Zum Inhalt springen

TBHB 1945-07-20

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1945-07-20
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1945
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Freitag, 20. Juli 1945.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 20. Juli 1945
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unvollständig
Dieser Text ist noch nicht vollständig. Hilf mit, ihn aus der angegebenen Quelle zu vervollständigen! Allgemeine Hinweise dazu findest du in der Einführung.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

[Bearbeiten]

Der Artikel TBHB 1945-07-20 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 20. Juli 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[Bearbeiten]
[1]
Freitag, 20. Juli 1945.     

[1]      Gestern früh war unser LKW. frei u. ich fuhr mit nach Ribnitz, um mit dem Bürgermeister u. dem Kommandanten zu verhandeln. Der Wagen lud inzwischen Kartoffeln. Der Bürgermeister Dahlitz entpuppte sich als ein recht ordentlicher Mann, der sofort bereit war, mit mir u. Frau Seeberg, die wieder als Dolmetscherin dabei war, zum Kommandanten zu gehen. Auch der Leiter des Wirtschaftsamtes, Herr Michelis, kam mit, der ebenfalls sehr bemüht war, mir zu helfen. Dennoch mußte ich beim Kommandanten zwei Stunden im Vorzimmer warten u. als ich dann endlich drankam, zeigte sich der Kommandant hartnäckig. Es gelang mir zwar, ihn allmählich etwas zugänglicher zu machen, aber er ging von seiner Forderung nicht ab, daß wir ihm Fische liefern müßten. Erst dann könne er uns Mehl liefern. Er u. der Kommandant von Wustrow sind sich spinnefeind u. deshalb verhindert er jede Zufuhr nach dem Fischlande.

     Der Bürgermeister erzählte mir, daß zwei Tage vorher ein Herr bei ihm gewesen wäre, der sich Bezirksbürgermeister von Wustrow, Althagen u. Ahrenshoop genannt habe. Dieser Herr habe sich jedoch bei ihm u. beim Kommandanten so flegelhaft benommen, daß der Kommandant ihn hatte stehen lassen. Dieser Herr kann nur der jüngere Dr. Grantz gewesen sein, von dem ich gehört habe, daß er Dr. Hoffmann während seines Urlaubs vertritt. Es ist ja bezeichnend, daß er sich einfach den Titel eines Bezirksbürgermeisters anmaßt, wozu er selbst dann kein Recht hätte, wenn Dr. Hoffmann diesen Titel führen dürfte, was aber garnicht der Fall ist. Ich war dann noch bei Herrn Bernitt, der die Bamberger Mühle führt u. stellte fest, daß Herr Dr. Grantz auch bei diesem eine ähnlich fatale Rolle gespielt hatte.

     Ehe ich morgens losfuhr, kam Frau Korsch sehr aufgeregt. Ihr Mann war Abends unerwartet aus Berlin gekommen. Unsere Kosacken nahmen die Anwesenheit des Mannes zum Anlaß, um eine Haussuchung zu machen u. allerhand zu stehlen. Dr. Korsch wurde verhaftet u. dann zwischen zwei Reitern nach Prerow geschleppt, wo festgestellt wurde, daß kein Grund zur Verhaftung vorlag, so daß er wieder nach Hause gehen konnte. Ich beauftragte den Dolmetscher Daschewski, beim Kommandanten in Althagen vorstellig zu werden. Dieser hielt unseren LKW an, als wir zurückkamen u. sagte mir, daß die Kosacken kein Recht zu irgendwelchen Requisitionen hätten u. er von solchen Dingen sofort zu benachrichtigen sei.

     Heute höre ich, daß ab Sonnabend aller Bahnverkehr wegen Kohlenmangels wieder eingestellt wurde. Herr Dr. Korsch hatte einen Berg von Briefen aus Berlin mitgebracht, die verhältnismäßig günstig lauteten. Auch Frau Longard hatte Briefe von ihrer Tochter u. ihrem Sohn, gute Nachrichten. Diesen Briefverkehr hat die Notgemeinschaft eingerichtet u. es war der erste Erfolg, der sehr viel Freude auslöste. Ich hatte daraufhin beschlossen, nochmals einen Zwang auf diejenigen Flüchtlinge auszuüben, die diesseits von Elbe u. Oder wohnen, Ahrenshoop zu verlassen, aber wenn es nun wieder keinen Zugverkehr gibt, ist es auch damit nichts. Herr Dr. Hahn war gestern mit den Richter'schen LKW. in Rostock, zusammen mit Leplow, aber auch diese Reise war völlig zwecklos u. ergebnislos.

     Unter den Briefen aus Berlin war leider auch eine Nachricht über Anneliese Wegscheider dabei. Vor etwa [2] einer Woche ist das Kind gestorben, nachdem Anneliese mit dem Kinde die ganze Kampfzeit glücklich überstanden hat. Es soll eine sehr starke Explosion stattgefunden haben u. die Erschütterung soll ein Gehirnentzündung bei dem Kinde zur Folge gehabt haben. Es scheint sich also um eine sehr ähnliche Todesursache zu handeln wie bei dem kleinen Hartmut. – Es scheint, als wären die Wegscheiders wirklich nicht fähig, Nachkommenschaft zu haben. Bei Anneliese gingen bereits drei Fehlgeburten voraus, – nun war endlich ein Kind da u. es muß sterben. Ob Kurt aus dem Kriege zurückkehren wird, scheint mir sehr zweifelhaft.