Zum Inhalt springen

TBHB 1945-06-19

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1945-06-19
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1945
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Dienstag, 19. Juni 1945.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 19. Juni 1945
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

Der Artikel TBHB 1945-06-19 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 19. Juni 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Dienstag, 19. Juni 1945.     

[1]      Der gestrige Tag verlief ruhig. Die Russen begnügten sich auch mit 30 Matratzen. Es heißt, daß in die Batterie neu 50 Mann gekommen seien mit zwei Flag-Geschützen u. das wird schon stimmen, denn heute früh sandte Dilwitz aus Althagen einen Boten, daß abermals Bettlaken usw. zu liefern seien u. zwölf Mann zur Arbeit. Ich warte auf den Augenblick, wo wir das Letzte hergegeben haben werden u. nichts mehr besitzen.

     Gestern Abend schickte Dilwitz einen Zettel, der in Althagen ausgeklingelt worden ist, lt. dem jetzt eine regelmäßige Eisenbahn-Verbindung von Ribnitz nach Breslau über Pasewalk – Eberswalde bestehen soll. Außerdem soll der Dampfer jeden Tag um 2 Uhr von Wustrow nach Ribnitz fahren. Ich habe das sofort an der Gemeindetafel bekannt machen lassen u. es ist zu erwarten, daß jetzt ein großer Rückfluß der Flüchtlinge stattfinden wird. Dadurch wird sich dann unsere Ernährungslage wesentlich entspannen, aber wir werden dann auch kein Arbeitskräfte mehr im Dorfe haben.

     Abends war gestern Frau Kahl bei uns u. erzählte den Roman ihres Lebens u. ihre Leiden in den Händen der Gestapo. [2] Diese Frau, welche so viel Russisch kann, daß sie in der Notgemeinschaft als Dolmetscherin dient, ist von der Gestapo schwer mitgenommen worden, aber sie hat den Sinn ihrer Leiden bisher nicht verstanden. Sie ist katholisch, hat aber ihren Glauben verraten, um einen berliner Herrn zu heiraten, mit dem sie bisher ein recht seichtes Leben geführt hat. Der Mann ist nun aber Soldat u. ist wahrscheinlich in englischer Kriegsgefangenschaft, zuletzt war er in Dänemark. Sie selbst lebt hier mit ihrer sehr alten Mutter, der Witwe eines österreich. Obersten, als Flüchtlingin. Am letzten Sonntag war sie erstmalig bei unserer Andacht zugegen, wobei sie sehr weinte. Die alte Mutter küßte mir nach der Andacht die Hand wie man es zuweilen Priestern tut. Vielleicht will Gott, daß die Frau Kahl durch mich wieder zur Kirche zurückkehrt. Ich werde ihr gelegentlich ins Gewissen reden müssen.

     Politisch ist nichts wesentlich Neues zu vermerken. Die Konferenz zwischen Stalin, Churchill u. dem amerikan. Präsidenten wird in Potsdam stattfinden u. neben der Klärung der Polenfrage soll auch die Friedens=Konferenz vorbereitet werden. Wenn diese erst stattgefunden haben wird, werden wir einen großen Schritt vorwärts gekommen sein. Auch die Prozesse gegen die Kriegsverbrecher werden nun bald beginnen, – auch sie werden zur Reinigung der Atmosphäre sehr viel beitragen. – Der Krieg gegen Japan geht mit starken Luftbombardements weiter u. es ist zu hoffen, daß es bald gelungen sein wird, auch dieses Land zu Boden zu zwingen.