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TBHB 1945-11-15

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-11-15
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Donnerstag, 15. Nov. 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 15. November 1945
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1945-11-15 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 15. November 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Donnerstag, 15. Nov. 1945.     

[1]      Heute morgen übergab ich Frau Schuster, die vor dem Dienst zu mir kam, mein endgültiges Rücktrittsgesuch, sie sollte es gleichzeitig dem Gemeindevorstande mitteilen. Der erste Erfolg war, daß Willy Meyer u. Bernh. Saatmann mit Paul Küntzel zu mir kamen, um die neue Lage zu besprechen. Meyer u. Saatmann waren sehr niedergeschlagen. Sie sagten mir, daß doch seit meiner früheren Amtsführung als Gemeindevorsteher in Ahrenshoop nichts Ordentliches mehr geleistet worden sei usw., u. sie schimpften auf Dr. Ziel. Ich blieb aber fest u. sagte ihnen, daß ich nicht nur wegen dieser geheimen Quertreiber ginge, sondern vor allem auch, weil die übergeordneten Behörden eine gedeihliche Arbeit unmöglich machten, indem sie alle Lasten auf die Bürgermeistereien abschöben, selbst aber nichts täten, um die Gemeinden zu schützen. Man verlangt von uns die Einrichtung eines Seuchen-Krankenhauses u. einer Entlausungs=Anstalt, [2] aber man gibt uns dazu weder das Geld, noch das Material, noch gibt man uns die zur Unterhaltung solcher Anstalten notwendigen Hilfskräfte. Man verlangt im Gegenteil, daß wir hilfsbedürftige Flüchtlinge noch mit Geld unterstützen sollen. Frau Schuster war gestern in Ribnitz beim Wirtschaftsamt, wo ihr gesagt worden ist, daß an die Russen keinerlei Lebensmittel abgegeben werden dürften, widrigenfalls wir uns strafbar machen; aber niemand hilft uns, uns der Forderungen der Russen nach Brot u. Kartoffeln u. a. Lebensmittel erfolgreich zu widersetzen. Erst gestern war wieder Bauer Paetow bei mir u. klagte, daß die Russen in seinem Kartoffelkeller seien u. Kartoffeln holten. Ich konnte ihm nicht helfen. – Während die Herren bei mir waren, kam der russ. Leutnant aus dem Monheim'schen Hause u. erklärte mir wieder einmal, daß nur er hier zu sagen hätte, die Althäger hätten hier nichts zu sagen u. daß die Fischer künftig Ausweise von ihm haben müßten, sonst würde geschossen. Außerdem verlangte er die Stellung von Musikern, weil die Russen tanzen wollten. Von Paetow hörte ich gestern erst, daß die Russen dauernd sein Gespann zu Fahrten nach Prerow benutzen, sodaß P. seinen Acker nicht bestellen kann. Alle diese Dinge sind eben unerträglich. –

     Aber eine Freude war heute endlich einmal, weil ein Brief von Anneliese kam, in dem ein von Fritz selbst an Annliese geschriebener Brief lag. Dieser ist vom 5. Oktober. Er schreibt, daß er noch immer im Gefangenenlager Freiburg-Flughafen ist, daß es aber leider noch immer ungewiß ist, was werden wird, obgleich er selbst dienstunfähig ist. Er schreibt, daß er trotz guter Beziehungen nicht freikommt. Er war 3 Monate im Lazarett in Hinterzarten u. nun ist er schon 4 Monate im Lager. Er hat mehrfach geschrieben u. die Post entlassenen Kameraden mitgegeben, aber es ist nichts angekommen. Er teilt nun mit, daß er selbst über das Deutsche Rote Kreuz in Freiburg, Lorettostraße 1 postalisch zu erreichen sei. Wir werden das sogleich versuchen. Er hat auch an Ruth mehrfach geschrieben, aber er weiß nichts von ihr. – Anneliese hat auch von Kurt nichts gehört bis auf eine Nachricht aus Langensalza von einem Mann, der mit ihm zusammen in russ. Kriegsfangenschaft gewesen sein will, doch glaubt Anneliese, daß es Schwindel ist.

     Ferner bekam ich einen Brief von dem Schriftsteller Alfred Sittarz aus Pillingsdorf, Post Neustadt a. Orla. Er war hier Soldat u. wir halfen ihm, von hier fort zu kommen, er bekam von mir eine Jacke u. einen Hut. Drei Monate hat er gebraucht, um von hier in seine Heimat zu gelangen. –

     Schließlich erhielt ich vom Kulturbund die Nachricht, daß ich in den Bund aufgenommen sei. Das ist also nun geschehen, die erste Anknüpfung an das Kunstleben seit 12 Jahren!