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TBHB 1945-11-21

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-11-21
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Mittwoch, 21. Nov. 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 21. November 1945
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1945-11-21 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 21. November 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Mittwoch, 21. Nov. 1945.     

[1]      Gestern Abend kam Frau Schuster nochmals. Die Flüchtlingsgeschichte ist nach telephon. Anruf aus Rostock nach vielen Auseinandersetzungen wieder rückgängig gemacht worden, sodaß wir zunächst einmal keine Flüchtlinge bekommen. Gleichzeitig hat sich der stellvertr. Landrat zu heute angemeldet, er will vor dem Volke eine Rede halten. –

     Abends: Der stellvertr. Landrat, ein Dr. Jaenicke oder so ähnlich, traf pünktlich 5 Uhr im Auto ein u. suchte mich im Hause auf. Wir saßen in meinem Arbeitszimmer. Er ist ein sehr sympatischer Mensch mit auffallend kräftiger Nase u. energischen Gesichtszügen, dabei ein Mann mit Gefühl u. Rechtlichkeit, der mir sehr gefiel. Der Kontakt war sofort da. Ich hatte mir Notizen vorbereitet u. es ergab sich die zwar niederziehende, aber interessante Tatsache, daß der Landrat nicht in des Lage ist, sich selbst, geschweige denn die Bürgermeister vor Uebergriffen sowohl der Russen wie auch der deutschen Kommunisten zu schützen. Er erzählte mir, daß die Russen in den letzten 3 Tagen dem Landratsamt 2 Autos einfach von der Straße weg gestohlen haben, ohne daß dagegen etwas zu machen war. Wie soll der Landrat da uns vor Fahrrad-Diebstählen, Kartoffeln=Brot= u. a. Diebstählen schützen. Ebenso ist es gegen die KPD. Der kommunistische Bürgermeister Dahlitz von Ribnitz hat neulich zusammen mit dem kommunistischen Leiter der Polizei Kumerow einen Landbürgermeister einfach abgesetzt. Beide sind in völlig besoffenem Zustande bei dem Landbürgermeister erschienen. Dieser hat sich natürlich beim Landrat beschwert u. der Landrat hat den Mann, gegen den garnichts vorlag, wieder in sein Amt eingesetzt. Daraufhin sind die Herren Dahlitz u. Kumerow in Begleitung eines russ. Offiziers abermals hingefahren u. haben den Bürgermeister wiederum abgesetzt. Der Landrat konnte dagegen nichts machen u. so ist es denn geblieben. – Ich sagte daraufhin, daß ich dann also recht täte, jetzt zurückzutreten. Der stellvertr. Landrat war daraufhin sehr erstaunt, er wisse von dieser meiner Absicht nichts. Ich sagte ihm, daß ich bereits am 2 Oktober mein Rücktrittsgesuch eingereicht hätte u. daß ich, nachdem ich bis heute keine Antwort erhalten hätte, nunmehr mitgeteilt hätte, daß ich zum 30.11.45. das Amt niederlegen würde. Er wußte von nichts u. meinte, daß mein Brief vielleicht nicht angekommen sei, aber das stimmt nicht, denn mein Brief ist von der Rostocker Polizei-Abteilung an die Ribnitzer Polizei gegangen, die daraufhin ja auch Herrn Schröter mit der vorläufigen Vertretung beauftragt hatte. – Ich legte ihm dann nahe, dafür zu sorgen, daß der kleine Ahrenshooper Wald für unseren Holzbedarf zur Verfügung stehen solle, weil wir keine Gespanne haben u. daß Spangenberg neue Pferde bekommen soll. Ebenso bat ich, uns von dem Typhus-Krankenhaus zu befreien, da wir dafür garkein Personal hätten. Ebenso legte ich ihm die Verpflegung des Wustrower Krankenhauses ans Herz. Er war in allem sehr zugänglich, ob er freilich etwas erreichen wird, muß die Zukunft lehren. – So dann besprachen wir eingehend die Flüchtlingsfrage. Leider wird es unmöglich sein, uns von Flüchtlingen zu befreien. – Ueber die Befugnisse der sog. „Antifa“ meint er, man müsse da lavieren. Befugnisse hätten diese Leute überhaupt keine, aber sie maßen sich solche an u. man kann dann dagegen nichts machen. – Sonst war er gut informiert über die Angelegenheit der Verhaftung Küntzels usw. – Er ging dann mit Martha zusammen zum Baltischen Hof, wo die Versammlung wartete. Herr v. Achenbach hat die Gelegenheit der Verzögerung benutzt u. Reden gehalten. Martha erzählte mir [2] nachher, daß der stellvertr. Landrat kurz u. sehr gut über die Flüchtlingsfrage gesprochen hat. Auf dem Wege dorthin hat er gesagt, daß er früher in Ahr. gewesen sei u. mich und Martha u. die BuStu. kenne, er könne verstehen, daß ich gern zurücktreten wolle. Er stimmte Martha zu, als sie ihm sagte, daß sie das Geschäft wieder öffnen wolle. Beim Abschied versicherte er mir, in der nächsten Woche noch einmal wieder kommen zu wollen. –

     Abends war Deutschmann da. Er bestätigte den guten Eindruck, den der stellvertr. Landrat überall gemacht hat. Die Zustände aber, in die er mir Einblick gegeben hat, sind einfach furchtbar. Es kann daraus nichts werden. –