Zum Inhalt springen

TBHB 1945-09-30

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1945-09-30
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1945
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Sonntag, 30. Sept. 1945.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 30. September 1945
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

Der Artikel TBHB 1945-09-30 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 30. September 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonntag, 30. Sept. 1945.     

[1]      Gestern Abend die Möglichkeit meines Rücktritts mit Martha besprochen, die den Gedanken sehr begrüßte. Auch sie hat sich nun ja endlich die große Plage der Russen=Schneiderei u. der Notgemeinschaft vom Halse geschafft, nachdem sie die Notküche bereits vor 14 Tagen eingestellt hat. –

Heute Morgen brachte Borchers die Nachricht, daß bei Paetow ein Kalb gestohlen worden ist, sowie mehrere Säcke Kartoffeln. Die Spuren des Kalbes weisen deutlich nach Althagen, die Kartoffeln dagegen scheinen bei den neuen Leuten im Monheim'schen Hause gelandet zu sein. Es ist ja verständlich, da die Leute nichts zu essen haben u. da es bei uns auch kein Brot gibt. Die Leute scheinen ebensowenig Nachschub zu haben, wie die Kosaken u. so müssen sie stehlen, wenn sie leben wollen.

     Seit Tagen gehen hier Gerüchte um, die nicht verstummen wollen. Gerüchte gibt es seit dem Mai viele, aber diesmal ist dieses Gerücht besonders hartnäckig, denn viele wollen es in irgend einer Zeitung gelesen haben. Da es schon lange keinen Strom am Tage gibt u. Zeitungen selten herkommen, erfährt man ja nichts. Es heißt da, es sollten die Deutschen Grenzen von 1937 wieder hergestellt werden. Das ist allerdings schon vor Kriegsende, wenn ich nicht irre, in Sa. Franzisko, gesagt worden u. ich habe es selbst im engl. Sender gehört. Danzig u. der ehem. Korridor sollen polnisch werden, alles [2] Land östlich davon russisch. Auch das ist ungefähr früher schon mal im engl. Sender gesagt worden. – Sodann heißt es, daß Deutschland auf 20 Jahre besetzt bleiben soll, jedoch sehr dünn, 2 Soldaten auf je 1000 Einwohner. Brandenburg, Niederschlesien u. Berlin sollen ganz ohne Besatzung bleiben, in Berlin soll nur die interalliierte Kontrollkommission bleiben. Norddeutschland soll ganz von England besetzt werden, Süddeutschland von Frankreich. Deutschland soll auf 70 Jahre keine eigene Wehrmacht haben dürfen, ferner soll auf 2 Jahre in Deutschland niemand heiraten dürfen u. für 2 Jahre soll ein Alkoholverbot bestehen. Die Gefangenen sollen alle entlassen werden, wer bis zum 31.12.45. nicht zurückgekehrt ist, gilt als verschollen.

     Heute Mittag habe ich zum ersten Male geheizt, es war gestern besonders kalt. Wenn wir sehr sparsam sind, werden wir mit dem noch vorhandenen Koks für diesen Winter ungefähr reichen.