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TBHB 1944-07-16

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-07-16
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Sonntag, 16. Juli 1944.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 16. Juli 1944
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Einführung

Der Artikel TBHB 1944-07-16 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 16. Juli 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonntag, 16. Juli 1944.     

[1]      Am Freitag kam Irmingard Wegscheider, um Jens u. Peter zu besuchen. Sie fährt morgen wieder nach Bln. zurück. Sie wollte eigentlich erst Dienstag fahren, aber ab morgen tritt eine plötzlich verfügte, sehr drakonische Reisebeschränkung in Kraft, was sie zur früheren Abreise veranlaßt. Diese Reisebeschränkung, die erst am Tage des Ferienbeginns bekannt gegeben wird, ist wieder einmal ein tolles Stück. Es ist zu erwarten, daß die Sommergäste, welche ab morgen hier erwartet wurden, absagen werden u. die Gaststätten plötzlich leer stehen, nachdem sie alles vorbereitet haben.

     Heute früh Andacht nur mit Martha, Irmingard u. Trude. Mittags im Kurhaus. Nachmittags kamen Küntzels mit ihrer Tochter Inge u. deren beiden Kindern. Diese Inge ist mir u. Martha gleichmäßig unsympathisch. Martha ist erkältet u. hat sich früh ins Bett gelegt, nachdem ich ihr einen Halsumschlag u. nasse Strümpfe angezogen habe.

     Gestern Vormittag Frau v. Schulenburg, die mich nach einem Geistlichen in Bln. fragte. Ich nannte ihr Pfr. Feige. Die Russen haben Grodno genommen u. den Njemen überschritten. Sie stehen nördlich davon dicht vor Kowno, das sie wohl auch heute oder morgen nehmen werden. In Italien ist Arezzo von den Angloamerikanern genommen worden, Livorno wird sich kaum halten können.

     Im Reich las ich einen Artikel von Schwarz vom Berge, der dunkle Andeutungen enthält über die Anwendung einer neuen Geheimwaffe, die sich diesmal gegen die Schiffe richten soll. Man munkelt auch sonst davon. Nach Herrn Schwarz soll diese Waffe gewaltige Wirkung haben. Die Wirkung von V1 scheint in letzter Zeit etwas abgenommen zu haben; es ist denkbar, daß das mit der Vorbereitung dieser neuen Waffe V2 zusammenhängt. Man muß das abwarten. Es ist natürlich denkbar, daß da irgend etwas erfunden worden ist, zumal schon gleich nach dem ersten Erscheinen von V1. Churchill in London eine Bemerkung im Unterhause gemacht haben soll, daß es schon damals eine sehr starke, geheimnisvolle Detonation gegeben haben soll, welche aus dem Meere zu kommen schien. Die DAZ hat das berichtet u. ich konnte mir keinen Vers daraus machen. –

     An Fritz geschrieben, auch an Otto u. Lita Wendt, für Geburtstagswünsche bedankt. Fritz sandte gestern kurzen Gruß mit zwei Ansichtskarten der schönen Gegend in Südfrankreich. Die Terroristen haben offenbar ihre Taktik [2] geändert. Sie stellen sich nicht mehr offen zum Kampf, sondern weichen aus, wenn die Deutschen kommen, sodaß diese bald hierhin, bald dorthin an der Nase geführt werden. Die Bevölkerung unterstützt natürlich die Terroristen u. verrät jede unserer Bewegungen. Die Engländer haben erklärt, daß diese Terroristen requläre Truppen wären, die dem angloamerikan. Kommando unterstehen u. daß für sie die Genfer Konvention genau so gültig sei wie für ihre requlären Soldaten. Wir kümmern uns jedoch um diese Erklärung nicht.