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TBHB 1945-04-28

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-04-28
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Sonnabend, 28. April 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 28. April 1945
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Einführung

Der Artikel TBHB 1945-04-28 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 28. April 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonnabend, 28. April 1945.     

[1]      In Berlin wird immer noch gekämpft. Das Linden=Viertel, Leipzigerstraße, Tiergarten scheinen noch in unserem Besitz zu sein. Das Elend unter der Bevölkerung, die keine Nahrungsmittel hat, nicht kochen kann u. das Wasser aus der verseuchten Spree u. dem Landwehrkanal nehmen muß, ist furchtbar, aber diese gewissenlose Bande kämpft weiter. – Bremen ist jetzt gefallen. Im Süden dringen die Amerikaner weiter auf München vor, Regensburg soll genommen sein. Sie sind bereits [2] über Passau hinaus u. gehen auf Linz los, wo die Grenze ungefähr zu liegen scheint, bis wohin die Russen gehen wollen. Die Italienfront ist völlig zusammengebrochen, die Amerikaner, bzw. ital. Partisanen sind bis zum Gardasee durchgestoßen u. haben unsere Truppen südlich der Schweiz abgeschnitten. Nur was im Raume Venedig steht, hat noch Verbindung nach Süddeutschland. Hier oben sind die Russen in Prenzlau u. Angermünde. Am Gardasee sind Mussolini, Graziani u. die anderen fazistischen Führer von den Partisanen gefangen genomen worden. –

     Bei uns beginnt nun das große Sterben unter den Nazis. Der Gauleiter von München soll sich erschossen haben, weil er den Kampf einstellen wollte, während die übrigen Führer der Partei weiter kämpfen wollen. Der Reichsprotektor der Tschechei Frick hat seinen Rücktritt von seinem Posten angemeldet, ebenso die Reichsminister: Wirtschaftsminister Funk u. Herr Lammers. Auf Herm. Goering wird jetzt tüchtig geschimpft: er habe ein Wohlleben geführt, anstatt sich um die Luftwaffe zu kümmern. Von Herrn Himmler hört man überhaupt nichts mehr. Bis jetzt haben wir hier noch keine Lebensmittelkarten für die neue Periode bekommen, ab Montag haben wir kein Brot mehr.

     Die Familie des Gauleiters Schwede-Coburg soll gestern per Auto hier eingetroffen sein. Es mußte für sie das Haus von Dr. Lewerenz geräumt werden, die dort wohnenden Flüchtlinge mußten raus u. anderwärts notdürftig untergebracht werden. Eben sagt mir Martha, daß der Ortsgruppenleiter im Dorfe sein soll, um sämtliche Häuser selbst nachzusehen u. um festzustellen, wo seiner Meinung nach noch Platz ist für neue Flüchtlinge. Selbstverständlich würde im Hause Dr. Lewerenz noch Platz sein, wenn die Familie des Herrn Gauleiters zusammenrückte, aber dort wird dieser Lümmel schon nicht hingehen. –

     Gestern Abend soll ein mysteriöses Auto angekommen sein, das auf dem Hof des Bäckers Hagedorn abgestellt sein soll. Die Zollbeamten sollen den Fahrer auf der Wiese von Henk gefunden haben. Er soll jede Auskunft verweigern. Das Auto soll verschlossen sein u. soll von Zollbeamten bewacht werden. Was daran wahr ist, weiß ich nicht.

     Gestern Abend hatten wir das erste Gewitter des Jahres. Das Wetter ist sehr günstig, es ist warm u. es hat genug geregnet, sodaß die Felder gut bestellt werden könnten.

     Unser neuer Ofen in der Waschküche scheint gut zu funktionieren. Es wird eine erhebliche Erleichterung sein.

     Kapitänlt. Dr. Krappmann ist von seiner Dienstreise noch nicht zurück. Er wollte am Donnerstag schon hier sein. Man beobachtet das natürlich argwöhnisch. –