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TBHB 1946-02-09

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-02-09
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: Sonnabend, 9. Februar 1946.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 9. Februar 1946
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Einführung

Der Artikel TBHB 1946-02-09 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 9. Februar 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonnabend, 9. Februar 1946.     

[1]      Gestern Abend fand die übliche Winter-Einladung zu Neumanns statt. Es gab gebackene Leber mit Kartoffelsalat, nachher eine vorzügliche Apfelspeise, alles in den gewohnten Massen. Neumanns sind eifrig beim Herrichten dessen, was noch übrig geblieben ist vom Kurhause u. hoffen auf den sommerlichen Besuch von einigen ihrer treuesten Gäste. Falls sich die Verhältnisse bis dahin etwas ändern, mag diese Hoffnung sich erfüllen, aber so lange die Russen hier sind, kann ich es mir nicht vorstellen.

     Gestern wurde nun auch die „Weihnachtskrippe“ fertig. Es ist ein schönes Bild geworden. Ich habe 10 Tage daran gearbeitet.

     Heute vor einem Jahr starb der alte Neumann. Frau N. machte gestern einen recht ernsten Eindruck, nicht bloß, weil sie schwarz angezogen war.

     Zur Feier der Vollendung des Krippenbildes tranken wir gestern Nachmittag eine Tasse Bohnenkaffee, was auch für den abgesehen vom Essen stets etwas langweiligen Abend bei Neumanns von Nutzen war.

     Von Schwester Oberin van Beck bekamen wir kürzlich eine Karte, nach welcher Dr. Tetzlaff immer noch in Badenweiler sein soll. Ich schrieb heute kurz an ihn.

     Von Fritz Brf. Nr. 12 vom 26. Januar. Er gedenkt des 29. Jan. u. daß es da 25 Jahre her sind, daß Martha u. ich uns kennen lernten. Er schreibt wieder überaus nett. Es finden wieder Bibelstunden statt, an denen er teilnimmt u. es wird die Apostelgeschichte u. das Lukas-Evang. gelesen. Sehr schön! – Das Lager hat wieder neue Gefangene erhalten u. an Entlassung ist nicht zu denken. Fritz ist jetzt als Dolmetscher im franz. Baubüro des Stabes beschäftigt u. es geht ihm dort gut, er braucht nicht mehr Kartoffeln zu schälen u. er vervollkommnet seine französ. Sprachkenntnisse. Leider klagt er immer noch über Kopfschmerzen als Folge des Unfalls.

     Nachmittags kamen wieder Marthas Mitarbeiterinnen, um das fertige Bild zu sehen. Ich sprach wieder kurz über Kunst im allgemeinen u. führte aus, daß Kunst Ausdruck heiliger Gedanken u. Empfindungen sein müsse; man habe die Kunst aber dieses ihres Wesens entkleidet u. sie profaniert. Damit habe die Verweltlichung alles Denkens u. Tuns begonnen u. wir befinden uns heute im tiefsten Abgrunde dieses Hinabstieges. Ich sagte, daß der Untergang unvermeidlich sein würde, wenn dieser Profanation des Denkens nicht Einhalt geboten würde. Da die Kunst diesen Abstieg begonnen habe, müsse sie [2] auch als erste den Rückweg antreten u. wieder sakral werden. Nur eine neue sakrale Kunst, die aber nun keine Wiederholung des einmal gewesenen Heiligenbildes sein dürfe, kann uns vor der grauenvollen Lebensangst retten, von der alle Menschen befallen sind. Die neue sakrale Kunst braucht nicht in der Darstellung religiöser Dinge zu bestehen, ihre Aufgabe wird vielmehr sein, profane Dinge durch eine edle Geistigkeit zu heiligen.