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TBHB 1946-05-04

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-05-04
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: Sonnabend, 4. Mai 1946.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 4. Mai 1946
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Einführung

Der Artikel TBHB 1946-05-04 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 4. Mai 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonnabend, 4. Mai 1946.     

[1]      Die letzten beiden Vorträge gestern Nachmittag behandelten ausschließlich das Gebet als das Mittel, zu Gott zu kommen u. die Schwierigkeiten des Lebens, besonders unserer Zeit, zu überwinden.

     Der gestrige Tag hatte begonnen mit einem feierlichen Hochamt. Es war ja auch der Herz-Jesu-Freitag. Am Schluß der Vorträge versammelten wir uns alle nochmals vor dem Altar, wo P. Drost für uns alle tief empfundene Gebete sprach. Wir sangen dann gemeinsam das Te Deum u. dann noch „Maria breit den Mantel aus“ u. „Meerstern ich dich grüße“. – Nachdem P. Drost das Zimmer verlassen u. alles eine Weile in Stille verharrt hatte, erhob sich die gute, alte Frau Longard und sprach im Namen aller Teilnehmer ihren Dank aus, daß Martha u. ich ihnen allen diese Tage ermöglicht hatte. Ich antwortete, indem ich den Dank gern für uns annahm, ihn aber weitergab an P. Drost u. vor allem an Gott, den himmlischen Vater, der uns diese Gnade geschenkt hat, u. zwar nicht bloß die Gnade dieser Tage, sondern überhaupt seit 1939, seit dem Ausbruch des Krieges. Ich schilderte kurz, wie es vor dem Kriege war: wie wir überhaupt keine Notiz davon genommen hätten, daß außer uns im Orte noch zwei oder drei andere Katholiken lebten, ebensowenig, wie diese von uns Notiz genommen hatten. Als dann der Krieg ausbrach u. wir nicht mehr am Sonntag nach Müritz zum Gottesdienst fahren konnten, haben Martha u. ich still für uns angefangen, eine Sonntagsandacht zu halten. Damals waren noch die Aquinata-Schwestern am Ort, aber das Haus wurde ihnen gekündigt u. damit fielen auch die kurzen Sommerwochen fort, in denen geistliche Herren hier waren u. Messe lasen. Es schien so, als wäre nun alles aus; aber wir kamen dadurch in den Besitz des Altars u. des Paramentenkoffers. Um diese Zeit machte der Rektor in Müritz den Pfarrer Dobczynski darauf aufmerksam, daß hier in Ahrenshoop einige Katholiken säßen u. er kam von da an vier Mal im Jahre zu uns. Inzwischen hatten auch unsere Sonntagsandachten bescheidenen Zuspruch gefunden: zuerst Frau Monheim, die regelmäßig kam, später kam noch der eine oder andere. Auch in der Batterie fanden sich Katholiken.

     So ging es den Krieg hindurch bis Pfr. Dobczynski dann im Juni 1945 starb. Wieder schien alles aus zu sein; aber die Teihnahme an den Sonntagsandachten hatte inzwischen sehr zugenommen, denn es gab nun ja so viele Flüchtlinge aus Schlesien u. Ostpreußen. Da kam P. Drost nach Ribnitz. Der Hl. Geist fügte es, daß Frau Margot Seeberg nach Ribnitz fuhr u. den Dr. Thron besuchte, just in dem Augenblick, als auch P. Drost bei Dr. Thron einen Besuch machte. Frau S. erzählte ihm von uns u. erweckte seine Neugierde, sodaß er sich zu Fuß auf den langen Weg hierher machte. Es war im Winter. Von da an kam P. Drost regelmäßig alle vier Wochen u. als er dann nach Rostock versetzt wurde, empfahl er uns seinem Nachfolger P. Beckmann, der sich unserer mit nicht geringerem Eifer annahm. Und nun konnten wir sogar so etwas wie dreitägige Exerzitien halten. Es ist Gnade über Gnade. –

     Nach dieser Schlußandacht tranken wir wieder bei [2] mir im Zimmer Kaffee, wozu wir auch Frau Longard einluden. Nachher hatte ich noch fruchtbare, religiöse Gespräche mit P. Drost.

     Heute früh ist er nun wieder abgefahren. Vergelte es ihm Gott, was er an uns getan hat. Ich war so erfüllt vom Reichtum dieser Tage, daß ich darüber vergaß, meinem Dank auch Ausdruck zu geben in Gestalt einer geldlichen Entschädigung, die ich ihm nun per Postanweisung nachsenden werde.

     Ich habe eine recht gute Nacht verbracht, nachdem ich am Freitag Abend die zweite Euvernil=Kur angefangen habe. Das Mittel wirkt sehr gut. Da ich an den Nieren keine Beschwerden mehr spüre, sondern nur noch in der Blase, die freilich überaus lästig sind, habe ich nun doch ein wenig Hoffnung, daß ich dieses Leiden vielleicht mit der Zeit wieder los werde, denn auch diese Beschwerden sind durch das Euvernil bereits besser geworden.

     Heute Morgen erhielten wir von Klaus ein Antwort-Telegramm: „Fritz unterwegs zu Euch, eintreffen etwa 8. Mai“. Wir freuen uns überaus. –

     Es ist heute herrliches Frühlingswetter.