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TBHB 1945-06-17

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-06-17
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Sonntag, 17. Juni 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 17. Juni 1945
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Einführung

Der Artikel TBHB 1945-06-17 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 17. Juni 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonntag, 17. Juni 1945.     

[1]      Die beiden Töchter von Frau Gess kamen gestern mit ihrer Mutter u. hielten mit größter Bestimmtheit die Anschuldigungen gegen Saatmann aufrecht, auch in Saatmanns Gegenwart, den ich rufen ließ. Saatmann aber konnte alle Anschuldigungen widerlegen, bzw. aufklären. Ich vernahm noch Frau Spangenberg u. Frau Gräff als Belastungs u. Entlastungszeugen, woraus sich einwandfrei [2] die Haltlosigkeit aller Beschuldigungen ergab.

     In der Notgemeinschaft ist jetzt ein furchtbarer Russenbetrieb. Alle wollen Uniformen haben, denn alle sind ja furchtbar abgerissen. – Gestern sagte der Wachtmeister Joseph, der nun wirklich unser Freund geworden ist, zu mir im Gemeindeamt, daß er nie für möglich gehalten hätte, daß die Russen Deutschland besiegen würde. Er erklärte den russ. Sieg allein aus dem unsinnigen Terror unserer Soldaten. Er sei, sagte er, von Leningrad bis zum Kaukasus gereist u. er habe die Verwüstung Rußlands gesehen. Es gäbe keine Dörfer u. keine Städte mehr, die Menschen hausten in den Wäldern u. alte Frauen hätten ihm schreckliche Dinge erzählt. Dadurch hätten wir selbst einen Haß großgezogen, der an sich vorher garnicht vorhanden gewesen wäre u. es sei dadurch die Partisanen-Bewegung hinter unserer Front so groß u. so erfolgreich gewesen. –

     Gestern früh wurde eine Leiche angeschwemmt, heute früh schon wieder eine. Es ist starker Westwind u. Südwestwind, – es wird wohl viele Leichen geben.

     Gestern Abend kam Herr Maßmann aus Prerow. Er erzählte von dort. Es sieht ungefähr ebenso aus, wie bei uns, nur daß dort anscheinend ein Schieber Bürgermeister ist.

     Die Andacht heute wieder stark besucht. Nachher kamen zwei Lastwagen mit Kosacken u. Infanteristen, sonst aber leer. Herr Gläser war zufällig grade da. Die Leute wollten unseren Lastwagen haben. Es waren ekelhafte, rohe Kerle, Oberleutnants. Der Schutzbrief, den wir für unseren Lastwagen haben, rettete den Wagen. Die Kerle wollten dann Personenwagen, – ich lachte u. sagte ihnen, sie sollten mir einen zeigen. Die Kerle fuhren schließlich weiter, hielten aber am Balt. Hof. Ich weiß nicht, was daraus geworden ist, offenbar sind sie auf Raub aus. Gestern Nachmittag haben auch unsere Kosacken, die aus dem Kurhause wieder ausgezogen sind in das Haus Monheim, das Haus am Meer ausgeräumt. Sie brauchen bei Monheim natürlich Betten, Matratzen, Sessel, Stühle u. Sofas u. sie haben das alles aus dem Haus am Meer geholt. Man kann da nichts machen, denn das Haus steht leer. –

Herr Hörisch, der Schwiegersohn von Triebsch, erzählte gestern in der BuStu. vor vielen Zuhörern von seinen Erlebnissen in Berlin während der Kampftage u. nachher. Herr H. ist vorgestern hierher gekommen u. geht wieder nach Bln. zurück. Er erzählte sehr sachlich ohne Uebertreibung u. sehr nüchtern. Ernährungsmäßig sind die Berliner demnach besser gestellt, als wir, aber das Leben dort ist keineswegs schön.