TBHB 1944-11-27
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel TBHB 1944-11-27 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 27. November 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten][1] Gestern zur Andacht war Prof. v. Walter zugegen. Am Sonnabend Vormittag hatte er mir eine Schreibmaschinen-Abschrift des Rosenkranzes seiner verstorbenen Frau gebracht, für jeden Wochentag ein Gesetz: Montag das gewöhnliche freudenreiche Geheimnis, Dienstag „die lehrreichen Geheimnisse“ von Edith v. W selbst verfaßt, Mittwoch desgleichen „die trostreichen Geheimnisse, Donnerstag desgl. „die gnadenreichen Geheimn.“ Freitag die gewöhnlichen schmerzhaften Geheimnisse, Samstag „die tränenreichen Geheimnisse“ v. E. v. W. u. Sonntag die gewöhnlichen glorreichen Geheimnisse. Diese Gebete sind wirklich sehr schön, ganz echt im Stil, sodaß keine Differenz vorhanden ist zwischen den gewöhnlichen u. den neuen Gesetzen. Desgleichen gab mir Prof. v. W. eine von ihm selbst für die gegenwärtige Zeit verfaßte Bitt=Litanei, die ebenfalls sehr schön ist u. die wir von jetzt ab jeden Freitag beim Gebetsabend beten werden. –
Gestern Nachmittag waren die beiden Soldaten [2] Gefr. Maaß (Studienrat) u. sein Kamerad bei uns.
An den Fronten keine neuen Veränderungen. Die ganzen gegenwärtigen Kämpfe sind immer noch Vorbereitung auf die eigentliche Entscheidung. Auch im Osten ist es nach wie vor ruhig.
Gestern an Fritz u. Ruth Geburtstagsbriefe geschrieben, sowie an Pfr. Dobczynski.
Heute Morgen den Garten fertig umgegraben. Es regnet zwar viel, aber es ist nicht kalt.
Von unserer Seite wird behauptet, daß es uns gelungen sei, die an den Rhein vorgeprellten Franzosen von ihren rückwärtigen Verbindungen abzuschneiden. Da heute vom Verbleib dieser Franzosen nichts gesagt worden ist, gewinnt das eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Dann wären also unsere Truppen nicht abgeschnitten u. es besteht Aussicht, daß Fritz herauskommt, bzw., daß die Truppen dort verstärkt werden könnten. Aber woher soll die Verstärkung kommen?
Der Gefr. Maaß berichtete, daß seine Familie, die Frau mit 4 Kindern, ihre Heimatstadt an der holländ. Grenze verlassen hätten. Sie sind auf Fahrrädern 150 km. bis Westfalen gefahren in vier Tagen u. sind wohlbehalten dort angekommen. Auch wir in Ahrenshoop haben weitere Einquartierte bekommen u. es sollen noch mehr kommen, obgleich alles voll ist. Auf der Dorfstraße wimmelt es von Kindern.