Zum Inhalt springen

TBHB 1944-07-26

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1944-07-26
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1944
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Mittwoch, 26. Juli 1944.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 26. Juli 1944
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
unvollständig
Dieser Text ist noch nicht vollständig. Hilf mit, ihn aus der angegebenen Quelle zu vervollständigen! Allgemeine Hinweise dazu findest du in der Einführung.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung[Bearbeiten]

Der Artikel TBHB 1944-07-26 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 26. Juli 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge[Bearbeiten]

[1]
Mittwoch, 26. Juli 1944.     

[1]      Nachdem seit Kriegsausbruch nun schon fünfmal die „totale Mobilisation“ befohlen worden ist, ist gestern die sechste totale Mobilisation ausgerufen worden. Der Reichsmarschall Herm. Göring ist zum Bevollmächtigten dieser Maßnahme ernannt worden u. er hat Josef Goebbels mit der Durchführung betraut. Und in dieser Eigenschaft hat er heute Abend eine Rundfunkrede gehalten. Er hat natürlich mit dem Attentat auf den Führer begonnen, wobei einige kleine Einzelheiten neu waren, nämlich, daß der Oberst Graf Stauffenberg von einem General zu einer Lagebesprechung ins Hauptquartier beordert worden sei u. daß der Oberst den Sprengkörper in einer Aktentasche vor den Führer hingelegt hat, der anscheinend am Kartentisch saß. Wer dieser General war hat Herr Goebbels verschwiegen. Stauffenberg hat sich wohl vor der Explosion in Sicherheit gebracht u. ist unmittelbar darauf in einem Flugzeug nach Bln. gefahren. Er muß überzeugt gewesen sein, daß der Führer tot sei, denn er hat in Bln. den anderen verschworenen Generalen, deren Namen Goebbels ebenfalls verschwieg, diese Nachricht überbracht. Diese Generale [2] haben dann dem Wachbataillon den Befehl gegeben, das Regierungsviertel zu besetzen, jedoch hat sich der Bataillonskommandeur, ein Major, dem die Sache nicht geheuer vorkam, an Dr. Goebbels gewandt, der inzwischen über die Vorgänge u. die Errettung des Führers telephonisch unterrichtet worden war. Darauf hat das Wachbataillon den Befehl bekommen, die Generale zu verhaften u. sie sofort standrechtlich zu erschießen, was geschehen ist.

     So weit Herr Goebbels. Wie Herr G. die Namen der Beteiligten verschwieg, so schwieg er auch über die Motive, die diese Generale zur Tat veranlaßt haben. Er versuchte statt dessen, aus der ganzen Geschichte Kapital zu schlagen u. zu behaupten, daß Deutschland, bzw. der Nationalsozialismus aus diesem Ereignis gestärkt hervorginge. Aus diesem Grunde wurde nun die sechste, allertotalste Mobilmachung befohlen. Doch damit nicht genug. Er versprach auch noch, daß nun von uns ganz neue Wunderwaffen demnächst eingesetzt werden würden u. daß uns damit der absolute Sieg absolut sicher sei.

     Was müssen wir also von diesen Wunderwaffen erwarten? Sie müssen die Russen nicht nur bloß dahin zurücktreiben, wo sie waren, ehe Stalingrad fiel, sondern sie müssen die Russen auch besiegen. Sie müssen die Angloamerikaner nicht bloß aus der Normandie vertreiben, sondern müssen sie auch besiegen. Ebenso müssen sie sie aus Italien vertreiben. Und schließlich müssen sie Amerika so besiegen, daß dieses nicht mehr in der Lage ist, Truppen u. Material nach Europa zu schaffen. Es ist etwas viel, was man da erwarten muß. Herr Goebbels scheint das selbst gefühlt zu haben, denn er meinte, daß diese Wunderwaffen es allein nicht schaffen könnte, sondern Rüstung, Wirtschaft, Politik, Wehrmacht u. die arbeitende Heimat, – das alles müsse zusammen wirken u. dieses Zusammenwirken würde von nun an mit nationalsozialistischer Energie durchgeführt werden. Man fragt sich erstaunt, warum das nicht schon längst geschehen ist, – warum man damit so lange gewartet hat, bis sich unzufriedene Generale zu diesem Komplott zusammengefunden haben? – Jedenfalls wird's nun los gehen u. wenn in Deutschland bis jetzt noch irgend wer zu lachen hatte, so ist das nun vorbei.

     Inzwischen haben die Russen heute Narwa erobert, Dünaburg ist fast eingeschlossen, ebenso Lemberg, Deblin an der Weichsel ist erobert, der Lau überschritten. In der Normandie sind Engländer u. Amerikaner zu neuen Angriffen angetreten u. in Italien stehen sie dicht vor Florenz. Das Deutsche Volk aber glaubt an seine Wunderwaffe u. an seinen Propagandaminister. –

Heute Nachmittag besuchten mich das Ehepaar Winter, Spielleiter aus Neubrandenburg, um meine Bilder zu sehen. Sie schienen sehr entzückt, im Gegensatz zu meinem Kollegen v. Perfall, der vorgestern hier war um sich ein Buch zu leihen. Da ich grade den Melchisedech fertig machte, sah er dieses Bild, ohne jedes Verständnis. Er meinte, daß seiner Ansicht nach ein Bild für Jedermann leicht verständlich sein müsse. Dieser Mann ist Nationalsozialist. Er malt eben für das Volk u. die breite Masse, – das ist klar. Dieser Mann liest deshalb auch nur Kriminalromane. Er repräsentiert das Kulturideal des Nationalsozialismus: alles für das Volk!