Zum Inhalt springen

TBHB 1945-11-03

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1945-11-03
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1945
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Sonnabend, 3. Nov. 1945.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 3. November 1945
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unvollständig
Dieser Text ist noch nicht vollständig. Hilf mit, ihn aus der angegebenen Quelle zu vervollständigen! Allgemeine Hinweise dazu findest du in der Einführung.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

[Bearbeiten]

Der Artikel TBHB 1945-11-03 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 3. November 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[Bearbeiten]
[1]
Sonnabend, 3. Nov. 1945.     

     Fühlte mich heute erstmalig etwas wohler, habe den ganzen Tag Briefe für die Gemeinde geschrieben. Am Nachmittag kam Prof. Reinmöller, um nach mir zu sehen. Ich schenkte ihm ein Paket Tabak, worüber er sich sehr freute. Wir sprachen den Verlauf meiner Krankheit durch, er meinte, daß er selten einen so heftigen Kolikanfall bei einem Menschen gesehen hätte. Herr Dr. Lasch hatte ihm einen ausführlichen Krankenbericht geschickt. – Im Verlaufe des Gesprächs erzählte er mir, daß Frau Margot Seeberg den Ehrgeiz hätte, an meiner Stelle Bürgermeister zu werden, – natürlich unter dem Protektorat des Herrn Dr. Ziel. – Später kam Paul, der mir bestätigte, ähnliche Gerüchte ebenfalls gehört zu haben. Auch Martha meint, daß Herr Gläser derartiges gesagt habe. Jetzt fällt mir ein, daß Herr Gläser mir gegenüber auch schon eine Bemerkung in dieser Richtung getan hat, aber ich hatte das nicht Ernst genommen.

     Frau Schuster war da u. besprach allerhand Gemeinde=Angelegenheiten, u. a. auch, daß Frau Doris Oberländer um die erhöhte Lebensmittel=Karte eingekommen, weil sie Mitglied des Kulturbundes zur demokrat. Erneuerung Deutschlands sei. Mir kam das wie ein Wink des Himmels vor u. ich schrieb mir gleich die Anschrift der Geschäftsstelle in Rostock, Schillerplatz 10. ab. Ich habe sofort selbst um Aufnahme in den Kulturbund gebeten, damit ich nicht

[1]      Fühlte mich heute erstmalig etwas wohler, habe den ganzen Tag Briefe für die Gemeinde geschrieben. Am Nachmittag kam Prof. Reinmöller, um nach mir zu sehen. Ich schenkte ihm ein Paket Tabak, worüber er sich sehr freute. Wir sprachen den Verlauf meiner Krankheit durch, er meinte, daß er selten einen so heftigen Kolikanfall bei einem Menschen gesehen hätte. Herr Dr. Lasch hatte ihm einen ausführlichen Krankenbericht geschickt. – Im Verlaufe des Gesprächs erzählte er mir, daß Frau Margot Seeberg den Ehrgeiz hätte, an meiner Stelle Bürgermeister zu werden, – natürlich unter dem Protektorat des Herrn Dr. Ziel. – Später kam Paul, der mir bestätigte, ähnliche Gerüchte ebenfalls gehört zu haben. Auch Martha meint, daß Herr Gläser derartiges gesagt habe. Jetzt fällt mir ein, daß Herr Gläser mir gegenüber auch schon eine Bemerkung in dieser Richtung getan hat, aber ich hatte das nicht Ernst genommen.

     Frau Schuster war da u. besprach allerhand Gemeinde=Angelegenheiten, u. a. auch, daß Frau Doris Oberländer um die erhöhte Lebensmittel=Karte eingekommen, weil sie Mitglied des Kulturbundes zur demokrat. Erneuerung Deutschlands sei. Mir kam das wie ein Wink des Himmels vor u. ich schrieb mir gleich die Anschrift der Geschäftsstelle in Rostock, Schillerplatz 10. ab. Ich habe sofort selbst um Aufnahme in den Kulturbund gebeten, damit ich nicht [2] meine Lebensmittelkarte verliere, wenn ich nicht mehr Bürgermeister sein werde.

     Gestern am Spätnachmittag war Paul da, mit dem ich eine eingehende Aussprache hatte. Seine Tochter Erika ist nun ja fort, nicht ohne daß es vorher noch Differenzen zwischen ihr u. ihm gegeben hätte. Ich sagte ihm unverblümt meine Meinung über Grete u. seine drei Töchter u. er selbst beklagte sich bitter über Grete u. ihre scheinheilige Verlogenheit. Paul ist sicher ein Mensch, der zu Gleichgültigkeit u. Oberflächlichkeit neigt u. der den Dingen nicht gern denkend auf den Grund geht, – aber er hat das im Leben an der Seite dieser Frau bitter büßen müssen.

     Der Strom wird wieder um 9 Uhr Abends eingeschaltet, – aber von 5 – 9 Uhr sitzt man im Dunklen. Meist gehen wir dann schlafen ehe das Licht wiederkommt, nur heute bin ich einmal auf geblieben, weil ich noch an den Kulturbund schreiben wollte.