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TBHB 1945-05-23

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-05-23
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Mittwoch, 23. Mai 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 23. Mai 1945
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Einführung

Der Artikel TBHB 1945-05-23 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 23. Mai 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Mittwoch, 23. Mai 1945.     

[1]      Gestern Abend kam der Oberleutnant mit Herrn Rüdiger wieder. Er brachte weisse Leinewand, dazu eine Zeitschrift mit dem Bilde Stalins u. einen kleinen Kalender mit Lenins Bild. Er hatte einen kleinen Koffer bei sich, dem er ein Stück Brot u. Tabak entnahm gewissermaßen als Anzahlung. Es ergab sich, daß ich je zweimal Stalin u. Lenin malen sollte, 80x100 cm. groß, u. zwar nur schwarz = weiß.

     Später kam Ilse Schuster mit der Nachricht, daß Deutschmann verhaftet worden sei u. bei Bendix in Althagen interniert sei. Wir ratschlagten, ob da etwas zu machen sei. Ich hielt es für zwecklos, da die Russen nach allem, was ich bis jetzt gesehen habe, sich in ihre Sachen nicht reinreden lassen. Martha ging aber dennoch zu Dr. Ziel, der dann aber derselben Ansicht war, wie ich. Es wird ja Deutschmann auch nichts weiter passieren, als daß er irgendwo in ein Konzentrationslager kommt zur Arbeit, wie sie es anscheinend mit allen Nazis machen, die irgend eine Funktion ausgeführt haben. [2] Gestern wurde schon erzählt, daß in Ahrenshoop erholungsbedürftige Russen untergebracht werden sollten. Heute Morgen schickte Paul aus der Gemeinde Herrn Degener, ich möchte doch gleich mal ins Amt kommen. Es waren dort zwei Russen, der eine jünger u. intelligent aussehend, der andere offenbar dessen Vorgesetzter mit dem Aussehen eines Feldwebels. Der Intelligente konnte einigermaßen deutsch. Er sagte mir, daß in Ahrenshoop ein Erholungsort eingerichtet werden sollte für etwa zwei Monate u. es solle alles schön neu angestrichen werden. Ich machte ihm klar, daß ich dazu nicht zuständig wäre, ich wäre Kunstmaler. Darauf fragte er, ob ich Portaits machen könnte nach Vorlagen aus Journalen. Ich sagte ihm, daß ich das bereits täte für den Kommandanten u. daß ich Stalin u. Lenin malte. Ich würde damit noch 4 – 5 Tage zu tun haben. Er meinte, daß er dann kommen würde, sich die Bilder anzusehen u. daß ich dann für niemand anders mehr malen dürfte, als nur für ihn. Ich war damit einverstanden u. verabschiedete mich wieder.

     Inzwischen kam mein Oberleutnant nochmals u. brachte mir ein besseres Bild von Stalin. Dazu legte er abermals ein Paket Tabak.

     4 Uhr nachm. Das erste Stalin-Bild ist fertig. Ich glaube, daß es gut geworden ist u. den Leuten gefallen wird. Ich habe es in Schwarz u. Weiß skizzenhaft hingehauen, allerdings sieht Stalin auf meinem Bilde sehr viel aristokratischer aus, als auf der Vorlage.

     Eben war Partikel da mit einer Liste zwecks Registrierung aller Einwohner. Ich sprach von dem Auftrag, Stalin u. Lenin zu portraitieren. P. sagte, daß dieser selbe Oberleutnant auch bei ihm gewesen wäre, aber er meint, der Mann sei ein Schwindler. Das ist großer Unsinn, P. versteht einfach nicht die naive Mentalität dieser Leute u. denkt, daß sie schwindeln.

     Im Ort sind mehrere Pensionshäuser beschlagnahmt worden zur Unterbringung erholungsbedürftiger Soldaten. Es ist auch die Rede davon gewesen, daß die Bunte Stube als Kantine beschlagnahmt werden solle. Wir hätten dagegen nichts einzuwenden.