Zum Inhalt springen

TBHB 1945-05-31

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1945-05-31
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1945
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Donnerstag, 31. Mai 1945.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 31. Mai 1945
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

Der Artikel TBHB 1945-05-31 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 31. Mai 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Donnerstag, 31. Mai 1945.     

[1]      Gestern abend Vortrag, wurden aber gestört. Es waren da: Herr + Frau Ziel, Dr. Hahn, Ilse Schuster + Frau Korsch. Grade als ich das Gleichn. v. barmh. Samaritern beendet hatte, kam Frau Spangenberg heraufgestürzt: „die Russen holen unsere Pferde!“ Ich ging sofort eiligst rüber, aber es war schon zu spät, sie hatten die Pferde schon bis hinter die Mühle abgetrieben. Ich schickte Frau Sp. sofort zu dem sog. Kommandanten, der hier im Hause Erichson wohnt u. von dem mir Frau Marie Seeberg erzählt hat, daß er ein ordentlicher Mann sei u. Sp. selbst schickte ich zur Batterie zum dortigen Kommandanten; aber alles war ergebnislos. Frau Kahlig, die aus Althagen kam, behauptete, daß alle Russen plötzlich abrückten. Ich glaubte es nicht. Möglicherweise mag ein Teil abrücken, aber dafür werden neue kommen, die vielleicht noch schlimmer sind. –

     Nachher saßen Paul, Martha u. ich im Seezimmer. Plötzlich hörten wir unten auf der Terrasse Soldatenschritte u. Grete u. Eva riefen uns. Unten standen vier Soldaten, ein Unteroffizier u. drei Mann. Der Unteroffizier mit roter Armbinde, wie sie die Sicherheitsstreifen tragen sollen u. ein Mann mit aufgepflanztem Seitengewehr, was das Zeichen offiziellen Dienstes ist. Dieser letztere war ein Pole, der gut deutsch sprach. Er sagte mir, daß sie zwei Wagen u. vier Pferde brauchten, die Wagen + Pferde würden heute wieder zurückgegeben werden. Ich lachte u. sagte, daß kein Mensch das glauben würde, außerdem gäbe es in ganzen Dorf keine vier Pferde mehr, nachdem grade eben dem Spangenberg seine zwei Pferde abgeholt worden seien. Wagen haben wir überhaupt keine mehr. – Der Unteroffizier, ein dummdreister Lümmel, deutete nach der Wohnung von Herrn Brandt. Ich ging mit allen nach vorne u. führte sie über die Straße zu Brandt, der schon Unheil witterte u. draußen stand. Brandt zeigte seinen kleinen Wagen, der nur für ein Pferd bespannbar ist. Sie wollten eine Deichsel haben, um zwei Pferde spannen zu können, aber eine solche war nicht da und fand sich auch nicht. Es gab ein langes Hin= u. Her. Schließlich wollten sie die Pferde sehen, die bei Hagedorn untergestellt sind. Wir gingen rüber. Die Pferde sind schwerer, holsteinscher Schlag, ein Hengst u. eine Stute. Wir brachten sie vor das Haus von Brandt, wo die Russen das fehlende Geschirr vermuteten, was denn auch zutraf. Die Banditen spannten dann die Stute vor den kleinen Wagen u. fuhren los. Den Hengst führten wir dann durch das Schornsche Grundstück über unser u. Papenhagens Grundstück wieder zurück. Bei Papenh. warfen wir das Geschirr ins Gebüsch. Es war nämlich inzwischen bereits dunkel geworden.

     So räubern uns die Russen mehr u. mehr aus, es ist [2] wahrhaftig zum verzweifeln u. man weiß nicht, wie man die Bevölkerung durch den Winter bringen soll. Wir werden alle Kühe abschlachten müssen, weil kein Futter da ist. –

     Heute wollen wir, Paul u. ich, die Milchversorgung für die Kleinstkinder regeln u. zusehen, ob die Butterversorgung in Gang gebracht werden kann. Wir haben seit Wochen keine Butter mehr gesehen. Wir müssen uns völlig auf Selbstversorgung einstellen,1 Fehler korr. denn Hilfe von auswärts haben wir nicht zu erwarten.

     Der Pastor Loeber gibt sich große Mühe, die Frau des Kapitänlt. Wegener in unserer Schule unterzubringen. Ich sprach gestern mit Dr. Ziel darüber, bei dem auch Pastor Loeber in dieser Sache gewesen ist. Er hat sich bei ihm beschwert, daß alles schon so gut gegangen wäre, daß aber plötzlich von irgendwo her quer getrieben worden wäre. – Herr Dr. Ziel solle den Schulrat Zelk für Frau Dr. Wegener interessieren. Ziel hat das aber sehr kühl abgelehnt. Ich sehe daraus, daß meine Vorstellungen bei Herrn Zelk nicht ohne Wirkung geblieben sind. Ich hoffe, Deutschmann doch noch halten zu können.