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TBHB 1945-04-25

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-04-25
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Mittwoch, 25. April 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 25. April 1945
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Einführung

Der Artikel TBHB 1945-04-25 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 25. April 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Mittwoch, 25. April 1945.     

[1]      Heute soll die San-Franzisko-Konferenz beginnen. Da der Soldaten-Sender nichts darüber gesagt hat u. es sonst keine Nachrichten mehr gibt, – selbst der Rost. Anzeiger kommt nicht mehr, – so weiß man nichts. –

     Die Kämpfe in Berlin nehmen ihren Fortgang. Von Hitler ist bisher in Berlin nichts zu sehen u. zu hören gewesen u. es ist durchaus möglich, daß die Nachricht, er habe den Oberbefehl in Bln. übernommen, nur ein Bluff von Goebbels war. In Süddeutschland, besonders in Oesterreich, scheint die Aufstandsbewegung schärfere Formen anzunehmen u. die Amerikaner machen dort anscheinend gute Fortschritte im Gegensatz zu den Engländern im Norden, die noch immer keine Anstalten machen, die Elbe zu überschreiten. Sie gehen nicht einmal auf Bln. weiter vor. Vor Bremen u. Hamburg scheint die Lage nicht wesentlich verändert zu sein. Vielleicht vermeiden sie absichtlich Kämpfe, um die Nordseehäfen möglichst unbeschädigt in die Hand zu bekommen. Dann aber sieht es so aus, als hätten sie nicht die Absicht, die Elbe zu überschreiten, vielmehr ganz Vorpommern u. Mecklenburg den Russen zu überlassen, die nun südlich Stettin wieder neu angegriffen haben. Dann würden wir also doch von den Russen besetzt werden. Die Offensive in Italien geht nun ebenfalls voran. Die Anglo-Amerikaner haben Bologna u. Ferrare genommen, nun auch Spezia, wo der Oberlt. Steinmetz sitzt, der früher hier bei der Batterie war u. es ist anzunehmen daß sie jetzt bei Ferrara den Po überschreiten werden u. unsere Truppen in den Winkel südl. der Schweiz hineinpressen werden. –

     Gestern Nachmittag kam Eva Küntzel hier an mit ihrem Kinde. Sie war von Wustrow aus zu Fuß hierher gekommen. Abends begrüßte sie uns. Wir saßen im Seezimmer u. die Sonne stand dicht über dem Horizont, sodaß sie voll ins Zimmer schien. Eva kam durch die Tür, die dem Fenster gegenüberliegt. Sie tat so, als ob die Sonne sie blendete u. verhüllte ihr Gesicht in den Händen. Wir sprachen dann nur kurz mit ihr. Sie sieht schrecklich [2] elend u. verwahrlost aus u. machte den Eindruck einer ganz tiefen Kümmernis. Sie tat mir schrecklich leid.

     Nach Eva war Kurt Spangenberg da, der nun von Schwerin bis auf weiteres beurlaubt ist u. von den Zuständen dort erzählte. Die Nazis dieser Stadt, die stets eine Hochburg der Nazis gewesen ist, leben in panikartiger Angst. Die Wehrmacht will die Stadt nicht verteidigen. Es sind dort etwa 20000 Verwundete, aber es fehlen noch 10000, damit die Stadt als Lazarett-Stadt erklärt werden kann. Die Stadt hat schwer gelitten unter Luftangriffen u. leidet besonders jetzt unter Tieffliegern, die jeden Fußgänger beschießen, besonders aber die Eisenbahnen, sodaß alle paar hundert Meter die Lokomotiven kaputtgeschossen werden.

     Nachmittags: ein Exemplar des Rost. Anz. ist gekommen, doch ist es vom Montag, den 23. Apr. Es geht daraus aber hervor, daß tatsächlich im Rundfunk bekannt gegeben worden ist, daß der Führer in Berlin ist u. den Entschluß gefaßt hat, in Bln. zu bleiben. – Ferner ist ein Aufruf von Dr. Goebbels abgedruckt, den er als Reichsverteidigungs-Kommissar an die Berl. Bevölkerung erlassen hat u. in dem er zur Verteidigung der Stadt auffordert. Mit der Verteidigung ist nun Generalleutn. Reyman beauftragt, ein ganz unbekannter Mann, wenn er auch, wie extra vermerkt wird, Träger des Eichenlaubs ist. Herr Goebbels versichert, daß er u. seine Frau mit den Kindern in Bln. sei u. nicht fortgehen werde. In diesem Aufruf wird zwar davon geredet, daß der „Mongolensturm“ an den Mauern der Reichshauptstadt gebrochen werden würde, aber er verzichtet nun doch darauf, von einem Sieg zu faseln. Aber er redet nach wie vor von dem „unvorstellbaren Schreckensregiment“, das die Russen bei uns aufrichten wollen, daß sie deutsche Frauen schänden u. in Frontbordelle schicken wollen, daß sie Kinder quälen + morden wollen, Millionen von Männern durch Genickschuß liquidieren wollen u. den Rest als Arbeitssklaven nach Sibirien schleppen wollen. – Nun, das wird wohl das letzte Geschrei dieses Halunken sein. – Weiter ist in der Zeitg. zu lesen, daß Molotow die Sowjetabordnung für San-Franzisko führt u. es wird eifrig von den Spannungen wegen Polen u. der Dardanellen geschrieben. Schließlich ist der Heeresbericht vom Sonntag abgedruckt, aus dem ich entnehme, daß die Franzosen gegen den Kaiserstuhl vordringen, also dort, wo Fritz ist.

     Der Gauleiter von Stettin, Schwede-Coburg, eine der widerlichsten Typen dieser ganzen Bonzen, hat für sich u. seine Familie hier im Kurhause Zimmer bestellt. Es sollte zwar geheim bleiben, aber der ganze Ort weiß es. Vielleicht hat Ahrenshoop die Ehre, diesen Kerl an einem seiner Straßenbäume hängen zu sehen.