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TBHB 1945-06-25

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-06-25
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Montag, 25. Juni 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 25. Juni 1945
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Einführung

Der Artikel TBHB 1945-06-25 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 25. Juni 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über drei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Montag, 25. Juni 1945.     

[1]      Unser Kommandant war, wie mir gestern Abend Frau Kahl sagte, sehr ungehalten, weil er bei der Haussuchung bei Hagedorn nicht zugezogen worden war. Er war der Meinung, daß er hätte verhindern können, daß Althagen u. Wustrow an den beschlagnahmten Sachen beteiligt wurden, es hätte s. M. nach alles nur Ahrenshoop zu Gute kommen müssen. Auch fühlte er sich an u. für sich übergangen, denn s. M. nach müsse er als Kommandant von dergleichen Sachen in Kenntnis gesetzt werden. Da mir viel daran liegt, mit diesem trefflichen jungen Menschen auf bestem Fuße zu stehen, ging ich nach abends zu ihm hin. Ich traf ihn glücklicherweise vor dem Hause der Dolmetschers Dalschewsky, sodaß ich in der Lage war, ihm in dessen Hause [2] die Sache darzustellen. Ich konnte ihm sagen, daß ich selbst von der Sache erst unterrichtet wurde, nachdem die Haussuchung durchgeführt worden war. Als Dr. Hoffm. mich benachrichtigte u. als ich zum Gemeindeamt kam, stand das Lastauto mit den beschlagnahmten Sachen bereits dort. In meiner Gegenwart wurde nur die Verhandlung gegen Hagedorn geführt u. die Sachen wurden an die drei Gemeinden verteilt. Der Kommandant bestand darauf, künftig in allen ähnlichen Fällen zugezogen zu werden, aber er sah ein, daß mich selbst hier kein Vorwurf treffen konnte u. wir schieden nach sehr langem Gespräch, als gute Freunde, ja, wie mir schien, als bessere Freunde wie vorher.

     Heute früh um 8 Uhr fuhr ich nun mit dem Lastauto los nach Ribnitz. Ich saß vorn beim Fahrer mit Frau Marie Seeberg, die als Dolmetscherin mitfuhr. Unser Kommandant hatte gestern Abend meinen Passierschein noch unterschrieben. Als wir durchs Dorf fuhren, begegneten wir ihm u. er winkte mir mit der Hand zu, was er bisher noch nie getan hat. Unterwegs in Althagen hatten wir Aufenthalt, weil wir einen Lastwagen, den der ehemalige Obermaat Richter aus alten Wagenteilen zusammengebaut hat, u. der noch nicht ganz fahrbereit ist, abschleppen mußten. Als wir in Wustrow vorm Haus des Kommandanten in der Friedrich-Franz-Straße ankamen, trafen wir dort Dr. Hoffmann. Ich gab ihm meinen Passierschein, damit der Wustrower Kommandant ihn auch noch unterschreiben sollte. Nach einigem Warten kam Dr. H. wieder u. forderte uns alle auf, hereinzukommen. Außer mir waren noch Bürgermeister Dillwitz aus Althagen u. der Bauer Palmke als Beigeordneter auf dem Wagen gewesen u. einige Frauen, die in Ribnitz einkaufen wollten. Alle wurden nun zurückgewiesen u. auch wir Bürgermeister durften nicht weiterfahren. Der Kommandant war der Ansicht, daß die Einladung zu der Bürgermeister=Besprechung vom Ribnitzer Kommandanten hätte unterzeichnet sein müssen, da das nicht der Fall war, erlaubte er die Weiterfahrt nicht. Nur unser Schlachter Leplow, der Vieh einkaufen soll, bekam Erlaubnis zur Weiterfahrt. – Es blieb mir also nichts weiter übrig, als zu Fuß wieder zurück zu gehen. Ich kam um 12 Uhr Mittags wieder zuhause an, total erschöpft, u. legte mich gleich zu Bett.

     Dieser Wustrower Kommandant ist wirklich ein wiederlicher Kerl mit einem geistlosen, völlig unbeweglichen Gesicht, dem man keine Spur irgend einer Seelenregung ansieht. Solch ein Mensch könnte bei uns allenfalls Schalterbeamter bei der Post sein, – hier hat er eine verantwortungsvolle Stellung u. entscheidet über das Ergehen von einigen Tausend Menschen. Der Kerl mag etwa 30 Jahre alt sein. Gestern sah ich ihn vom Fenster aus mit seinem Motorrad mit Beiwagen vorbeikommen. Bald darauf fuhr er zurück mit zwei Mädchen, ehemaligen Marine-Helferinnen, die hier die Rolle von Russen=Dirnen spielen. Es ist bezeichnend, daß unser Kommandant verlangt, daß ich diese beiden Dirnen so bald wie möglich ausweise, er meint, daß wegen solcher Dirnen nur fremde Offiziere ins Dorf kämen, die hier nichts zu suchen hätten. – Als ich heute am Kiehl sehr erschöpft auf der Bank saß, die dort steht, u. mein Frühstück verzehrte, brauste er auch wieder mit seinem Motorrad an mir vorbei. – An diesen u. ähnlichen Leuten wird die Idee des Bolschewismus scheitern. Diese Leute werden nach diesem Kriege in Rußland das große Wort führen, – u. ihrer gibt es erschreckend viele. Rußland mag diesen Krieg wohl gewonnen haben mit Amerikas Hilfe, aber der Bolschewismus hat ihn verloren.

[3]      Auch in ganz Wustrow wird überall vom 28. Juni gesprochen als einem Termin, der irgend eine noch unbekannte Entscheidung bringen soll.