Zum Inhalt springen

TBHB 1945-10-10

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1945-10-10
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1945
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Mittwoch, 10. Okt. 1945.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 10. Oktober 1945
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unvollständig
Dieser Text ist noch nicht vollständig. Hilf mit, ihn aus der angegebenen Quelle zu vervollständigen! Allgemeine Hinweise dazu findest du in der Einführung.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

[Bearbeiten]

Der Artikel TBHB 1945-10-10 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 10. Oktober 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[Bearbeiten]
[1]
Mittwoch, 10. Okt. 1945.     

[1]      Ich ging gestern Nachmittag zuerst zu Frau Deutschmann, deren Wohnung in einem tollen Zustand war. Alles war durchwühlt u. lag durcheinander. Frau D. sagte mir, daß man ihr, ihrem Mann u. dem Sohn befohlen hätte, sich im Obergeschoß in eine Stube zu begeben. Vor die Tür wurde der Kraftfahrer des Wagens zur Wache gestellt. Sodann wurde die ganze Wohnung unten von den beiden GPU=Offizieren u. Herrn Frey, sowie dem russ. Mädchen, das sie bei sich hatten, durchwühlt u. alles gestohlen, was irgendwie für die Leute Wert hatte, hauptsächlich Damengarderobe u. Damenwäsche. Dann wurde Deutschmann aufgefordert, sich seinen Mantel anzuziehen u. 2x Wäsche mitzunehmen u. die Kerls fuhren mit ihm los.

     Anschießend ging ich zu Paul, den ich in einem schon etwas besseren Zustande antraf. Er hatte sich rasiert u. umgekleidet u. gewaschen, er sah aber dennoch sehr elend aus. Er erzählte, daß man ihn zuerst in einen Keller gebracht habe, in dem kein einziges Möbel war kein Stuhl u. keine Pritsche. Dort mußte er zwei Nächte zubringen. Er wurde dann in eine oberirdische Zelle gebracht, wo er wenigstens eine Holzpritsche hatte, aber keine Matratze, keine Decke kein Stroh. Später hat er dann eine dünne Seegras-Matratze u. eine Decke bekommen. Er ist nur dann + wann verhört worden, u. zwar von demselben, wiederlichen Kerl, der ihn verhaftet hatte. Er wurde beschuldigt, aktiver Faschist gewesen zu sein. Als der Kerl dann endlich begriff, daß er mit dieser Anklage nicht weiter kam, da er keine Beweise dafür finden konnte, verlangte er von Paul, daß er ihm dann wenigstens Faschisten nennen sollte. Als Paul sagte, daß er keine Faschisten in Ahrenshoop kenne, stand der Kerl auf u. verabfolgte ihm mehrere wuchtige Schläge ins Gesicht. Paul wurde wieder in seine Zelle gebracht, wobei der Kerl sagte, er würde ihn weiter verhören u. wenn Paul ihm dann keine Faschisten nennen würde, würde er ihn wieder schlagen. – Endlich ist Paul dann entlassen worden nachdem ein Unteroffizier ihm noch meine Pelzweste, die er trug, gestohlen hat.

     Ich habe heute sofort einen knappen Bericht darüber sowohl an den Landrat, wie an den Landespräsidenten geschrieben, obgleich Paul mich bat, es nicht zu tun, weil er Repressalien fürchtet. Desgleichen habe ich einen Bericht über die Verhaftung Deutschmanns an den Landrat abgesandt. – Ebenso sandte ich einen Bericht über die Erschießung des Herbert Saatmann an den Landrat. Ferner einen Bericht über neuerliche Einbrüche beim Bauer Paetow, von denen dieser mir heute morgen Mitteilung gemacht hat. Es handelt sich um Kartoffeln u. Schrotmehl. Wenn dergleichen jetzt schon gestohlen wird, was soll man dann erst im Winter erwarten! Auch unseren Birnbaum, an dem ohnedies nicht viel dran war, hat man in der Nacht geplündert.

     Heute Mittag meldete sich Max Stama. Er ist vor Ende des Krieges übergelaufen u. hat an der Widerstandsbewegung in Oesterreich teilgenommen. Jetzt ist er im Auftrage des Repatriierungs=Komitees dauernd zwischen Wien u. Berlin unterwegs, um Oesterreicher aus Deutschland nach Oesterreich zu bringen u. Deutsche aus Oesterreich nach Deutschland. Er war entsetzt über die [2] Zustände bei uns. Im Süden, meinte er, seien die Russen auch nirgends beliebt, aber so toll wie bei uns hier benehmen sie sich dort nicht.

     Martha war heute nicht wohl u. blieb vormittags liegen, nachmittags war sie auf, doch sieht sie schlecht aus.

     Im Rundfunk u. in den Zeitungen stänkern sich die Russen mit den Anglo-Amerikanern wegen der gescheiterten Konferenz herum. Die kommunistischen Zeitungen, die einzigen, die es in der russ. Zone gibt, vertreten natürlich den russischen Standpunkt, um so interessanter ist es, im englischen Rundfunk zu hören, was die Engländer sagen. Wer sachlich im Recht ist, kann ich natürlich nicht sagen, aber sicher ist, daß die Engländer u. Amerikaner die Trümpfe in der Hand haben u. offenbar gewillt sind, sie rücksichtslos auszuspielen, denn sie geben sich nicht die geringste Mühe, einen Ausgleich zu suchen oder die Differenzen auch nur zu verschleiern.

     Heute wurde gesagt, daß Schweden sich entschlossen habe, uns wirtschaftlich zu helfen. Ein Lichtblick. Man hat den Eindruck, daß dies nicht ohne die Einwilligung Englands geschieht.

     Leider ist heute bald nach 5 Uhr nachm. der Strom wieder ausgeschaltet worden.