Zum Inhalt springen

TBHB 1944-10-24

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1944-10-24
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1944
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Dienstag, 24. Oktober 1944.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 24. Oktober 1944
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
unvollständig
Dieser Text ist noch nicht vollständig. Hilf mit, ihn aus der angegebenen Quelle zu vervollständigen! Allgemeine Hinweise dazu findest du in der Einführung.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung[Bearbeiten]

Der Artikel TBHB 1944-10-24 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 24. Oktober 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge[Bearbeiten]

[1]
Dienstag, 24. Oktober 1944.     

[1]      Gestern Abend ist Gerda Knecht in der Klinik in Rostock gestorben. Sie hat qualvolle Wochen voller Schmerzen hinter sich u. das mag ihr das Sterben erleichtert haben. Damit ist ein sehr junges Leben voller Eitelkeit u. Hoffart zu Ende gegangen u. es ist zu fürchten, daß damit auch das Leben der ganzen Familie Knecht zu Ende gehen wird. Eine zweite Frau dieser Art die bereit ist, in dieses verschuldete Anwesen hineinzuheiraten u. die zugleich seiner aufgeblasenen Eitelkeit Genüge tut, wird Walter Knecht nicht finden. Es wird ihm nichts übrig bleiben, als seine Schwester, Frau Matz, wieder zurück zu holen, die ihm früher nicht mehr genügte; aber inzwischen ist diese älter u. nicht tüchtiger geworden. Sie wird aber zurückkommen müssen, weil es sich ja auch um ihr Vermögen handelt, – u. diese ganze, zahlreiche Familie Beichler, die bisher sich dort breit gemacht hat u. alles kahl gefressen hat wie die Heuschrecken, – sie wird nun wohl wieder verschwinden. – Und nun wird das Geschrei um ein kathol. Begräbnis groß sein, – aber vergeblich. – Es ist alles sehr traurig.

     Dem Gerücht nach soll sich gestern noch ein anderer Tod ereignet haben: Himmler soll gestern in Budapest das Ziel eines Attentates gewesen sein. Sein Stabschef soll tot sein, Himmler selbst nur verwundet. Gott verzeih mir, wenn ich wünsche, daß dieses Gerücht sich bewahrheiten möge! –

     Mit dem Tode Himmlers würde dann auch die Schmarotzer=Existenz des Herrn Lorenz vorbei sein. Grade gestern wurde davon gesprochen, daß dieser Kerl sich überall in Deutschland Grundstücke gekauft habe u. sein errafftes Vermögen in Industriewerten angelegt habe. Einem anderen Gerücht zufolge, sollen alle führenden Industriellen des Rhein= u. Ruhrgebietes verhaftet worden sein, weil sie für den Abschluß eines sofortigen Friedens agitiert hätten. Auch diese Leute verdienen nichts Besseres. Sie haben von Anfang an Hitler unterstützt, weil sie wußten, daß Hitler Krieg bedeutet u. sie am Kriege verdienten. Nun, wo es schief gegangen ist, sie aber dennoch ungeheuer verdient haben, – nun wollen sie Frieden, um ihre Kriegsgewinne zu retten, denn sie wissen, was sie verlieren werden, wenn es dem ganzen Industriegebiet geht wie Aachen. –

     Ueber Aachen u. seine Evakuierung werden nach u. nach grauenhafte Einzelheiten bekannt. Die SS=Männer [2] Himmlers sind mit grausamster Brutalität vorgegangen u. nachdem die Bevölkerung abgeschoben war, haben diese selben SS-Männer u. deutsche Soldaten sich an's Plündern gemacht. Vor allem sind die Juwelierläden ausgeräubert worden u. in den Taschen der gefangengenommenen deutschen Soldaten haben die Amerikaner das Gold wiedergefunden. –

     Eine nette Scherzfrage hörte ich gestern: Wer hat die größte Flotte! – Antwort: Deutschland, – nämlich 80 Millionen Kohldampfer u. einen Zerstörer.

     Gestern Mittag war Herr Söhlke hier. Seine Frau war in der Nacht vorher schwer erkrankt u. in akuter Todesgefahr. – Wir sprachen natürlich vom Volkssturm u. über seine Organisation, die völlig unklar ist Klar ist nur, daß Himmler jetzt Chef der Polizei ist, Chef der SS sowohl an der Front wie in der Heimat, Chef des Heimatheeres u. nun auch Chef des Volkssturmes. Nach Soehlkes Meinung soll der Volkssturm in der Heimat als Ersatz des Heimatheeres eingesetzt werden, wenn es zu Aufruhr kommen sollte nachdem dieses Heimatheer jetzt restlos an die Front kommen soll. Diese Ansicht ist einleuchtend. Es fragt sich nur, woher man die Waffen für den Volkssturm nehmen soll, u. vor allem die Offiziere. – Erich Seeberg kam dazu u. sagte, sein Schwiegersohn, der für einige Tage hier ist u. Oberleutnant u. Adjutant bei irgend einer Dienststelle in Halle ist, habe ihm von der immer sichtbarer werdenden Vorbereitung einer neuen Waffe berichtet, welche furchtbare Wirkungen haben soll. –

     Neuerdings sollen nun die Russen auf einer sehr breiten Front etwa 30 km. tief in Ostpreußen eingedrungen sein. Auch in Ungarn haben sie anscheinend recht bedeutende Fortschritte gemacht. –

     Gestern machte ich eine Zeichnung für ein Landschaftsbild nach einer Studie aus Neu-Kunersdorf: zwei schlanke Erlen am Wasser, dahinter eine weite Landschaft mit leicht gewellten Hügeln. Sehr räumlich u. sehr einfach.