Zum Inhalt springen

TBHB 1945-08-11

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1945-08-11
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1945
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Sonnabend, 11. Aug. 1945.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 11. August 1945
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

Der Artikel TBHB 1945-08-11 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 11. August 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonnabend, 11. Aug. 1945.     

[1]      Am Spätnachmittag kam gestern die Tochter des Bauern Paetow, Frau Schmmartz, u. berichtete, der Vater würde im Monheim'schen Hause festgehalten, weil er keinen Personalausweis besaß. Paetow ist dort schwer erkrankt u. man hat Dr. Zabel holen müssen. Da Frau Kansi, die Dolmetscherin, um 6 Uhr zu mir bestellt war, um bei mir auf den Oberleutnant zu warten, der ihr bei der Kontrolle am Morgen ohne jeden sichtbaren Grund die Papiere abgenommen hatte, stellte ich rasch für Paetow einen neuen Ausweis auf. Frau Sch. hatte zum Glück ein Foto des alten P. [2] mitgebracht. Frau Kansi fertigte dann gleich die russ. Übersetzung. Ich ging mit Frau Sch. zu Monheim. Der alte Paetow lag auf der Erde hinter dem Pferdestall u. Zabel war mit seiner Tochter um ihn bemüht. Paetow selbst konnte ich nicht sehen.

     Im Hause traf ich Bütow, der ebenfalls festgenommen worden war, anscheinend, weil man ihn für einen SS=Mann hielt. Wir hatten vorher Herrn Glaeser getroffen u. ihn gebeten, mitzukommen. Es gab nun erst wieder ein Verhör des Bütow mit dem Ergebnis, daß die Russen angeblich nichts glaubten, was Bütow sagte. So machen sie es immer. Die Sache zog sich endlos hin u. war ergebnislos. Es musste dann noch Frau Kansi geholt werden, die immer noch in meinem Hause wartete. Man saß dann um den runden Tisch im Erker herum u. die Russen erzählten sich offenbar Zoten, es wurde gelacht, geschrien, Mundharmonika u. Ziehharmonika gespielt u. gesungen, dazu rauchten sie ihren stinkenden Tabak aus Zeitungspapier. Man sagte, daß ein höherer Offizier noch erwartet würde, der die Sache Bütow u. Kansi entscheiden solle, aber er kam nicht. Ich saß bis gegen 11 Uhr dort u. ging dann nach Hause. Der höhere Offizier ist nie gekommen, Bütow u. Frau Kansi mussten die ganze Nacht dort bleiben u. sind heute morgen wieder entlassen worden. Ich selbst wurde zu dem Oberleutnant gerufen, der mir erklärte daß nun alles in Ordnung sei u. der mir dankte. Jetzt reitet die Bande wieder ab, nachdem heute früh schon eine ziemlich starke Abteilung der gleichen Leute von Wustrow her hier durchgeritten ist in Richtung Zingst.

     Die Russen erzählten mir gestern, daß Japan kapituliert habe. Radio höre ich nun nicht mehr.

Gestern Nachmittag wurde Albert Waterstadt beerdigt. Pastor Loeber sprach entsetzlich sabbelig am Grabe. Es war mit größter Schwierigkeit gelungen, den Sarg aus Wustrow zu beschaffen, denn der Verkehr zwischen hier u. Wustrow war gestern ganz gesperrt u. vorher konnte der Sarg nicht beschafft werden. Budde hat keine Bretter mehr, um Särge zu machen, die Russen haben ihm alles Holz genommen, um ihren Pferdestall zu bauen.

     Heute Morgen traf ich Dr. Zabel, den ich nach Paetow fragte. Er erzählte mir, er habe den Alten hinterm Pferdestall am Boden hockend gefunden wie ein weidwundes Tier. Dieser Vergleich ist überaus treffend. Er ist wirklich langsam zu Tode gehetzt.