, der sehr modern u. leistungsfähig ist u. von dem aus Paris bedroht ist. – In Italien stehen sie dicht vor dem Trasimenosee u. vor Perugia. Es scheint aber, als wären sie südlich Perugia vorbei scharf nach Osten vorgestoßen, quer durch den Apennin hindurch. Wenn das der Fall ist, werden sie unsere an der Adriaküste noch weiter südlich stehenden Truppen abschneiden. Franzosen sind von Korika aus auf Elba gelandet, auch dort sind neue Landungen hinter unserer Front zu erwarten, etwa bei Livorno mit Vorstoß gegen Florenz. –

     Heute den ganzen Tag über waren Luftangriffe in Deutschland, auch wir hier hatten mehrfach Alarm. Deutsche Jagdabwehr scheint es jetzt innerhalb Deutschlands überhaupt nicht mehr zu geben, das scheint alles nach Frankreich abgezogen zu sein. Von dort melden die Engländer, daß sie bisher 15000 Gefangene gemacht hätten, darunter einen hohen Prozentsatz von Polen, Tschechen u. anderen Ostvölkern. Das wird jetzt von uns zugegeben, indem gemeldet wird, daß mehrere Bataillone von Russen u. Ukrainern dort eingesetzt wären u. sich hervorragend bewährt hätten. Es ist also tatsächlich so weit, daß wir eigene Reserven kaum noch haben.