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TBHB 1945-11-01

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-11-01
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Donnerstag, 1. Nov. 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 1. November 1945
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Einführung

Der Artikel TBHB 1945-11-01 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 1. November 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Donnerstag, 1. Nov. 1945.     
Allerheiligen     

[1]      Dr. Lasch u. Dr. Meyer waren gestern nachmittags zum Kaffee bei uns. Wenn Fremde da sind u. ich mich mit ihnen befassen muß, merke ich erst, wie sehr ich herunter bin. Es fiel mir außerordentlich schwer, mich auf die Herren einzustellen, obwohl ich mich auf diesen Besuch gefreut hatte. Herr Dr. Meyer fällt neben Herrn Dr. Lasch doch sehr ab, aber selbst mit Dr. Lasch fand ich nur sehr schwer Konkakt. Ich war von dem Besuch so angestrengt, daß ich abends beim Rosenkranz noch ermüdet war u. keine Betrachtung halten konnte.

     Gestern wurde nochmals das Ahrenshooper Wäldchen nach Partikel abgesucht. Die neue Russen-Abteilung bei Monheim machte keine Schwierigkeiten. Es haben etwa 45 Menschen, Männer u. Frauen, den Wald durchsucht, aber keine Spur [2] gefunden. Die Sache ist sehr rätselhaft.

     Gestern fuhr wieder einmal der Dampfer nach Ribnitz u. zurück, aber auf dem Rückwege ist er entweder festgefahren, oder er hat Motorschaden gehabt, jedenfalls ist der draußen auf dem Bodden liegen geblieben. Ich habe noch nicht gehört, was daraus geworden ist.

     Dr. Meyer erzählte gestern, daß jetzt keine Besatzung mehr nach Wustrow kommen würde. Wir haben jetzt nur noch die Abteilung bei Monheim, die nach Prerow=Zingst gehört, wo nun allerdings ein ganzes Artillerie-Regiment liegen soll. Ein Unteroffizier dieser Leute kam gestern u. wollte Schnaps oder Spiritus haben, er bot mir ein großes Stück Speck dafür an. Leider konnte ich ihm nichts geben. In Wustrow soll nach Dr. Meyer jetzt aber ein Beamter der GPU sitzen. Es scheint so, als wären die Russen in letzter Zeit doch in sehr großen Massen abgezogen. Man sagt, daß sehr viele russische Soldaten auf dem Rückmarsch desertiert seien u. daß die Russen große Vorsichtsmaßregeln treffen, um diese Desertionen zu verhindern. Man erkennt daraus, wie gefährlich für den Bolschewismus die Berührung mit dem Westen ist, – die Leute wollen offenbar nicht mehr heim in ihr sogenanntes „Arbeiter=Paradies“. Die heimliche Niederlage des Bolschewismus scheint sich viel früher auszuwirken, als zu erwarten war.

     Heute Nachmittag gegen 4 Uhr erschien ein Leutnant mit einem Sergeanten u. einem bewaffneten Soldaten. Der Leutnant wollte sich gleich in mein Zimmer drängen, aber ich drängte ihn zurück in die Diele. Zufällig kam auch Herr Gaeser, der dann gleich dolmetschte. Der Leutnant stellte sich vor als der Kommandant in der Batterie, – der Sergeant machte den Eindruck, als wäre er von der GPU., er sah etwas intelligenter u. nicht unsympatisch aus, er verfügte über ein kleines Maß von Manieren. Der Leutnant erklärte, daß ab 9 Uhr Abends niemand mehr auf der Straße sein dürfe, Gänge über Wustrow hinaus u. nach Born bedürfen seiner Genehmigung, auch Fahrten nach Ribnitz mit dem Dampfer. Hierfür ist schon lange keine Genehmigung mehr erforderlich gewesen. Ueberhaupt scheint alles wieder verschärft worden zu sein, so muß auch die ganze Holzwertung im Darss wieder eingestellt werden, bis eine Neuregelung eintritt, die hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lassen wird. Die Leute haben alle kein Holz mehr, wir werden nun die Bäume der Straße fällen müssen. – Die Fischer müssen sich wieder vor der Ausfahrt melden u. der Kommandant will Lichtbilder der Fischer haben, von mir beglaubigt. Dafür versicherte er mir, daß die Leute bei Monheim nichts zu sagen haben u. daß sie besonders nichts im Dorf kaufen dürfen ohne Genehmigung des Kommandanten. Am Vormittag war ein Leutnant mit einem Unteroffizier dagewesen u. hatte 2 Centner Kartoffeln verlangt. Der Kommandant sagte mir, daß er das nicht dürfe u. daß ich ihn zu ihm schicken sollte, wenn er wieder käme. Diese Streitigkeiten sind ja früher auch schon gewesen mit den Kosaken. Herr Gläser sagte mir, daß der Leutnant zum Schluß auf russisch gesagt hätte, daß sie Posten ausstellen würden, die die Civilbevölkerung nicht sehen würden u. daß sie jeden Verkehr genau kontrollieren würden. Es scheint so, als wäre das nun jetzt eine regelrechte Polizeitruppe u. als ob eine scharfe Kontrolle beginnen würde. – Ich stelle fest, daß es mir bei meiner schwachen Gesundheit überaus schwer fällt, mit diesen Leuten zu verhandeln.