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TBHB 1945-12-22

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-12-22
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Sonnabend, 22. Dezember 1945.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 22. Dezember 1945
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1945-12-22 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 22. Dezember 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Sonnabend, 22. Dezember 1945.     

[1]      In der Christlich=Demokratischen=Union (CDU) ist nun der erste, große politische Streit ausgebrochen. Die beiden Vorsitzenden dieser Partei waren Hermes u. Dr. Schreiber. Beide Herren haben sich als Gegner der Bodenreform bekannt, ohne daß die Partei selbst ihnen gefolgt ist. Da die Vorsitzenden dennoch ihren Standpunkt weiter vertraten, hat die Parteiseele zu kochen begonnen u. man hat die beiden Vorsitzenden abgesägt. Gestern Abend wurde nun im Rundfunk kein gutes Haar an den beiden gelassen – natürlich im Berliner Rundfunk. Die Gegnerschaft gegen die Bodenreform wurde als Ausfluß einer erz=reaktionären Gesinnung hingestellt, ja fast als Faschismus u. es wurde Hermes u. Schreiber vorgeworfen, sie hätten die CDU zum Hort der Reaktion u. zum Schlupfwinkel für verkappte Faschisten gemacht.

     Es ist ganz gut, daß es so gekommen ist. Die Partei bemüht sich nun in ganz unwürdiger Weise um die Gunst der Kommunisten u. versichert eifrig, daß sie immer für die Bodenreform gewesen sei. Herr Hermes u. Herr Schreiber verschwinden vorläufig in der Versenkung, aber man weiß wenigstens, daß da zwei Männer sind, welche ihre eigene politische Ueberzeugung u. den Mut haben, dieselbe zu vertreten. Sie werden eines Tages wieder auftreten, dann aber hoffentlich ohne Betonung einer religiösen, christlichen Richtung. Diese beiden Männer werden noch viel zu sagen haben. Was aber die Partei jetzt noch zu sagen hat, ist unerfindlich, sie unterscheidet sich von der Liberal=Demokratischen Partei nur noch dadurch, daß die Mehrzahl ihrer Mitglieder Sonntags in die Kirche geht, wobei es noch fraglich ist, ob sie es wirklich tut.

Abends:     

[2] Während der englische Rundfunk (Hamburg) den Streit in u. mit der CDU. mit Stillschweigen übergeht, ergreift der Berliner Rundfunk die Gelegenheit, die Sache weiter aufzurühren, indem er nun nicht mehr Hermes u. Dr. Schreiber angreift, die nun ja nicht mehr anzugreifen sind, sondern seine Angriffe auf die „Neue Zeit“ das Organ der CDU. ausdehnt u. einen Artikel von Gertrud Bäumer, der in dieser Zeitung erschienen ist, in polemischer Form kritisiert. Die verborgene Tendenz ist natürlich, möglichst viele Leute zu bewegen, trotz des Vorstandswechsels aus dieser Partei auszutreten, was sicher gelingen wird, wenn solche Stichelei weiter gehen sollte. Otto Wendt z.B. schrieb vor einigen Tagen, daß er in Hamburg Vorstand einer Ortsgruppe der CDU. sei. Er hat mit Christentum nicht sehr viel zu tun, er wird dieser Partei beigetreten sein, weil sie eben den äußersten rechten Flügel der vier zugelassenen Parteien bildet. Und so wird es bei sehr vielen sein. Wenn es aber so ist, dann sollte man das Wort „Christlich“ daraus entfernen, denn es dient dann nur zur Tarnung politischer Absichten u. kann das Christentum nur diskreditieren, wie das bei dem gegenwärtigen Streit ja bereits ausgibig der Fall ist. –

     Die Erzählung der Weihnachtsgeschichte verlief im Kindergarten sehr fröhlich u. nett, jedoch war die Mehrzahl der Kinder doch wohl gar zu klein. Auch bei den größeren fehlten gar zu sehr die Vorkenntnisse, alle diese Kinder sind erschreckend unwissend. Aber dennoch war es nicht zwecklos, es ist auch den Kleinsten wenigstens ein Bewußtsein wach geworden, daß das Weihnachtsfest eine heilige Bedeutung hat u. sie haben doch wenigstens die Worte: „Gott – Jesus Christus – Engel – Maria u. Joseph“ gehört. Die größeren mögen wohl etwas mehr darüber nachdenken.

     An Fritz geschrieben. –