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TBHB 1944-07-23

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1944-07-23
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Entstehungsdatum: 1944
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Originaltitel: Sonntag, 23. Juli 1944.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 23. Juli 1944
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Einführung[Bearbeiten]

Der Artikel TBHB 1944-07-23 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 23. Juli 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge[Bearbeiten]

[1]
Sonntag, 23. Juli 1944.     

[1]      Gestern Nachmittag habe ich ein kleines Bild untermalt, frühe Astern aus dem Garten. Ich beginne, oder versuche damit etwas Neues, nämlich nicht von einem inneren Gesicht auszugehen, sondern von der Natur, diese dann aber fortzuführen bis zur völligen Abstraktion. Es ist unmöglich, solche Bilder wie den betenden Engel u. den Melchisedech am laufenden Bande zu malen, die Anspannung ist zu groß. Es wäre aber schade, in der Zwischenzeit, bis ein neues Bild in mir entsteht, überhaupt nicht zu [2] malen. Solche Blumenstücke oder Stilleben sind da eine angenehme Entspannung u. ich denke mir, daß ich grade dabei viel lernen werde.

     Heute zur Andacht war Frl. Sinn, Tochter von Dr. Sinn u. Schwester von Frau Syamken, zugegen. Von ihr hatte Frau Syamken schon im vorigen Jahre erzählt. Die beiden Schwestern vertragen sich nicht, obgleich sie sich sehr ähnlich sind. Frau Syamken aber ist schwarz, während Frl. Sinn blond ist, Frau Syamken fragt nicht viel nach Religion u. Kirche, während Frl. Sinn angeblich sehr fromm sein soll u. sogar irgendwie zu dem holländ. Orden „Der Graal“ gehört haben soll, der vor den Nazis in Dahlem eine, wie man mir erzählt hat, prächtige Villa besaß u. mit seinen recht theatralisch wirkenden farbigen Mänteln in berliner Kirchen einiges Aufsehen machte. Der Orden ist dann wieder nach Holland verschwunden. Frl. Sinn scheint sich aber ganz getrennt zu haben, jedenfalls ist sie jetzt ganz nationalsozialistisch. Sie sagte mir nach der Andacht, sie könne garnicht verstehen, wie Offiziere sich dazu herbeilassen könnten, gegen den Führer ein Komplott zu schmieden. Sie behauptete etwas sehr kühn, daß das einzige Motiv dazu darin liege, daß Adolf Hitler aus kleinen Verhältnissen stamme. Ich habe dem natürlich nachdrücklich widersprochen, bin aber dann sehr zugeknöpft gewesen. Solche Frauen wie Frl. Sinn, die erklärt, sie könne die Haltung der kathol. Kirche dem Nationalsozialismus gegenüber nicht verstehen, können einen heutzutage leicht vom Leben zum Tode befördern.

     Nach dem Essen im Kurhaus kamen Herr + Frau Syamken zu uns. Sie brachten echten Bohnenkaffee mit. Wir saßen auf der Terrasse, leider war es recht windig.

     Gegen 15 Uhr kamen Paul u. Grete mit Inge u. den Kindern, denn Inge fährt morgen wieder ab. Grete bat mich, meine Bilder zu sehen, worüber ich überrascht war. Sie war wohl neugierig, das ist ja eine starke Eigenschaft von ihr. Sie behauptete, großes Verständnis zu haben u. faselte etwas von Walhall u. Götterdämmerung. Inge, die erst etwas später gekommen war, bat mich dann um dasselbe. Ich zeigte ihr die Bilder, als die Alten gegangen waren u. sie benahm sich dabei ganz vernünftig.

     Gestern bekam Martha Nachricht von ihrem Sohn Kurt, der an der Ostfront viel erlebt hat u. sich jetzt in Polen befindet. Ich hatte befürchtet, daß ihm etwas zugestoßen sei.

     Ueber die Hintergründe der Revolte ist immer noch nichts zu erfahren u. die Nazis werden auch in Zukunft nichts darüber sagen, woraus man entnehmen kann, daß diese Sache sehr tief in höchsten Kommandostellen verwurzelt sein muß. Inzwischen ist wieder ein Divisionär, – der 22. seit der russ. Offensive, – in Gefangenschaft geraten. Frl. Sinn behauptete, daß diese Generäle überliefen. Es mag sein!

     In Italien ist Pisa von den Angloamerikanern genommen. Auch die Russen machen Fortschritte, wenngleich sich auch der Widerstand etwas versteift zu haben scheint. Ob aber die letzte Revolte diesen Widerstand stärken mag, ist sehr die Frage. Die Russen sollen schon tief in Lettland stehen u. in Richtung Lublin sollen sie bei Chelm sein. Auch Pleskau sollen sie genommen haben.