TBHB 1946-05-14
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel TBHB 1946-05-14 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 14. Mai 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten][1] Heute von Erichson Nachricht, daß Fritz im Quarantänelager Fürstenberg ist, wo er offenbar Erichsons Schwiegersohn Dr. Glöde angerufen hat, um uns diese Nachricht zu übermitteln. Danach können wir Fritz nicht vor dem 22. Mai erwarten. So schieben sich die Termine immer weiter hinaus.
Von Pater Joh. Beckmann Nachricht aus Ribnitz, daß er am kommenden Sonntag nachmittags zu uns kommen wird, um Erna, das Mädchen von Frau Longard, mit ihrem Verlobten zu trauen. Dieser war Soldat, Gefangener, u. ist seit einiger Zeit hier. Das Paar will heiraten, kann es aber nur Sonntags tun, da er dienstverpflichtet ist nach Ribnitz, wo er das Werk von Bachmann abzubauen helfen muß. Die Arbeit wird drei Monate dauern. – Bachmann scheint damit völlig erledigt zu sein. Sein Haus hier ist ebenfalls beschlagnahmt worden u. soll, so viel ich weiß, für die Künstler mit zur Verfügung gestellt werden, die der Kulturbund hierher transportieren wird. Am kommenden Sonntag soll abermals eine Beratung hierüber hier stattfinden, zu der auch des Landrat erscheinen soll.
Das Bild der Himmelskönigin ist, wie ich heute feststellen konnte, wirklich sehr schön geworden. Merkwürdigerweise hatte ich gestern garkein Gefühl dafür, es war mir ganz gleichgültig. – Heute habe ich noch einmal das letzte [2] Bild vorgenommen, das ich vor meiner Erkrankung malte, bzw. als ich bereits krank war. Ich habe es noch einmal überarbeitet u. ihm stärkere Kontraste gegeben. Es sieht jetzt besser aus. – Sodann habe ich eine Holzplatte zurechtgeschnitten, auf die ich die gelben Narzissen malen möchte, die ich während der Krankheit gezeichnet habe. Ich werde das Bild auf die ungrundierte Holzplatte malen.
Martha ist nicht wohl, ging gestern schon am späten Nachmittag ins Bett u. blieb heute vormittag liegen, doch ist sie nachmittags wieder auf.
Das Nichtrauchen fällt mir doch recht schwer. Ich hatte gedacht, daß die ersten Tage am schwersten sein würden, doch ist das nicht der Fall. Ich rauche jetzt seit einer Woche nicht, aber das Bedürfnis ist jetzt viel stärker als zu Anfang.
Der einzige Apfelbaum, den wir haben, ist in diesem Jahre über u. über mit Blüten bedeckt, die eben grade aufgehen. Aber nun hat heute ein kalter Nordwind zu wehen begonnen, der sicher bis zum fünfzehnten anhalten wird u. Gefahr des Frostes mit sich bringt. Aber auch ohne Frost wird es keinen Insektenflug geben u. die Früchte werden nicht ansetzen.