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TBHB 1944-06-22

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-06-22
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Donnerstag, 22. Juni 1944.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 22. Juni 1944
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Einführung[Bearbeiten]

Der Artikel TBHB 1944-06-22 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 22. Juni 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge[Bearbeiten]

[1]
Donnerstag, 22. Juni 1944.     

[1]      Unsere Berichterstattung ist nachgrade empörend. Wir hatten am Sonntag Lufalarm, am Montag am Dienstag, am Mittwoch. Heute früh war noch kein Alarm, dafür aber Nachts 1/2 2 Uhr. Von all dem liest man nichts. Es sind die synthet Treibstoffwerke in Hamburg, Hannover, Magdeburg u. Stettin bombardiert worden, ferner haben sie wieder Braunschweig angegriffen u. gestern oder vorgestern soll Berlin wieder sehr schwer darangewesen sein. – Auch Ribnitz soll vorgestern angegriffen worden sein, Bachmann soll gebrannt haben, merkwürdigerweise war hier davon nichts zu hören, da Nordwind war.

     Auf der Cotentin-Halbinsel selbst finden angeblich keine ernsthaften Kämpfe statt, nur nebenbei wird erwähnt, daß die Amerikaner die Westküste erreicht haben. Daß sie dicht vor Cherbourg stehen, davon weiß der Heeresbericht nichts. An der Ostfront scheint ebenfalls völlige Ruhe zu herrschen, daß die Russen Wiborg inzwischen genommen haben, ist ebenfalls nicht bekannt. Dafür wird eine Riesenreklame für die neue Waffe gemacht, etwas anderes liest man kaum.

     Im fernen Osten erwartet man eine große Seeschlacht östlich der Philippinen. Anscheinend wollen die Amerikaner dort landen. Leider weiß ich nichts Näheres darüber, weil gestern Abend unser Radio kaputt gegangen ist. Wir haben nun wieder den kleinen Philip aufgestellt u. ich muß erst suchen. In unseren Zeitungen verlautet kein Wort darüber.

     Es ist kein Zweifel, daß die Amerikaner nun Cherbourg leicht nehmen werden, denn der ganze Nordteil der Halbinsel ist nun abgeschlossen. Wir werden da wieder viel Material u. Menschen verlieren. Damit haben die Amerikaner dann den sicheren Hafen für ihren Nachschub u. es kann dann eine neue Offensive von dort aus beginnen zur Fesselung unserer Kräfte u. dann eine neue Landung an anderer Stelle.

     Auch die Franzosen haben die Insel Elba genommen, nachdem zuvor behauptet worden war, wir hätten sie ins Meer geworfen.

     Mein erstes Bild ist fertig, es ist sehr gut geworden. Nachdem sich damit ergeben hat, daß Aquarellpapier ein ausgezeichneter Malgrund ist, auf dem die Farbe stark leuchtend steht, will ich nun weiter arbeiten. Ich habe gestern Nachmittag u. heute Vormittag eine Bleistiftskizze einer Engelfigur gemacht, die sehr vielversprechend geworden ist. Martha, die nichts davon wußte, sah sie heute morgen, als sie zufällig in mein Zimmer kam. Sie war ganz hingerissen davon, obgleich der Entwurf in verschiedenen Teilen noch nicht gelöst war. Nun ist mir aber die Lösung gelungen.

Abends.

     Es stellt sich heraus, daß der gestrige Luftangriff auf Berlin der schwerste Tagesangriff gewesen ist, den Bln. bisher in diesem Kriege erlebt hat. Es waren 1000 amerikan. schwere Bomber daran beteiligt unter Jagdschutz von 1200 Jägern. Das ist Vergeltung für unsere fliegenden Bomben. – Ein großer Teil der amerikan. Bomber ist nach dem Angriff weiter geflogen nach Rußland zu den dortigen amerikan. Stützpunkten. – Es ist erstaunlich, was die Amerikaner leisten. Sie haben Rußland mit Lebensmitteln u. Waffen versorgt, dasselbe taten sie in England. Sie haben ihre Rüstung ganz neu aufbauen müssen, dazu eine Flotte, sie haben [2] sich damals bei der Landung in Afrika maßgebend beteiligt, sie kämpfen mit einer Armee in Italien sie sind jetzt bei der Invasion maßgebend beteiligt u. bringen es dann noch fertig, jetzt östlich der Philippinen den Japanern eine Seeschlacht zu liefern, bei der sie, wie es scheint, zwar keinen entscheidenden Sieg errungen haben, bei der sie aber die Japaner zum Rückzug gezwungen haben. Und gegen dieses Volk führt dieser tollgewordene Anstreicher einen Krieg. – Sie stehen jetzt dicht vor Cherbourg u. man kann der Besatzung nur wünschen, daß sie dem Befehl des Feldmarschalls v. Rundstätt nicht Folge leisten sondern sich möglichst rasch ergeben. Rundstätt hat den Befehl gegeben, die Festung bis zum letzten Mann zu verteidigen. Das würde das Ende zwar um einige Tage hinauszögern, aber an der Lage nichts andern.