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TBHB 1946-01-25

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-01-25
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: Freitag, 25. Januar 1946.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 25. Januar 1946
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Einführung

Der Artikel TBHB 1946-01-25 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 25. Januar 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Freitag, 25. Januar 1946.     

[1]      Vormittags war Koch-Gotha da. Das kleine Blumenstück war eben grade fertig bis auf einige letzte Pinselstriche. Koch-Gotha war überrascht u. sehr entzückt von diesem kleinen Bilde, das tatsächlich sehr schön geworden ist, vor allem sitzt es räumlich ausgezeichnet. – Ich zeigte ihm die anderen neuen Bilder: den „Apokalyptischen Einbruch“, die „Erlenlandschaft“ u. den „Propheten“. Besonders die Erlenlandschaft gefiel ihm wegen der Luft, die in diesem Bilde ist, aber auch der Prophet fand seinen Beifall, worüber ich überrascht war. Ich glaubte, daß er dieses Bild ablehnen würde. Ich zeigte ihm dann auch die Bleistiftskizze für den Christkönig. Das Bild machte auf ihn einen sehr starken Eindruck, er meinte, daß dies ein sehr großes Bild werden könnte. Ich hatte große Freude über die Anerkennung dieses Naturalisten, der ja über eine große Urteilsfähigkeit verfügt. Er erzählte mir übrigens, daß er vor 20 Jahren einmal eines meiner völlig abstrakten Bilder gesehen habe, welches einen so starken Eindruck bei ihm hinterlassen hätte, daß er dieses Bild heute noch deutlich vor sich sähe, obwohl er es, wie er zugab, nicht verstanden hätte.

     Nachmittags war ich bei Franz Triebsch. Seine Frau hatte mich durch Martha bitten lassen, ihn zu besuchen. Wir sprachen von allem Möglichen, zuletzt aber von Religion. Ich erzählte ihm, wie ich durch meine Firmung auf wunderbare Weise zum Glauben gekommen wäre. Er war davon sehr ergriffen u. sagte, daß er die Sehnsucht hätte, auch dahin zu kommen. Ich sagte ihm, daß ich ihm diesen Glauben nicht geben könnte, daß ich [2] aber gern bereit wäre, ihm die Grundlagen des Glaubens klar zu legen. Er wollte, wie er sagte, meine Zeit nicht beanspruchen; aber er war doch hoch erfreut. Seine Frau kann nun mit Martha das Weitere ausmachen. Beim Abschied –, ich war volle drei Stunden bei ihm –, war er offensichtlich sehr freudig bewegt, sodaß er meine Hand mit beiden Händen ergriff u. drückte.

     Uebrigens war auch Frau Gläser bei Martha u. hat gesagt, daß ihr Mann seit meinem Besuch wie ausgewechselt wäre, er hätte wieder Lebensmut. Tatsächlich sah ich ihn, als ich zu Triebsch ging, im Garten gehen u. kleine Stücke Holz sammeln. Er rief mich im Vorbeigehen an u. ich hatte auch den Eindruck, daß es ihm sehr viel besser ginge.

     Von Fritz hatten wir heute wieder einen Brief Nr. 9. Nr. 7 fehlt immer noch. Er schreibt jetzt mit viel Liebe von den religiösen Fortschritten, die er macht u. für die die Abgeschlossenheit u. Sammlung im Gefangenenlager überaus fruchtbar zu sein scheint. Das sieht er selbst ein u. dadurch findet er sich mit seinem Dasein leichter ab. Er klagt nur, daß er niemanden hat, mit dem er seine religiösen Gedanken besprechen kann, aber das ist kein Unglück, es vertieft seine Innerlichkeit viel besser, als wenn er gleich alles wegreden kann.

     Abends war Deutschmann da u. holte sich die politische Ehrenerklärung ab, um die er mich gebeten hatte. Er erzählte nebenher von den Gründen, weshalb Paul sich als Sekretär so unbeliebt gemacht hat. Paul hat eben, wie es seine Art ist, alles bürokratisch erledigt u. das Menschliche niemals berücksichtigt. Das stimmt schon, deshalb ist er ja auch tatsächlich selbst für die einfachsten Büroarbeiten in der BuStu. nicht zu gebrauchen. Was ihm in die Finger kommt, erledigt er stur u. gewissenhaft bis zum letzten Pünktchen, aber es fehlt leider nur die Seele.