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TBHB 1945-07-25

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-07-25
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Mittwoch, 25. Juli 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 25. Juli 1945
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1945-07-25 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 25. Juli 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Mittwoch, 25. Juli 1945.     

[1]      Gestern Abend viel Aufregung. Der Kommandant Althagen behauptete, nicht genug Arbeitskräfte bekommen zu haben. Er forderte deshalb für heute 50 Menschen an, Arbeitsbeginn um 7 Uhr früh, anstatt um 8 Uhr wie sonst. Dalschewski brachte die Nachricht, der Kommandant habe getobt u. geschimpft. Es stellte sich heraus, daß von uns aus alle Arbeitskräfte gestellt worden waren, wie sie angefordert waren, daß aber bei den Russen eine vollständige Unordnung u. Organisationslosigkeit herrscht, sodaß die gestellten Arbeitskräfte verzettelt worden sind an verschiedene Stellen u. die wichtigste Arbeit eben nicht vorwärts kam.

     Um die Mittagszeit war der Bürgermeister von Born bei mir. Er erzählte mir Wunderdinge. In Born gibt es keine Requisitionen. Wenn die Russen etwas brauchen, kaufen sie es gegen Geld zu normalen Preisen u. sogar die Arbeitskräfte, die sie anfordern, bezahlen sie. Der Kreiskommandant in Barth läßt alle 4 Wochen die Bürgermeister zur Besprechung zu sich kommen u. lädt sie dann zum Mittagessen ein. In Born fehlt noch keine Kuh u. kein Pferd u. kein Möbelstück oder sonst irgendetwas. Es ist kaum zu glauben. – Ich war in großes Wut über Zustände, wie sie bei uns herrschen u. ärgerte mich am Abend um so mehr über die völlig ungerechten Forderungen unseres Kommandanten. Zum Ueberfluß kam Herr Damm u. erzählte, der Fahrer Butt habe die Nachricht gebracht, der LK.W. solle jetzt in Wustrow stationiert werden. Wenn das zutrifft, würde das die völlige Ausschaltung von [2] Ahrenshoop bedeuten, wir würden dann überhaupt keine Lebensmittel mehr heranbekommen u. außerdem würde es sehr erschwert sein, von hier fort zu kommen. Schießlich schrieb uns der neu in Wustrow eingesetzte Bürgermeister, Herr Brüssow, welcher der ehemalige Genosse des rühmlichen Herrn Harder ist, daß der Kommandant befohlen habe, Ahrenshoop müsse künftig all seine Milch in der Wustrower Molkerei abliefern. Es war genug des Aergers. Aus all diesen Maßnahmen u. aus dem sonstigen Verhalten der russischen Behörden geht hervor, daß man nicht das geringste Interesse an der Bevölkerung hat u. gewillt ist uns zu quälen bis aufs Blut. Ich war davon so mutlos, daß ich entschlossen war, mein Amt niederzulegen. Ich hörte dann, daß der zweite LKW. von Richter heute nach Barth fahren sollte u. ich entschloß mich, die Gelegenheit zu benutzen um vielleicht Schutz beim Landrat oder beim dortigen Kreiskommandanten zu finden. Herr Gläser, der seinen Bruder in Barth sehen wollte, sollte als Dolmetscher mitfahren u. Gretl Neumann zum Einkauf. Wir trafen uns um 6 Uhr heute früh vor dem Hause u. gingen nach Althagen, wo wir den Richter'schen Wagen antrafen, der uns um 7 Uhr bis zur Kommandantur Wustrow brachte. Dort warteten wir bis 9 Uhr, weil die Herren dort noch schliefen. Um 9 Uhr wurde der Wagen mit Kosacken besetzt u. fuhr ohne uns nach Barth. Wir durften wieder nachhause gehen. Zum Glück traf ich unterwegs den Sohn von Dr. Umnus der mit seinem Gespann Milchkannen ausfuhr u. er nahm mich mit bis zur Grenze. Herrn Gläser, der in Wustrow geblieben war, um vom Kommandanten einen Passierschein zu erhalten, wurde einfach gesagt, er sei ein alter Mann u. brauche nicht mehr zu reisen, er solle nachhause gehen u. sich hinter den Ofen setzen. Auch andere Leute die Passierscheine haben wollten, bekamen keine, weil die Formulare alle sind.

     In Wustrow traf ich auch den neuen Bürgermeister Brüssow, der mächtig überzeugt war von seinen großen Fähigkeiten, aber dennoch recht klein von Format ist. Auch Herrn Hallier traf ich, den bisherigen Bürgermeister, der nun in seiner Arbeitskleidung freilich einen noch viel dürftigeren Eindruck machte.

     In meiner Abwesenheit hat Paul eine Versammlung der Kuhhalter gehabt, um die Frage der Ablieferung zu klären, doch hat er keinen großen Erfolg gehabt. Der Eigennutz der Leute ist zu groß, sie haben kein Verständnis für die Notwendigkeiten der Gemeinschaft. Aber vor allem fehlt es an Milchkannen. Herr Wiethüchter ist nun zur Molkerei gegangen, um auch von dort her die Situation zu klären.