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TBHB 1945-12-05

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-12-05
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Mittwoch, 5. Dezember 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 5. Dezember 1945
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Einführung

Der Artikel TBHB 1945-12-05 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 5. Dezember 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.

Tagebuchauszüge

[1]
Mittwoch, 5. Dezember 1945.     

[1]      Am Sonntag Nachmittag waren wir bei Frau Longard, die heute Geburtstag hat, zur Vorfeier dieses Tages. Sie hatte einen kleinen Kuchen aus Quark, gequetschten Kartoffeln u. etwas Mehl gemacht, der ausgezeichnet schmeckte, dazu gab es echten Bohnenkaffee gemischt mit Ersatz. Frau L. erzählte eine hübsche Geschichte, die ihrer Erna begegnet ist, als diese jüngst von einer Reise nach Berlin zurückkam. Sie mußte zu Fuß von Ribnitz hierher gehen. Als sie an die Sperre in Körkwitz kam, fing es schon an, dunkel zu werden u. weit u. breit war kein Mensch. Der russische Posten versuchte, die Erna mit Gewalt in seine Wachbude zu ziehen. Es entspann sich ein Kampf, bei dem Erna natürlich unterlegen gewesen wäre. Da griff sie in ihre Tasche u. nahm ein Kruzifix heraus u. gab es dem Soldaten in die Hand. Der besah es sich verdutzt, gab es ihr wieder zurück u. sagte: „Geh“. – So kam sie davon.

Eben erzählte mir Herr Gerdes, der ebenfalls von Berlin hierher gekommen ist u. in Stralsund auf dem Bahnhof übernachten mußte, daß russische Soldaten in der Dunkelheit alle Leute ausgeplündert u. das Gepäck durchsucht hätten. Auch ihm wurde viel gestohlen. Viele Frauen u. Mädchen seien von den Soldaten mißbraucht worden.

     Gestern Abend erfuhr ich zufällig von Frau Schuster, daß man mir auf der Gemeinde für die neue Lebensmittelperiode nur die Karte 4 zugebilligt hätte. Ich habe gleich einen erheblichen Krach deshalb gemacht u. habe erklärt, daß ich Anspruch hätte auf die Schwerarbeiterkarte, wie sie ja auch die angeblichen Schriftsteller Herr v. Achenbach u. Herr Dr. Burgartz von je her bekommen. Frau Sch. sagte mir, daß Herr Schröter, Herr Degner u. Paul zusammen so entschieden, hätten. Ich bin ziemlich empört darüber. Paut hätte mir doch wenigstens davon ein Wort sagen können. Wieso sollen diese Schriftsteller, von denen Herr v. Achenbach überhaupt noch kein einziges gedrucktes Wort vorweisen kann, eine höhere Karte bekommen als ein Maler, dem die Nazis seit 1933 die Existenz zerschlagen haben. – Heute morgen sagte mir nun Frau Sch., daß sie wahrscheinlich in der Lage sein würde, die Karte für mich umzutauschen. Dennoch habe ich an den Kulturbund nach Rostock geschrieben u. angefragt, ob es da Richtlinien gibt für eine gerechte Zuteilung.

     Ich habe mir gestern unsere Kohlenvorräte angesehen u. leider feststellen müssen, daß diese doch weit geringer sind, als ich angenommen hatte. Ich habe den Verdacht, daß davon gestohlen worden ist. Jedenfalls müssen wir sparen u. ich habe heute erst mittags geheizt.