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TBHB 1946-08

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Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-08
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: August 1946
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom August 1946
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Einführung

[Bearbeiten]

Der Artikel TBHB 1946-08 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom August 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über 24 Seiten.

Tagebuchauszüge

[Bearbeiten]
[1]
Donnerstag, 1. August 1946.     

     Das Gespensterbild ist fertig. Es ist gut in Farbe u. Komposition u. scheint ein neuer Anfang zu sein. Ich habe heute nochmals den Kopf der Dirne neu gezeichnet. Die Bewegung ist jetzt noch stärker geworden u. sie wird noch betont durch ein schleierartiges Tuch, das ich ihr um den Kopf gelegt habe. Die Zeichnung ist recht gewagt. Nase, Mund u. Kinn sind im nach links gerichteten Profil gezeichnet, Augen u. Stirn u. Wangen dagegen en face. Ich bin noch unsicher, ob sich das malen läßt, ohne daß ich zu sehr in die Art des Picasso gerate, aber ich werde es versuchen. Ein Keilrahmen ist zum Glück noch vorhanden.

     Gestern war Carl Papenhagen da. Ich sagte ihm, daß ich Bilderkisten brauche u. daß er sich darauf einrichten möchte. Er hatte viele Bedenken; aber die hat er ja immer. Schlimmer scheint mir zu sein, daß er nicht sehr gesund ist.

     Nach Wustrow u. Althagen sind nun Flüchtlinge aus dem Sudetenlande eingetroffen, man sagt, es wären tausend Personen. Die Leute haben aber Sachen mitgebracht u. haben auch auf der Reise nichts auszustehen gehabt, sodaß sie in einer guten Verfassung sind.

Freitag, 2. August 1946.     

     Augenblicklich scheint sich alle Welt für meine Bilder zu interessieren. Heute Vormittag war ein Dr. Konitzer mit seiner Frau u. noch einem anderen Herrn bei mir. Dr. K. ist ein großer, recht gut aussehender jüdischer Arzt der angeblich eine große Rolle in der staatlichen Gesundheitsbehörde spielt. Wer der andere Herr in seiner Begleitung, ebenfalls ein Jude, war, weiß ich nicht. Als wichtigste Persönlichkeit aber war mit diesen beiden, Herren ein Maler aus Dresden u. seine Frau (? etwas zu hübsch!), der mich zu überreden versuchte, einige Bilder zu einer Ausstellung nach Dresden zu senden. Es soll das eine umfassende Ausstellung deutscher Kunst sein u. dieser Maler behauptete, daß ich unbedingt dabei sein müsse. Ich bedauerte sehr u. sagte, daß ich eben in Rostock ausstellen wolle u. daß ich nicht die Absicht hätte, meine Bilder zu zerreißen. Der Maler meinte dann, daß die Rostocker Ausstellung vielleicht etwas verschoben werden könnte, aber ich wollte darauf nicht eingehen. Man ist mir in Rostock so bereitwillig entgegengekommen, daß ich da jetzt keine Ansprüche stellen will. Der Maler will zwar deshalb mit Stadtrat Matern verhandeln, aber ich habe garkein Interesse daran.

     Ich bin sehr erkältet, es ist häßliches Wetter.

     Nachmittags trank der Silberschmied Krause u. seine Frau bei uns Kaffee. Er hatte mir neulich eine Zigarre hiergelassen u. wollte mir auch heute eine mitbringen, doch hat er sie vergessen. Sonst sind es Leute ohne besondere Eigenschaften.

     Nachher grundierte ich die Leinewand für das neue Bild. Ich spannte sie vormittags auf. Vor diesem Bilde habe ich Angst, es ist sehr gewagt.

[2]
Sonnabend, 3. August 1946.     

     Vormittags das neue Bild angelegt. – Nachmittags war Frau v. Guttenberg da, um Bilder zu sehen, sie war sehr beeindruckt u. lud mich ein, bei ihr zu wohnen, falls ich zur Ausstellung nach Rostock komme. Abends waren Dr. Lindner u. Frau da, um Abschied zu nehmen, sie fahren morgen nach Berlin zurück.

     Ich lese zur Zeit eine Druckschrift „Einheit“, die von der SEP. herausgegeben wird u. die das Programm der Partei behandelt. Ich werde mir diese Schrift, die monatlich erscheint, kommen lassen, der Inhalt gibt doch sehr zu denken. Wenn ich auch nicht dieser Partei angehören will wegen ihrer Gegnerschaft gegen die Kirche, – obgleich sie alles vermeidet, was diese Gegnerschaft erkennen läßt –, so sind diese sozialistischen Gedanken dennoch sehr einleuchtend. –

     Von Else ein längerer Brief. Die Kur scheint ihr sehr geholfen zu haben.

Sonntag, 4. August 1946.     

     Ich warte vergeblich auf den Besuch des Rostocker Museums-Direktors. Hoffentlich hat jener Dresdner Maler da keine Dummheiten gemacht. Es heißt, er wäre bei Herrn Matern gewesen. Ich hätte den Wünschen dieses Mannes vielleicht mit größerer Entschiedenheit entgegentreten müssen; aber ich hatte die ganze Angelegenheit nicht gleich so ernst genommen.

     Nachmittags war die alte Frau Longard da. Sie trank mit uns Kaffee u. besah dann Bilder. Ich zeigte ihr zuerst Blumen mit denen sie aber nichts rechtes anzufangen wußte. Dann zeigte ich ihr die Engelbilder, die großen Eindruck machten, vor allem der blaue Engel, von dem sie ganz hingerissen war, ebenso wie gestern Frau v. Guttenberg. Auch der Prophet sagte ihr viel. Die Himmelskönigin schien ihr zunächst noch fremd zu bleiben, den Christkönig fand sie sehr schön. Auch das Portait von Dr. Tetzlaff gab ihr viel sie erkannte ihn sofort wieder.

     Später kam der Bildhauer Loeber u. brachte mir von Herrn v. Achenbach den Bescheid, ich solle ihm die drei Bilder, welche der dresdner Maler ausgesucht hatte, übergeben u. er solle diese Bilder nach Rostock bringen, von wo sie dann weiter nach Dresden gesandt werden sollten. Ich lachte bloß. Was diese Leute sich denken! Diese drei Bilder sind der blaue Engel, die Himmelskönigin u. der Prophet, – also neben dem Christkönigsbilde die besten Bilder, die ich überhaupt habe, – u. diese drei Bilder soll ich auch meiner Kollektiv-Ausstellung herausnehmen, um sie völlig unverpackt nach Dresden zu senden auf die Aussage eines mir gänzlich unbekannten Malers hin, der sich mit nichts ausgewiesen hat, wonach er zur Auswahl berechtigt ist. Ich kann also erstens garnicht wissen, ob der Mann wirklich den Auftrag hat, Bilder für diese Ausstellung zu sammeln, u. wenn das der Fall ist, habe ich noch keine Garantie ob die Ausstellungsleitung in Dresden die Bilder [3] wirklich aufhängt, oder ob sie sie gut aufhängen wird. Ein solches Ansinnen ist wirklich zum Lachen. Der ganze Vorfall zeigt mir aber, daß meine Befürchtung nicht ohne Grund ist, daß dieser Mensch mir irgendwie in meine Sache gespuckt hat. Ich werde deshalb doch gleich an Dr. Gräbke – Rostock schreiben.

Montag 5. August 1946.     

     Vormittags an dem neuen Bilde gearbeitet.

     Am Nachmittag kam Pastor Kleinschmidt aus Schwerin, der im Kulturbunde eine beachtliche Rolle spielt. Der Maler Heiling erzählte mir von ihm, daß Kleinschmidt vor 1933 Pastor in Thüringen u. Mitglied der SPD. gewesen ist. Er mußte dann den Nazis weichen u. wurde Conferenzier an einem Berliner Kabarett. Jetzt ist er wieder Pastor in Schwerin. Heiling sagte mir, daß er eine beachtliche Persönlichkeit sei u. ich war ziemlich neugierig auf ihn.

     Er entpuppte sich nun als ein sehr gut u. gepflegt aussehender Mann von etwa 40 Jahren, der eine breite, ganz frische u. lange Wunde an der rechten Stirnseite hatte, die mit einer roten Salbe dick verschmiert war u. die von einem kürzlich gehabten Autounfall herrührte. In seiner Begleitung war eine sympatische junge blonde Dame. Er begrüßte mich sehr unbefangen u. bat, meine Bilder sehen zu dürfen. – Er war sehr beeindruckt u. wunderte sich, daß er bisher nie etwas von mir gehört hätte, nachdem er doch schon während des Frühjahrs alle Augenblicke in Ahrenshoop gewesen war. Er war stets in Gesellschaft von Herrn v. Achenbach u. Herrn Erichson gewesen, aber beide hatten nie meinen Namen genannt. – Nun wollte er natürlich meine Bilder nach Schwerin haben. Er hatte gehört, daß dieselben in Rostock ausgestellt werden sollten u. er wollte nun den Rostockern diese Ausstellung abjagen. Ich sagte ihm, daß der Stadtrat Matern mir sehr entgegengekommen wäre u. ich infolge dessen auf keinen Fall die Rostocker enttäuschen wolle, ich versprach ihm aber, die Bilder nach Rostock auch in Schwerin zu zeigen. Jedenfalls war zwischen mir u. ihm rasch ein guter Kontakt vorhanden, der Mann ist wirklich irgendwie bemerkenswert, ohne daß ich ihn bis jetzt näher beurteilen kann. Der Kampf um meine Bilder scheint jedenfalls auf der ganzen Linie entbrannt zu sein.

     Nachdem Herr Kleinschmidt gegangen war, kam P. Joh. Beckmann. Es sollte heute bei uns der Uebertritt des jungen Hans Radder aus Wustrow in die kathol. Kirche stattfinden. Bald nach ihm traf auch Radder ein. P. Beckmann hat erst mit ihm allein längere Zeit gesprochen u. dann fand der Uebertritt u. die bedingte Taufe statt. Gleich anschließend erteilte er ihm auch das Sakrament der Buße. Die ganze Sache dauerte etwa eine Stunde. Nachher schilderte mir P. Beckmann die neue Situation, die durch die Ankunft Tausender Sudetendeutscher entstanden ist. Mit diesen ist auch ein Priester mitgekommen, der nun Damgarten u. die dazu gehörigen Stationen [4] übernommen hat, sodaß P. Beckmann wenigstens etwas entlastet ist. Es wäre sonst unmöglich gewesen, die ganze Arbeit allein zu leisten. Dennoch hat er so viel zu tun, daß er die Trauung des jungen Paares Radder, die für Sonntag vorgesehen ist, nicht vornehmen kann. Wir erwarten ja nun den Berliner Kaplan Wagner. P. Beckmann hat ihm eine Delegation ausgeschrieben zur Vornahme dieser Trauung. – P. Beckm. ging dann noch zur Frau Longard u. fuhr dann wieder nach Ribnitz zurück.

     Abends fuhr Martha mit einem Auto, das der Pastor Kleinschmidt ihr besorgte, nach Wustrow ins Krankenhaus, wo die alte Frau Meier, die früher bei uns gewohnt hat, im Sterben liegt. Die beiden alten Leute wohnen jetzt mit ihrem schwachsinnigen Sohn im Haus am Meer. Wenn die alte Mutter stirbt, wird das nicht mehr gehen, man wird den Sohn dann wohl in eine Anstalt bringen müssen. Er ist schon einmal in einer solchen gewesen.

     Auch mit dem alten Ehepaar Glaeser steht es schlimm. Sie müssen jetzt das Haus von Dr. Thron räumen u. wissen nicht, wohin. Geld haben sie auch nicht mehr. Es soll versucht werden, die alten Leute in Müritz im Ursula unterzubringen u. ich will dieserhalb heute noch an den Rektor schreiben.

Dienstag, 6. August 1946     

     Von früh 8 Uhr an waren heute Gewitter. Es war so dunkel, daß ich nicht malen konnte, – außerdem fühlte ich mich auch sonst nicht wohl.

     Nachmittags schickte mir Martha Leute aus ihrem Betrieb, die Bilder sehen wollten, es war aber die Auswahl schlecht. Neben solchen, die schon früher Bilder gesehen u. Einführungen gehört hatten, waren andere, die noch nie etwas gesehen u. gehört hatten. Es kam nichts zustande u. die ganze Geschichte war ein Fehlschlag. –

     Unter den Kurgästen scheinen jetzt meine Bilder Gesprächsstoff zu sein, sodaß sich das Interesse immer mehr regt. Morgen will ein Maler Prof. Nagel kommen, der behauptet, mich aus der Novembergruppe zu kennen, ferner der Rektor der Rostocker Universität, ich glaube Prof. Rienäcker oder so ähnlich.

     Kaplan Alois Wagner wollte heute hier sein, aber er ist bis jetzt 1/2 10 Uhr Abends nicht gekommen. Auch sonst hat er nichts von sich hören lassen. Es mangelt diesen geistlichen Herren oft leider doch sehr an guter Kinderstube.

Mittwoch, 7. August 1946.     

     Vormittags gemalt. Das neue Bild ist irgendwie vielleicht ein neuer Weg, wenn es auch zunächst nur im Motivischen neu zu sein scheint. Es wird sehr langsam gehen, bis sich ein wirklich Neues klar herausentwickeln wird. Schließlich ist der Weg, den ich gegangen bin von jenem ersten, betenden Engel bis zum Christkönig ja auch der Weg zweier Jahre gewesen. Vielleicht wird mir in zwei Jahren wieder [5] ein Höhepunkt beschieden sein.

     Nachmittags war Prof. Rienäcker – Rostock da in Begleitung eines anderen Professors der Rostocker Universität. Prof. R. war sehr begeistert u. freute sich, daß meine Arbeiten in Rostock gezeigt werden würden. Frau v. Guttenberg hatte ihm von meinen Bildern erzählt. Es wird hier gegenwärtig sehr viel Propaganda für mich getrieben.

     Von Kaplan Alois Wagner nichts gesehen oder gehört.

Donnerstag, 8. August 1946.     

     Vormittags nur wenig gearbeitet. Ich bin seit einigen Tagen wieder einmal erkältet u. heute Vormittag ging, es mir besonders schlecht, sodaß ich die Arbeit aufgab.

     Nachmittags war ein Prof. Roesch aus Berlin da. In seiner Begleitung eine große, schlanke, rothaarige Dame, ferner eine ältere Dame mit ihrer erwachsenen Tochter. Prof. Roesch, der klein u. unscheinbar aussieht, entpuppte sich als ein sehr warmherziger u. liebenswürdiger Mann, Anfang der Sechziger etwa. Außerdem ist er Vorsitzender des Kulturbundes in Berlin. Er war sehr entzückt über die Bilder u. fand es richtig, daß diese Bilder geschlossen gezeigt werden müssen. Er sprach davon, daß man vier Ausstellungen in Berlin machen müßte, nacheinander in jedem Sektor. Die ganze Gesellschaft blieb über eine Stunde bei mir, es war sehr anregend. Prof. R. sagte mir dann, er würde noch einmal zu mir kommen u. das Notwendige wegen der Ausstellung zu besprechen.

Freitag, 9. August 1946.     

     Das Dirnen-Bild fertig gemacht. Interessant, Gegensatz zum Propheten, die nebeneinander hängen könnten.

     Herr Dr. Graepke war vormittags da. Wir besprachen das Notwendigste. Am 8. September, Mariä Geburtsfest, soll die Ausstellung in Rostock eröffnet werden. Am 3. Sept. wird Herr Dr. G. einen Lastwagen schicken, mit dem ich dann die Bilder selbst nach Rostock bringen werde. Ich werde in Rostock bleiben u. am Eröffnungstage einen einführenden Vortrag halten. Herr G. wollte gern frühere Arbeiten von mir auch noch zeigen; aber da ist ja nichts mehr da. Es kommen höchstens noch einige der kleinen Landschaften in Frage, die ich damals 1932 nach dem Autounfall auf Holz malte, sowie Zeichnungen u. Aquarelle. Ich muß da alles zusammenkratzen, was ich habe u. denke, daß es schon irgendwie gehen wird. – Ich erfuhr bei dieser Gelegenheit, daß der Rostocker Kulturbund Zeichnungen von mir nach Dresden gesandt hat, ohne daß ich davon etwas weiß. – Ich muß nun sehen, wie alles klappt u. werde viel Arbeit haben. Grade heute morgen habe ich eine Liste zusammengestellt von den Gemälden, die ich senden will, es sind 31 Stück vielleicht auch 32, wenn ich das alte Malvenbild mitschicke.

     Nachmittags war die Direktorin der Museums in Schwerin da, deren Namen ich nicht weiß, eine Frau von etwa 45 Jahren, Kunsthistorikerin, aber bis dahin nie im Museumsdienst tätig gewesen. Nicht unsympatisch, klug u. anscheinend nicht ungeschickt. Sie will die [6] Bilder im Oktober ausstellen, so weit sie Platz hat. Dieser Platz ist beschränkt, da die für solche Ausstellungen notwendigen Umbauten noch nicht fertig sind. Sie wird kaum mehr wie 15–20 Bilder hängen können. Die Weihnachtskrippe möchte sie gern als Leihgabe haben zu Weihnachten. – Sie erzählte allerhand von den kleinlichen Kämpfen, die sie gegen den „Oberregierungsrat“ Venzmer in Schwerin zu führen hat, der in der Sektion für Bild. Kunst den Vorsitz hat u. auch sonst in Schwerin eine Rolle spielt, aber in jeder Weise eine Null ist. Die Ausstellung meiner Bilder würde dann mit dem Kulturbund selbst nichts zu tun haben.

     Für Rostock habe ich einige kleinere Zeichnungen mit Passepartouts versehen. Ich werde ganz gut 45–50 Zeichnungen u. Aquarelle früherer Zeit zusammen bekommen, sodaß ich die Rostocker Säle gut füllen kann.

     Ich zeigte heute zum ersten Male die beiden neuen Bilder „Gespenst“ u. „Dirne“ u. fand, daß sie sich ganz gut einfügen.

     Heute abend soll eine Sitzung des Kulturbundes sein. Herr Dr. Burgartz wird ungehalten sein, weil die geplante Kunstausstellung hier bisher nicht zustande gekommen ist, jedoch fehlt es an Räumlichkeiten.

     Abends: Die Sitzung war diesmal recht anregend, nachdem ganz unerwartet Herr Pastor Kleinschmidt erschien u. die Museums-Direktorin aus Schwerin mitbrachte, sowie einen anderen Pastor u. dessen Frau. Pastor Kleinschmidt setzte sich sehr für die Kunstausstellung ein u. brachte es fertig, daß beschlossen wurde, die Wand im alten Kunstkaten herauszureißen u. am nächsten Sonntag die Ausstellung zu eröffnen. Ich weiß zwar nicht, ob das durchführbar ist, aber der Elan ist ja groß u. es mag gelingen. –

[7]
Tagebuch.
Heft 20.

     Begonnen am 10. August 1946.

     Geschlossen am 11. Dezember 1946.

[8]
Sonnabend, 10. August 1946.     

     Liste der auszustellenden Bilder aufgestellt, nach Motiven geordnet, Blumenbilder, Landschaften usw., insgesamt 32 Stück. Entsprechend dieser Liste Etiketten geschrieben u. auf Rückseiten geklebt.

     Mittags mit Pastor Kleinschmidt im Dohna'schen Hause, auch Dr. Burgartz, Gräfin Dohna u. a. waren da, auch Malermstr. Graeff. Wir besprachen das Rausreißen der Wand u. der sonstigen Arbeiten. Bis abends 7 Uhr war die Wand wirklich spurlos verschwunden. Gräfin Dohna überläßt mir die frei gewordenen Bretter der Deckenschalung, sodaß ich davon Bilderkisten für die Ausstellung machen lassen kann.

     Nachmittags kam Herr Meyer aus Althagen, der mir die Bilderrahmen macht. Er nahm die Maße u. will die Rahmen für 7 Bilder bis zum Donnerstag fertig haben.

     Später kam Herr Prof. Roesch, mit dem ich auf der Terrasse saß. Er legte Wert darauf, daß Martha dabei war, obgleich ich nicht sehen kann, wozu das sein sollte. Er entwickelte mir eine lange Geschichte, die mit dem Faust II Teil u. dem Abstieg zu den Müttern begann u. dann auf die Backofen-Hypothese vom Zeitalter des Mutterrechts überging u. schließlich mit dem Geständnis endete, daß er eine Dichtung geschrieben habe, welche den aus dem Jenseits zurückgekehrten Faust zum Gegenstande hat u. das neuerliche [9] Zusammentreffens Faust's mit der heutigen Figur Mephistos. Dieser erklärt dem Faust unter Hinweis auf die heutige Situation, was er in der Zwischenzeit alles gemacht hat. Faust aber hat inzwischen die Weisheit der Verklärung erlangt u. findet, daß all diese dämonische Mephisto-Arbeit reine Männerleistung ist u. zum Untergang bestimt ist, weil das Wesentliche fehlt: die Leistung der Frau. Um diese nun einzuführen, erscheint jetzt auch Gretchen, die nun aber zur Margarete herangewachsen ist u. sich als junge Aerztin präsentiert. Sie tritt auf als das große Weib, welches nun seine Mitarbeit anmeldet, – eine Mitarbeit, die nicht, wie die Arbeit der bisherigen Frauenrechtlerinnen eine Nachahmung der Männerarbeit sein wird, sondern eben Frauenarbeit im Sinne des Bewahrens, Behütens u. Leidens. Sie wird von Mephisto vergiftet, aber ihr Testament wirkt dann weiter u. führt eine neue Zeit herauf, in welcher die europäische Frau als Frau gleichwichtig neben dem Manne steht.

     Der Gedanke ist ganz schön u. fruchtbar. Ich machte ihn darauf aufmerksam, daß diese Frau jedoch schon immer existiert habe in der kathol. Kirche, bzw. in der Jungfrau Maria. – Jedenfalls ist es so seine Idee, die er in einer Dichtung verarbeitet habe, obgleich er früher nie gedichtet hätte. Erst eine längere Gefängniszeit, zu der ihn die Nazis verurteilt haben, hätte ihn dazu gebracht. Er meinte, daß die Dichtung aus zwei Teilen bestehen würde wie Goethes Faust auch u. daß er den ersten Teil jetzt fertig hätte. An diesem hätte er acht Jahre gearbeitet. Es erscheint demnach zweifelhaft, ob der zweite Teil je fertig werden wird. Aber gleichwohl fragte er mich, – u. das war dann der Sinn der Unterhaltung, – ob ich vielleicht bereit wäre, zu dieser Dichtung Illustrationen zu machen. Der Gedanke ist nicht reizlos, ganz unabhängig vom Werte der Dichtung u. ich sagte gern zu, vorausgesetzt, daß er mir eine Abschrift seines Werkes geben wolle. – Er meinte dann, daß es doch erwägenswert sei, meine Ausstellung in Berlin noch etwas hinauszuschieben, da sich vielleicht aus dieser Arbeit für mich die Möglichkeit ergeben könne, ein oder zwei neue Bilder zu malen, die über meine religiösen Bilder hinausweisen. – Hier wurde ich stutzig. Ich sagte, daß wir dann mit der Ausstellung möglicherweise noch zwei Jahre warten müßten, denn wenn es wirklich so sein sollte, wie er hofft, dann würden bis zur völligen Ausreifung dieser Idee eben leicht zwei Jahre vergehen. –

     Ich fragte ihn dann vorsichtig über seine Stellung im Kulturbunde aus. Es ergab sich, daß er bis jetzt in der Volkshochschule leitend tätig gewesen ist, daß es da aber zu Meinungsverschiedenheiten gekommen sei u. daß er seine Position als Leiter der Berliner Kulturbundes jetzt eben erst angetreten habe. Ich fragte weiter, ob er denn in dieser Stellung so viel Kompetenz besitze, die von ihm geplante Ausstellung meiner Bilder wirklich durchzuführen, – u. da war er offenbar unsicher. Er sagte mir, daß er einen jungen [10] Geschäftsführer zur Seite habe, ein Mann von 35 Jahren, der Politiker sei, – also wohl ein Mann der SED. – u. den müsse er erst fragen. Dieser Mann ist auch hier u. er will mit ihm zusamen nochmals zu mir kommen. Dies müßte aber schon Montag oder Dienstag geschehen, da er am Mittwoch nach Bln. zurückfährt. Auch will er den Präsidenten des Kulturbundes, Joh. Becher, zu mir bringen, doch schien er da ungewiß zu sein, ob er das fertig bringen würde. Als ich ihm dann von Pastor Kleinschmidt erzählte, der ja Landesleiter des Kulturbundes in Mecklenbg-Vorpomern ist u. als er hörte, daß Kleinschmidt meine Bilder sehr schätzte u. meine Ausstellung in Schwerin betriebe, war er hoch erfreut. Er sagte, er wolle sich dann hinter Kleinschmidt stecken, um durch ihn Becher zu mir zu bringen.

     Das sieht nun keineswegs so aus, als könnte ich mich auf Herrn Prof. Roesch sehr sicher verlassen. Man muß abwarten, aber ich habe nicht den Eindruck, daß dieser Mann so ohne weiteres das durchführen kann, was er mir zunächst versprach, als er sich in einem Kranz von Damen vielleicht sehr stark vorkam. Heute war er ohne diese Damen jedenfalls viel kleinlauter. –

     Ueberhaupt scheint es in diesem ganzen Kulturbund wieder einmal zu kriseln. Vormittags war Dr. Burgartz bei mir u. brachte mir die Einladungen zu unserer Kunstausstellung. Er sagte mir, daß Stadtrat Matern u. Herr v. Achenbach sehr innigst befreundet seien u. daß beide gegen Pastor Kleinschmidt stünden. Achenbach habe aber Aussicht, demnächst nach Berlin zu gehen, u. er würde dann sicher Matern dorthin nachziehen. Immerhin sei aber auch Pastor Kleinschmidt angreifbar, sodaß in den letzten Tagen der Oberregierungsrat Venzmer aus Schwerin hier gewesen sei, um da einiges in Ordnung zu bringen. Kleinschmidt selbst deutete ja gestern Abend an, daß da in der Presse einige unangenehme Notizen erschienen seien über die Angelegenheiten des Kulturbundes in Ahrenshoop, – gewiss nur reines Zeitungsgeschwätz –, aber solche Sachen sind immer unangenehm. Der Erfolg davon ist aber, daß Herr Kleinschmidt sich große Mühe gibt, hier einen guten Eindruck zu machen. Er spricht von Fehlern, die gemacht worden seien u. die in Zukunft vermieden werden müßten. – Die Stellung des Dr. Burgartz hat sich dagegen sehr gehoben. Er soll ja wohl die Leitung der in Rostock neu zu gründenden Hochschule für Musik inne haben u. ist gleichzeitig Feuilleton-Redakteur des jetzt neu eingerichteten Rostocker Teiles der Landes-Zeitung, die selbst in Schwerin erscheint. Dr. B. hat einen sehr modernen Komponisten für die Hochschule verpflichtet u. hat sich dadurch in die Nesseln gesetzt bei den reaktionären Kreisen Rostocks. Es wird auch da Kampf geben. Auch für meine Ausstellung sagte er den Kampf dieser Kreise gegen meine Bilder voraus, doch versicherte er mir, daß er mich als Leiter des Feuilletons verteidigen u. schützen werde. – So scheint also da überall ein neues Leben zu erblühen. Teils ist dieses heimliche [11] Intrigentum dieser provinziellen Ehrgeizlinge untereinander überaus widerlich, teils zeugt aber der dadurch hervorgerufene Kampf von Lebendigkeit. Ich selbst bleibe bei all dem draußen u. freue mich, daß ich zwar als politisch Parteiloser bei all diesen Leuten im Verdacht der Reaktion stehe, daß aber meine Arbeit entschieden auf der Seite des Fortschrittes steht. Es mag das alles ganz interessant werden in diesem Winter. Die Meinungen werden dann ja aufeinanderplatzen.

     Gegen Abend war dann noch das junge Ehepaar Radder aus Wustrow da. Sie sind heute in Wustrow standesamtlich getraut worden. Morgen Abend um 7 Uhr wird P. Beckmann bei uns die hl. Messe lesen u. die kirchl. Trauung vornehmen. Die beiden brachten Blumen, um den Raum zu schmücken u. wollen morgen früh noch mehr Blumen bringen. Sie holten das Harmonium aus der Schule, Frau Richter wird spielen u. Frau Kurth wird singen.

     Auch die Eltern von Frau Kurth waren Nachmittags bei mir. Sie bewunderten meine Bilder. Der Vater ist ein Malermeister Albrecht aus Berlin, ein komischer Mann, der glücklich war, als ich ihm erzählte, daß ich als junger Mensch praktisch auf dem Bau gearbeitet habe.

Sonntag, 11. August 1946.     

     Um 7 Uhr abds. fand die Hochzeit des jungen Paares Hans Radder u. Apollonia Zitzelsperger statt. Es kam eine zahlreiche Verwandtschaft des Ehemannes mit, die allein genügt hätte, unsere Kapelle zu füllen. Aber damit längst nicht genug, kamen auch noch zahlreiche Sudetendeutsche, die erst jüngst in Wustrow u. Althagen angekommen sind. So stand nicht bloß der Korridor u. die Treppe voller Menschen, sondern auch Marthas Schlafzimmer, die sog. Sakristei, war dicht besetzt. Der Pater mußte die Beichte bei mir unten hören. – Sonst war es aber sehr schön u. feierlich. Frau Richter spielte das Harmonium u. Frau Kurth sang zu beginn ein „Ave Maria“ u. zum Schluß irgend ein Liebeslied von Beethoven. Zur anschließenden Messe sangen alle gemeinsam Lieder zur Messe, zum Schluß „Lobe den Herrn“. Die Feier war gegen ½9 Uhr zuende. Der arme Pater mußte dann noch nach Wustrow fahren um bei dem jungen Paare zu Gast zu sein. Er fährt dann von dort wieder hierher zurück, da er bei Frau Longard übernachten wird. Morgen früh fährt er mit dem Motorboot zurück.

     Am Vormittag arbeitete ich den kurzen Vortrag aus, den ich zur Eröffnung der Kunstausstellung halten werde.

Montag, 12. August 1946.     

     Vormittags die Ansprache durchgearbeitet, die ich am Sonntag halten werde. Prof Resch (nicht Roesch) war da u. brachte mir das Manuskribt seiner Dichtung. Er berichtete mir, daß er morgen, Dienstag, noch einmal mit irgend wem kommen wolle, um meine Bilder zu [12] sehen, jedoch sei es ihm nicht gelungen, Joh. R. Becher dazu zu bewegen. Herr Prof. Resch wird mir immer zweifelhafter, eine oberflächliche Durchsicht seiner Dichtung hat diese Ansicht nicht verbessert.

     Mittags war ein Herr Hertwig bei mir. Dieser sehr nette Mann hat früher in Prerow gelebt u. hat dort allerhand Narrheiten getrieben. Die Narrheiten haben sich offenbar ausgeglichen u. übrig geblieben ist ein amüsanter, quicklebendiger alter Herr, der interessant zu erzählen wußte. Er lebt, so weit ich verstanden habe, jetzt in Potsdam u. macht irgendwie in Politik.

     Nachmittags war das Ehepaar Lommers bei mir, Bilder zu sehen. Sowohl er selbst, wie seine Frau sind ungemein sympatische Menschen, die ich mit großem Vergnügen kennen gelernt habe. Lommers gab mir eine sehr kräftige Anschauung über Joh. R. Becher u. über den sonstigen Kulturbundbetrieb in Berlin. –

     Abends bekam ich einen sehr interessanten Brief von Erich Friese. Er schreibt kurz über die Kampftage in Berlin, – alles das kennt man nun ja schon. Sodann teilt er mit, daß er seinen Posten in der Verwaltung Berlins los sei u. er meint, daß sich das von selbst verstehe, „denn einmal war ich nicht Nazi u. dann bin ich auch nicht in der KPD.“ Ich verstehe diese Logik nicht. Er meint dazu, daß die Menschen, außerhalb Berlins keine Ahnung hätten, wie es dort wirklich aussieht, denn was in der Zeitung steht, meint er, wäre alles Unsinn. Die Berliner, schreibt er, hätten so gut wie garkein Gemüse. Es habe immer gehießen, alles Gemüse ginge in die Krankenhäuser, aber auch das ist nicht wahr. Es soll bis heute seit Kriegsende noch kein Fenster verglast worden sein u. an Kohle u. Holz für den Winter sei nicht zu denken. Er teilt die amtlichen Zahlen der Geburten u. Todesfälle in einer Woche mit (doch sagt er nicht, welche Woche, – ob es schon lange her ist oder letzte Gegenwart) Danach sind in Bln. in einer Woche 325 Menschen geboren u. 1624 gestorben, darunter 50 Selbstmorde. Das sind freilich erschütternde Zahlen. –

Dienstag, 13. August 1946.     

     Vormittags kam Prof. Resch, sein –, bz. des berliner Kulturbundes Geschäftsführer, ein junger Mann etwa Anfang 38, noch ein anderer Herr auch Berlin vom Kulturbund, ein Ehepaar aus Berlin mit erwachsenem Sohn u. noch eine Dame, – viel zu viel Menschen, um die Bilder mit Interesse zeigen zu können. Dennoch waren alle sehr befriedigt u. es scheint doch so, als würde aus der Ausstellung etwas werden. Prof. Resch war sehr vergnügt, er fährt morgen wieder nach Berlin. Der Geschäftsführer u. der andere Herr wünschen allerdings, Fotos mitzunehmen, da in Berlin Pechstein noch für die Sache gewonnen werden muß. Die Ausstellung kann dann im November stattfinden, wahrscheinlich in den Klubräumen des Kulturbundes, die gegenwärtig in der Jägerstraße hergerichtet werden.

     Am Nachmittag kam verabredungsgemäß der Geschäftsführer noch einmal in Begleitung einer Frl. Dr. Sowieso. Mit diesen beiden jungen Menschen war es nun bedeutend besser. Sie blieben zwei Stunden u. konnten sich kaum trennen. Der junge Geschäftsführer [13] hatte inzwischen die Bilder auf sich nachwirken lassen u. man konnte gut beobachten, wie grade eine solche Nachwirkung wichtig ist. Er brachte den Bildern jetzt schon ein ganz anderes Verständnis entgegen u. man konnte sehen, wie er genau auf das geachtet hatte, was ich am Vormittag gesagt hatte. Auch jetzt nahm er einen Notizblock u. machte sich Notizen über das, was ich sagte. Ich war selbst gut in Form u. konnte manches sagen. Dieser Besuch war offenbar sehr fruchtbar, u. machte mir Freude. In diesem ganzen Sommer war es bei all diesen Besuchen wie das Ausstreuen von Samen u. ich hoffe, daß diese Saat fruchtbar sein wird. Immer wieder höre ich besonders von jungen Leuten, daß sie durch meine Bilder erst begriffen haben, was die moderne Kunst eigentlich will, daß meine Bilder ihnen erst den Schlüssel zum Verständnis gegeben hätten. Auch sind alle der Ansicht, daß ich die Bilder geschlossen zur Ausstellung bringen müßte u. daß eine Ausstellung ein dringendes Bedürfnis wäre. – Es macht wirklich Spaß, wie sich das alles ganz von selbst entwickelt.

     Das Ehepaar mit dem erwachsenen Sohn –, die Frau ist eine ziemlich betonte Jüdin –, erwies sich als Besitzer eines photograph. Ateliers in Berlin. Die Frau bat mich, wenn ich zur Ausstellung nach Berlin käme, sie zu besuchen, um eine Fotographie von mir zu machen. Ich sagte es ihr zu doch weiß ich weder den Namen noch die Adresse der guten Leute. Sie werden ja wohl nochmals sich melden.

     Ich habe die Dichtung von Prof. Resch durchgelesen, finde aber, daß sie sentimentaler Quatsch ist. –

     Die Herrichtung des Kunstkatens macht gute Fortschritte. Sie haben die schadhaften Stellen der Wände mit Lehm verschmiert u. notdürftig verputzt, aber der Lehm reißt, sobald es größere Flächen sind. Gräff hat aber einen guten, sandfarbenen Ton gemischt u. streicht damit die Wände an, so daß der allgemeine Eindruck doch wohl ganz gut werden wird.

     Erich Friese schrieb gestern auch von einer merkwürdigen Kinderverschleppung durch Russen. Heute bekam ich einen umfangreichen Ausschnitt einer berliner Zeitung, wo diese Sache ausführlich dargestellt wird. Es scheint eine ziemlich mysteriöse Angelegenheit zu sein u. dürfte eine gegen die SED. gerichtete Wahlpropaganda sein. Tatsächlich ist es ja so, daß hier in der Provinz die SED. das Feld beherrscht, da es andere Zeitungen so gut wie garnicht gibt u. die SED. machen kann, was sie will.

     Von Justus Schmitt ein Brief. Er schreibt mir von einem größeren Aufsatz: „Der Richtungszerfall der modernen Kunst u. seine Ueberwindung“. Er will mir diesen Aufsatz zur Stellungnahme demnächst senden. Sonst aber scheint er sehr vorsichtig u. tastend zu sein. Er spricht davon, daß es vorläufig noch besser sei, die Entwicklung abzuwarten, als sich jetzt schon mit der eigenen Produktion herauszustellen. Er glaubt zu wissen, daß auch Hofer u. sein Kreis es bereits bedauern, „sich all zuweit vorgewagt zu haben“. Ich verstehe das nicht. Was scheuen denn diese Künstler? – Glauben sie, den Russen u. der SED. unangenehm zu sein? – Ja, und wenn das der Fall wäre, – was würden sie denn dann tun, wenn sie sich noch nicht „zu weit vorgewagt hätten?“ – Irgendwie scheint mir da eine Gesinnungslosigkeit zu walten. –

[14]
Mittwoch, 14. August 1946.     

     Heute Vormittag war ein bemerkenswerter Mann bei mir. Er war von Prerow mit dem Rade herübergekommen u. stellte sich vor als Max Ursin aus Dessau. Ein kräftiger, gesunder Mann mit starkem, schwarzem Haarwuchs, ein Naturbursche. Er ist Maschinenbauer, hat dann in Leipzig auf der graph. Schule gelernt u. hat jetzt seine Meisterprüfung als Tischler u. Drechsler gemacht. Er unterhält in Dessau eine Werkstatt u. hat einen Verkaufsladen für Kunstgewerbe. Der Mann ist also sehr vielseitig. Darüber hinaus hat er ein starkes Gespür für Symbolwerte u. ein großes Redetalent, mit dem er mich einfach kaputt geredet hat; aber was er sagte war durchaus kein Geschwätz, sondern sehr inhaltreich u. sicher. Bei dem Bildnis Dr. Tetzlaff wurde er ganz aufgeregt, weil dieser sein Gegentyp ist, er nannte das Bild: „der kranke Europäer“. Den stärksten Eindruck empfing er von den „Weidenkätzchen“, dem „Blauen Engel“, u. dem „Christkönig“, obwohl er offensichtlich völlig unchristlich war, – aber nicht unreligiös. In dieser Beziehung ist er mir nicht ganz klar geworden, vielleicht ist er Anthroposoph oder sowas Aehnliches. Er regte an, die Bilder nach Berlin weiter zu senden nach Dessau, – er will mir darüber schreiben. – Alles in Allem muß ich doch sagen, daß dieser Mann mir nicht besonders sympathisch war. –

     Nachmittags brachte Herr Meyer die Rahmen für die letzten Bilder, die ich gleich farbig tönte. Während dieser Arbeit kam Koch-Gotha u. brachte vier Zeichnungen für die Ausstellung. Er will morgen Vormittag wiederkommen, um Bilder anzusehen. Er hat sich seinen Bart wieder abgenommen u. hat nur eine weiße Krause stehen lassen. Er sieht so besser aus als mit Bart. Er brachte eine Zeichnung einer Althäger Winterlandschaft mit einem Schneemann, ferner eine weite Sicht auf Wustrow, eine Radierung vom alten Knecht u. eine Rötelzeichnung von Gerhard Marks.

     Der Ausstellungssaal im Kunstkaten ist jetzt so weit fertig, nur die Türen müssen noch gemacht werden u. vor allem muß sauber gemacht werden. Diese Verputzung der Wände mit Lehm hat den Fußboden in einen Morast verwandelt. Die Glasscheiben des Oberlichtes sind noch nicht erneuert u. auch das Dach ist noch nicht ausgebessert. Es hat heute Nachmittag geregnet u. innen ist das Regenwasser durch die Decke über die frisch gestrichenen Wände gelaufen.

Donnerstag, 15. August 1946.     

     Vormittags waren wieder mehrere Leute nacheinander da, um Bilder anzusehen, darunter auch Peter Jaeger mit Tochter u. noch zwei anderen Damen, natürlich wie immer in aller Eile auf der Durchfahrt. – Am Nachmittag fotographierte Fritz die drei Bilder „Dirne“ „Gespenst“ u. „Dr. Tetzlaff“. – Der Bildhauer Loeber brachte für die Ausstellung Bilder seiner Frau, von denen ich drei Stück auswählte, ein bezauberndes, kleines Oelbild u. zwei Aquarelle (Selbstportait u. Kinderbild) Ich wußte garnicht, daß diese Frau eine so begabte Malerin sei. Ihre Sachen sind aber genau so liederlich u. schusselig gemacht u. hergerichtet, wie sie [15] selbst ist. Auch er hat offenbar nicht die Gabe, etwas mehr Ordnung u. Disziplin in die Produktion seiner Frau zu bringen. Er hat übrigens Aussicht, irgendwo in Thüringen Leiter einer Holzbildhauer-Schule zu werden. Damit würde dann die Fischländer Kolonie gleich um zwei Köpfe verringert werden. Nachdem Partikel vor Jahresfrist spurlos verschwunden ist u. Prof. Gerhard Marks nach Hamburg gegangen ist, wird das Fischland immer magerer.

Freitag, 16. August 1946.     

     Nachmittags war Justus Schmitt mit Frau da, Bilder besehen. Abends trafen sich die Aussteller der Kunstausstellung im Baltischen Hof. Da dort aber ein Varieté stattfand u. sämtliche Stühle im Saal gebraucht wurden, gingen wir ins Seezeichen, wo ich erstmalig den neuen Pächter, Herrn Möller, kennenlernte, ein endlich mal etwas kultivierterer Gastwirt, der aus dem Osten gekommen ist, wo er ein ziemlich großes Hotel gehabt haben soll. Es waren Triebsch, Koch-Gotha, das Ehepaar Holtz-Sommer, Frau Woermann, Dora Oberländer u. Frau Droßt da. Wir besprachen die Ausstellungsangelegenheiten, Fritz, der mit dabei war, übernahm die geschäftlichen Angelegenheiten. Es wird gut sein, wenn Fritz das auch weiterhin macht. Wir beschlossen, alle vier Wochen jeden ersten Freitag des Monats, nachmittags 5 Uhr im selben Lokal zusammen zu kommen u. außerdem überhaupt jeden Freitag einen Stammtisch dort aufzumachen. Besonders Triebsch war von diesem Vorschlag sehr entzückt.

     Koch-Gotha erzählte mir, daß er, als er vor einigen Tagen bei mir war, nachher zu Dr. Burgartz gegangen sei, wo er Herrn v. Achenbach u. andere Leute getroffen hätte, die alle eine große Geschaftelhuberei in Kulturbund-Angelegenheiten entwickelt hätten. Koch-Gotha hat gesprächsweise erwähnt, daß er den Tagesspiegel liest, worauf Herr v. A. gesagt habe, daß er das nicht dürfe (!) Es sei dann erzählt worden, daß es schon vorgekommen sei, daß Leute, die den Tagesspiegel im russischen Sektor Berlins gelesen hätten, bis zu 500,– Rm. Geldstrafe verurteilt worden wären. –

     Koch-Gotha erzählte weiter von den jüngsten Vorgängen in Althagen, wo man versucht hatte, den bisherigen Bürgermeister Dillwitz abzusetzen. D. habe vor einigen Tagen vor der Dorfgemeinschaft den vorgeschriebenen Rechenschaftsbericht abgelegt u. es sei ihm vom Dorf zu 100% das Vertrauen ausgesprochen worden. Gestern seien plötzlich zwei russische Offiziere erschienen, die Dillwitz abgesetzt u. dafür einen landfremden Pächter Ahrens, der Kommunist ist, eingesetzt hätten.

     Für die bevorstehenden Gemeindewahlen erhalten alle Parteien außer der SED. keinerlei Papier für die Wahlpropaganda. Dr. Burgartz, der ja selbst der SED. angehört, hat zu Koch-Gotha gesagt, daß es den anderen Parteien, auch wenn sie in der Wahl siegen würden, doch nichts nützen würde, – es würde eben alles einfach so gedreht u. geschoben werden, daß zum Schluß nur die SED. als einzige Partei dastehen würde. Alle diese Sachen sind überaus empörend. – Bei uns im Dorf wird es ja überhaupt nur eine Liste geben, in Althagen aber versucht die CDU, eine Liste [16] aufzustellen, doch hat sie es bisher nicht fertig gebracht, weil die Wahlvorschläge bis jetzt stets beanstandet worden sind. Es wird nichts anderes übrig bleiben, als zum Protest gegen diese Machenschaften einen ungültigen Wahlzettel abzugeben.

Sonnabend, 17. August 1946.     

     Heute den ganzen Tag über im Kunstkaten Bilder gehängt. Koch-Gotha war ebenfalls da, Frau Holtz=Sommer war nur vormittags zur Jurierung da. Die Ausstellung ist nun fertig, alle Bilder hängen, wobei Herr Klünder, Koch-Gothas Schwiegersohn, sehr gute Dienste geleistet hat u. man muß sagen, daß die Ausstellung wenigstens ein recht gutes Gesicht hat. Meine Bilder: Lupinen – Prophet – Blauer Engel –, hängen an der Hauptwand zusammen mit zwei Bildnissen u. einem Blumenstück von Frau Holst-Sommer. An der Querwand daneben hängt Triebsch mit seinen konventionellen Bildern, die ganz im Stile des Vereins Berliner Künstler sind, langweilig u. brav. Zweifellos sind meine drei Bilder die besten, die anderen kommen nicht an sie heran.

Sonntag, 18. August 1946.     

     Nun ist die Ausstellungs-Eröffnung gewesen. Als Veranstaltung war sie ein sehr großer Erfolg. Sie begann Nachm. 1/2 4 Uhr im Kurhause mit einer kurzen Ansprache von Dr. Burgartz als Vorsitzendem unserer Ortsgruppe. Es war ungeheuer voll, die Menschen fanden nicht alle Platz. Es folgte ein ganz hervorragender Violin-Vortrag einer Virtuosin aus Schwerin. Dann sprach der Rektor der Rostocker Universität, Prof. Rienäcker sehr gut über Kunst. Ihm folgte ein kurzer Vortrag des Landesleiters Pastor Kleinschmidt, der überaus liebenswürdig war. Er brachte zum Ausdruck, daß ursprünglich die Idee gewesen sei, daß die Kulturschaffenden sich hier in Ahrenshoop erholen u. als Entgelt dafür der Bevölkerung Kulturgüter vermitteln sollten. In Wahrheit sei aus dieser Gegengabe nichts geworden, dagegen hätten nun die Fischländer Künstler ihrerseits den Kurgästen eine künstlerische Gabe geboten. – Nach ihm sprach Ringeling über die historische Entwicklung der Seeschiffahrt des Fischlandes sehr ausführlich, für uns recht interessant, doch für die Fremden vielleicht langweilig. – Sodann setzte sich alles in Bewegung zum Kunstkaten, wo ein ganz fürchterliches Gedränge herrschte. Ich stellte mich in eine Ecke, wo man mir ein kleines Tischchen hingestellt hatte, hinter dem ich wenigstens ein wenig räumliche Distanz fand. Koch-Gotha hatte im letzten Moment auf diesen Tisch eine ganz prachtvolle Bronzebüste von Gerh. Marks aufgestellt, die Alfred Partikel darstellte. Von dort aus hielt ich meine Eröffnungsrede, die trotz dieser räumlichen Unzulänglichkeit nach den Urteilen, die ich gehört habe, sehr gut ausgefallen ist. Dr. Burgartz behauptete sogar, es sei die beste der gehaltenen Reden gewesen. – Schließlich ist das kein Wunder, denn ich sprach von Dingen, die ich kenne. Die Rede des Prof. Reinäcker wird diesem besonders schwer gewesen sein, er ist hier nicht nur fremd, sondern er sprach noch dazu in Vertretung des Präsidenter Joh. R. Becher, der die Rede halten sollte, sich aber gedrückt hat. Rinäcker sowohl wie Kleinschmidt sprachen beide, ohne meinen [17] Namen zu nennen, für mich u. meine Bilder. – Ich habe mich besonders gefreut, daß gleich heute am ersten Tage ein kleines Kinderbildnis von Frau Loeber verkauft wurde. Der Käufer ist Justus Schmitt. Loebers können das Geld sicher brauchen, es ist nur schade, daß das Bildchen mit 150, – Rm. viel zu billig war. Schmitt hätte sicher auch das Doppelte gezahlt. Als Veranstaltung war diese Sache ein großer Erfolg. Der Kurdirektor Michelsen war ganz glücklich, es war der weitaus stärkste Tag der Saison, wie er sagte. Wir Maler haben also bedeutend an Wert gewonnen. Es wird sich nun zeigen müssen, ob die Ausstellung auch sonst noch guten Besuch haben wird. Es waren auch einige Einheimische da wie Herr + Frau Gräff, Bernh. Saatmann, Frau Bertsch. Herr Venzmer, der „Oberregierungsrat“ aus Schwerin, war auch da u. machte ein bittersüßes Gesicht zu der ganzen Sache. Ueberhaupt war viel Prominenz da, z.B. auch der Rektor der Universität Leipzig. Herr von Achenbach glänzte durch Abwesenheit, ebenso Herr Erichson, der, wie man mir sagt, in Ahrenshoop ist.

Dienstag, 20. August 1946.     

     Gestern war der junge Schwerdtfeger bei mir, um mir seinen ersten Versuch einer abstrakten Malerei vorzulegen. Motiv war ein Pferdekopf. Es war noch viel Falschverstandenes darin u. natürlich auch Nichtgekonntes, aber es war im großen Ganzen doch richtig gewollt u. nicht ohne Talent. Ich ermunterte ihn, weiterzumalen u. erklärte ihm seine Irrtümer u. falschen Auffassungen, die er einsah.

     Der Rektor der Universität Leipzig, der die Eröffnung unserer Kunstausstellung am Sonntag miterlebt hat, war bei Martha in der BuStu. Er hat ihr gesagt, einen wie starken Eindruck diese Veranstaltung auf ihn gemacht hätte, besonders aber meine Eröffnungsrede u. meine Bilder. Er bat darum, meine anderen Bilder sehen zu dürfen u. meinte, daß ich seiner Meinung nach Anspruch hätte, ein führender Maler in Deutschland zu sein. Es kommt mir ganz merkwürdig vor, daß ich jetzt mit einem Mal eine solche Rolle spielen soll. Ich muß mich hüten, von meinen Bewunderern nicht in den lauten Tagesrummel hineingezogen zu werden.

     Heute Vormittag besah sich auch Grete meine Bilder, aber sie machte ein scheußliches Gequatsche mit okkulten Begriffen.

     Rührend ist Fritz. Dr. Burgartz hatte mich am Sonntag um das Manuskript meiner Rede gebeten, um es für einen Zeitungsartikel zu verwenden. Ich gab es ihm u. sagte, er könne es nachher fortwerfen. Fritz ist untröstlich darüber u. setzt alles daran, das Manuskript wieder zu bekommen. Ich muß doch in Zukunft mehr Rücksicht auf seine Liebe nehmen.

     Abends las Lotte Schmitt-Buck im Ausstellungssaal des Kunstkaten „Clavigo“ vor etwa 20 Menschen. Es war ein sehr starker Eindruck, sie las ganz vorzüglich u. es muß für sie eine sehr große Anstrengung gewesen sein, nachdem das Zuhören für mich schon eine Anstrengung war. Der Eindruck war sehr stark. Außerdem war es ein sehr interessantes Experiment. Der Saal eignet sich [18] ganz vorzüglich für solch kleine, intime Veranstaltungen, man sollte im nächsten Jahre dergleichen oft wiederholen. Schade war nur, daß die Zuhörer sehr wenig ausgesuchte Menschen waren, es wäre sehr viel schöner gewesen, wenn da nur Leute gewesen wären, die mehr Verständnis mitgebracht hätten.

Mittwoch, 21. August 1946.     

     In der Deutschen Rundschau, Heft 3 ds. Jahres steht ein Artikel: „Ein Dichter sieht die Nazis“. Dieser Dichter ist ein Amerikaner Louis Bromfield u. es wird von ihm gesagt, daß er die Deutschen nicht liebe u. daß er grade darum den Aufstieg Hitlers richtig gesehen habe. Er erklärt ihn mit dem Minderwertigkeits-Komplex der Deutschen, permutiert in den Willen zur Macht. Ueber marschierende S.A. in München sagt er sehr treffend: „Eine erschreckende Sache: das völlige Aufgehen des Individuums in eine Maschine, aus dem Verlangen dieses Individuums entsprungen, sich vollkommen aufsaugen zu lassen, die eigene Identität restlos an die Maschine zu verlieren, der Wille nur ein Rädchen im Räderwerk zu sein.“ Das ist überaus richtig. Vor Jahren sah ich in Berlin eine Abteilung Hitlerjugend durch die Straßen marschieren u. der letzte Junge trug um den Ellbogen des linken Armes ein Schlußzeichen wie ein Auto. – Der Amerikaner sagt: „Es ist da etwas im deutschen Wesen, das eine ekstatische Steigerung im Selbstmord findet“.

     Vormittags besah ich mir Alfred Rethels Totentanz aus dem Jahre 1848. Auf dem dritten Blatt, wo der Tot eine Tabakpfeife gegen eine Krone abwiegt, findet sich eine alte Frau, die mit ihrem Enkelkinde die Scene verläßt. Diese Figur fiel mir stark auf u. ich versuchte, daraus ein Bild zu machen. Ich glaube, es kann etwas werden; damit hätte ich dann wohl einen neuen Weg gefunden.

     Gestern soll, wie ich höre, der alte Bauer Paetow verstorben sein u. ebenfalls die alte Frau Meier, die früher hier bei uns gewohnt hat. Sie war im Krankenhause in Wustrow. Gestern wurde auch der junge Steinke begraben, der in der vorigen Woche in der Ostsee beim Fischen ertrunken ist u. nun angeschwemmt wurde.

Donnerstag, 22. August 1946.     

     Gestern Abend waren wir bei Justus Schmitt, wo mir außer den sehr anregenden Gesprächen, die ich von ihm gewohnt bin u. erwarte, der seltene Genuß von Zigaretten geboten wurde. Er drehte sie selbst aus freilich sehr schlechtem Tabak, aber das ist heute schon egal. Während wir uns unterhielten, trafen Petersen's aus Berlin ein, die im Kurhause Quartier haben. Sie begrüßten uns im Vorbeigehen. Herr P. kam dann noch einmal zurück u. berichtete über Verhandlungen, die er mit Rosen in Bln. wegen Ausstellung meiner Bilder geführt hat u. die negativ verlaufen sind. P. sagte, daß Rosen ein ganz unangenehmer Geschäftemacher ohne jedes [19] wirkliche Kunstverständnis sei u. daß es besser sei, dort nicht auszustellen. Nun, die Sache hat sich ja tatsächlich erübrigt. –

     Der Nachbar Papenhagen hat mich nun doch aufsitzen lassen, er will meine Bilderkisten nicht machen. Es ist das wieder mal die typische Charakterlosigkeit dieses Volkes hier. Anstatt mir gleich zu sagen, daß er nicht will, war er dazu zu feige u. hat mich hingezogen, bis es nun fast zu spät geworden wäre. Ich habe mir nun den jungen Konow aus Althagen geholt, aber ich werde sicher nicht genug Holz haben.

     Ich habe an dem neuen Bildentwurf „Fliehende“ weiter gearbeitet, habe eine neue, etwas größere Zeichnung gemacht. Die Sache scheint zu werden.

     Nachmittags war Paul mit seiner Schwester hier, die nun abreist, nachdem sie etwa 10 Tage hier war, ohne daß ich sie kennengelernt hatte. Sie ist ein sehr bedarftes, spätes Mädchen.

     Gestern Nachmittag besuchte mich Schmidt-Detloff, von dem ich mich über die künstlerischen Verhältnisse in Rostock informieren ließ. Es sieht da ziemlich unerfreulich aus.

     In der Landeszeitung vom Dienstag, die ich heute bekam, steht eine Besprechung der Ausstellungs-Eröffnung hier am Sonntag. Sie ist von Dr. Burgartz, – sehr dürftig.

     Fritz hatte in diesen letzten Tagen den Besuch eines jungen Mädchens, mit der er zusammen in St. Quentin war, wo sie Nachrichtenhelferin gewesen ist. Sie war mit einer Freundin hier u. wohnte bei Krull. Ich kann mir nicht denken, daß dieses Mädchen so ganz ohne Grund hierher kam. Sie sah sehr nett aus, sehr solide, offenbar moralisch einwandfrei, sodaß man es begrüßen müßte, wenn Fritz sich für sie interessierte, zumal sie nicht ganz unvermögend zu sein scheint; aber leider ist davon noch nichts zu bemerken. Immerhin besteht der Plan, daß Fritz im Oktober zu ihr hinfahren will, sie ist wohl in der Gegend von Dessau zuhause, vom Lande, die Mutter besitzt ein kleines Gut, sie selbst ist bei einer Tante, deren Gut sie ebenfalls erben wird. Sie ist sicher nicht Fritzens Typ, – aber dieser sein Typ ist ja höchst unerfreulich u. wenn er ein Mädchen dieses Typs heiraten will, so wird nie etwas daraus. Dieses Mädchen wird aber sicher eine brave Hausfrau abgeben. Martha u. ich würden das sehr begrüßen.

Sonnabend, 24. August 1946.     

     Gestern 3 Uhr nachm. wurde der alte Paetow beerdigt. Beteiligung sehr stark, Pfarrer Pleß aus Prerow sprach auffallend schlecht. Was soll er auch sagen, nachdem niemals einer der Familie in seinen Gottesdienst komt.

     Nachmittags waren Petersen's da, um Bilder zu besehen. Sie kamen abends nach dem Essen wieder zur Unterhaltung. Auch fand gestern erstmalig unsere Freitags-Sitzung der Künstler statt. Triebsch holte mich ab, außerdem war Koch-Gotha da, sowie Frau Droß, später kam auch Fritz. Es war angeregt [20] worden, die Bilder in der Ausstellung zu wechseln. Mit Rücksicht darauf, daß ich selbst meine Bilder am 1. Sept. zurückziehen muß, wurde beschlossen, dann einen allgemeinen Wechsel vorzunehmen.

     Ich spannte gestern die Leinewand auf für das neue Bild „Fliehende“ das nun so weit ist, daß ich es malen kann. Vielleicht komme ich heute dazu, die Leinewand zu grundieren, doch werde ich mit Malen erst anfangen, wenn ich von Rostock zurück bin.

     Abends gestaltete sich das Gespräch mit Dr. Petersen sehr interessant. Dieser Mann, eben 82 Jahre alt, ist ein Picasso=Baby, d.h. ein Kind mit dem Gesicht eines Mannes – noch dazu ein Flaschenkind. Sehr intelligent! Natürlich neigt dieser sehr kultivierte, durch u. durch bürgerliche Mensch sehr zur CDU, – vielleicht ist er sogar Mitglied. Er verabscheut die Russen ebenso wie die SED. u. sein Wünschen ist nach dem Westen, nach München, gerichtet. Ich widersprach dem u. gab damit zum ersten Male der Ansicht Ausdruck, die sich bei mir in den letzten Wochen mehr u. mehr gebildet hat. Ich sagte, daß diese Neigung nach dem Westen, die ich ja ebenso habe, eine Neigung zur Reaktion sei, die man überwinden müsse. Es ist die Neigung zur Seite des geringsten Widerstandes. Sie ist bedingt durch unsere bürgerliche Erziehung u. Tradition u. versucht, Rettung zu finden in einer sozialen Geisteshaltung, die zwar zur Zeit im Westen noch besteht, aber im Sterben liegt. Sich zu ihr bekennen, heißt nur, einer Entscheidung aus dem Wege gehen, die eines Tages doch kommen wird. Es ist ähnlich wie 1918, als das Bürgertum sich in der Weimarer Republik zu retten suchte u. doch unterging. Diese Entscheidung wiederholt sich heute. Wäre sie damals schon erfolgt, wäre uns Hitler u. der Krieg u. all unser Elend erspart geblieben. – Ich bin der Ueberzeugung, daß der Osten siegen wird. Je rascher u. widerstandsloser dieser Sieg herbeigeführt wird, um so besser. Die gegenwärtige Korruption, die Dr. P. als Argument ins Feld führt, ist zwar nicht zu leugnen, aber sie ist eben eine Folge des gegenwärtigen Kampfes zwischen Ost u. West. Es mag uns Intellektuellen diese neue Form sehr unsympatisch sein, was ich zugebe, aber das ist kein Grund, sich ihr zu verschließen. Der Westen erscheint mir wie eine in Blüte stehende Wiese, der Osten wie eine Steppe; aber die Sensen blinken schon, die diese Wiese abmähen werden, während in der Steppe ein neuer Anfang winkt. Dabei ist es belanglos, ob uns die Russen sympatisch sind, oder nicht. Die russische Besatzung gibt kein richtiges Bild, so wenig wie amerikanische u. englische Soldaten ein Bild dieser Nationen geben. Auch ein Regiment deutscher Infanterie ist kein Bild der deutschen Nation, – ist es nie u. zu keiner Zeit gewesen. Außerdem wird ein deutscher Kommunismus niemals identisch sein mit russischem Kommunismus. Zweifellos wird er von Rußland beeinflußt u. geschult sein, die deutschen Kommunisten werden zunächst getreue Schüler der Russen sein nach Moskauer Schule; aber die Deutschen sind den Russen geistig und kulturell so überlegen, daß sich sehr bald eine deutsche Form des Kommunismus herausbilden [21] muß. Der deutsche Kommunismus ist noch ein Säugling u. ein solcher macht eben zunächst die Windeln voll u. es muß jemand da sein, der sie wieder auswäscht. – Die ganze Debatte mit Dr. P. hat diese Ansicht in mir bedeutend gefestigt, besonders, da daraus hervorging, daß meine Ansicht über die CDU. richtig ist. Jakob Kaiser, der Führer der CDU., ist sicher ein kluger u. sauberer Mann, der klare Erkenntnisse hat u. die Situation übersieht; aber die Masse der CDU-Mitglieder ist nichts als reaktionär u. ist dazu noch zu feige, das offen zu sagen. Sie tarnen sich unter einem „Christentum“, mit dem sie garnicht ernst machen u. zerren das Christentum in einen Kampf, der diesem sehr schaden wird.

     In der Landeszeitung steht ein Aufruf des Kulturbundes zur Wahl, natürlich im Sinne der SED. Er ist von den Prominenten des Kulturbundes für Mecklenbg.-Vorpommern unterschrieben. An der Spitze Dr. h.c. Willi Bredel, der im Sommer hier war, ohne daß ich ihn kennen lernte. Er wohnte bei Erichson u. ist Landesleiter. Ferner der Rektor der Rostocker Universität Prof. Rienäcker, Lucie Höflich, Ehm Welk, Karl Kleinschmidt, Heinr. Tessenow, Erichson u. vielen anderen, die ich nicht kenne.

     Nachmittags Begräbnis der alten Frau Meier. Es war dürftig, kaum daß Menschen da waren, nicht einmal Träger für den Sarg waren genug da, sodaß der alte Meier selber anfassen mußte. Aber Pfarrer Pleß war gekommen u. hielt eine tiefe u. innige Leichenrede, viel inniger als beim Begräbnis des Bauern Paetow. –

     Vormittags besuchte mich ein Herr Manfred Pahl=Rugenstein aus Berlin u. sah meine Bilder. Nachmittags ebenso der Maler Albrecht u. seine Frau, der mir einen guten Ueberblick über das Kunstleben in Berlin gab.

     An Prof. Resch schrieb ich einen Brief u. begründete ihm, warum ich lieber darauf verzichten wolle, seine Faust=Dichtung zu illustrieren. Hoffentlich nimmt er's nicht übel.

Sonntag, 25. August 1946.     

     Martha erzählt mir, daß gestern der Rektor der Universität Leipzig in der BuStu. war u. davon gesprochen hätte, daß ich ein Meisteratelier an der Leipziger Kunstschule erhalten müßte. Damit kommt eine neue Perspektive auf. Ich würde einen solchen Ruf allerdings sehr gern annehmen. Der Rektor heißt: Prof. Dr. Gadamar.

Montag, 26. August 1946.     

     Vormittags war ein. Dr. med. Kurt Schwaiger aus Berlin mit seiner Frau da, um Bilder anzusehen. Beides sehr nette Menschen. Er möchte gern das Vorkaufsrecht auf das Bild „Weidenkätzchen“ haben. Gestern Abend ganz spät kam jener Herr Ursin aus Dessau, der vor einigen Tagen hier war, mit einem Mädchen (?) u. wollte Quartier haben. Ich verwies ihn an das Kurhaus. Er schien verschnupft zu sein, daß ich ihn nicht bei mir unterbrachte. Was daraus geworden ist, weiß ich nicht, im Kurhaus wird er kaum untergekommen sein. – Regenwetter bei Nordwind. –

[22] Habe den ganzen Tag mit Buchungsarbeiten für die BuStu. zugebracht.

     Eine Dame soll hier sein, welche von mir kurze Angaben für den Schweriner Rundfunk anläßlich meiner Ausstellung in Rostock haben will. Ich habe etwas zusammengestellt, doch habe ich es nicht auf den zugebilligten engen Raum von 50 Worten gebracht, es sind 107 Worte geworden. Bis jetzt ist die Dame aber noch nicht bei mir gewesen.

Dienstag, 27. August 1946.     

     Gestern Abend überredete Dr. Petersen uns, mit zum Seezeichen herüberzukommen. Er war mit seiner Frau u. mit der jungen Dame dort, die mit Petersen's zusammen hier ist. Es waren leider sehr viele angetrunkene Kulturbundleute im Lokal, die Lärm machten. Justus Schmitt war mit seiner Frau u. Uschi Dohna u. Dr. Daubenspeck ebenfalls da u. wir mußten uns notgedrungen nachher auch noch zu ihnen setzen. Ich würde wirklich sehr gern abends dann u. wann einmal ausgehen, aber diese angetrunkenen Leute in den Lokalen machen es unmöglich.

     Vormittags war Frau Haeffner bei mir, die angekündigte Dame vom Landessender Schwerin. Sie brachte noch eine andere Dame mit u. beide besahen sich Bilder. Frau Haeffner wünschte von mir ein Referat von etwa 80 Zeilen Umfang, welches am 8. Septemter zur Eröffnung meiner Ausstellung im Rundfunk verlesen werden soll. Wir sprachen die Sache durch u. ich las ihr zu diesem Zweck meine Rede vor, die ich in Rostock zu halten gedenke. Frau Haeffner gab mir einige gute Hinweise für den Fall, daß Russen bei meiner Rede zugegen sein sollten, was für mich überaus nützlich war. Ich arbeitete dann gleich das Referat aus, ließ es von Eva Küntzel mit der Maschine schreiben u. schickte ihr das Manuskript heute Abend. Frau H. ist eine sehr beachtenswerte Frau.

     Konow aus Althagen hat heute angefangen, die Bilderkisten zu machen, leider regnet es heute pausenlos bei Nordwind. Es ist recht kalt.

     Abends war Petersen da, wir führten ein recht interessantes Gespräch über die Zeit u. die sich ergebenden Perspektiven.

     Nachmittags fotographierte Fritz noch einige Bilder.

     Ueber das Bild „Fliehende“ bin ich noch nicht klar, ich ändere immer noch an der Figur der Alten. Das Kind scheint jetzt gut zu sein.

Mittwoch, 28. August 1946.     

     Vormittags zeichnete ich den Entwurf für das neue Bild nochmals in größerem Format in Kreide. Der Entwurf ist jetzt sehr gut. Ich werde dieses Bild aber nicht „Fliehende“ nennen. Dieses Bild ist durchaus optimistisch, nicht pessimistisch oder negativ. Das Kind geht mit einer unglaublichen Entschlossenheit u. Konzentration vorwärts, während die Alte sich zwar auf die Schulter des Kindes stützt, aber zugleich auch das Kind vorwärts drängt. Dieser energische Zug nach [23] vorwärts wird noch wesentlich verstärkt durch den vorausweisenden Zeigefinger der Alten. Das Bild drückt also wohl eine Flucht aus Enge u. Gefahr, aber zugleich den festen Willen zur Eroberung einer neuen Zukunft aus u. im weiteren Sinne drückt es den Marsch der Jugend in eine neue Zukunft aus, jedoch unter Führung u. im Geiste der Alten, die den Weg weist u. die Jugend dahin drängt. Man müßte dieses Bild lieber „Jugend u. Alter“ nennen, oder „der neuen Zukunft entgegen“, oder ähnlich. Auf jeden Fall ist dieses Bild sehr dramatisch u. eindrucksvoll.

     Nachmittags besahen sich Herr Voßwinkel u. Frau meine Bilder.

     Seit gestern Abend ist Vera Wendt Tochter von Hans Wendt, in unserem Hause zu Gast. Sie ist 17 Jahre, sehr groß, sonst aber nicht weiter bemerkenswert.

     Konow hat schon drei Bilderkisten fertig.

Donnerstag, 29. August 1946.     

     Vormittags eine Studie von Frau Dr. Petersen gezeichnet. Nachmittags waren die beiden Petersen's nochmals da, um die Bilder zu sehen. Mit ihnen war Ilse Schuster da, die momentan aus Magdeburg hier ist, sowie Marthas Nichte Vera Wendt. Auch Frau Carmen Grantz kam dazu. Herr Dr. Petersen war sehr erfreut über die Bildnisstudie, die ich ihm schenkte in der Hoffnung, daß er mir dafür amerikanische Cigaretten geben wird, von denen er anscheinend einige besitzt. Ich zeigte heute zum ersten Male mit den Bildern auch die Kreide Zeichnung zu dem künftigen Bilde, das ich vielleicht am besten mit „Aufbruch“ benennen kann. Es war interessant, diese Zeichnung im Rahmen der Bilder zu sehen, die jetzt alle mit einem Male alt wirkten. Dieses Bild wird wirklich etwas ganz Neues, als ob sich eine neue Tür geöffnet hätte. –

Freitag, 30. August 1946.     

     Nachmittags bei Knecht Versammlung der Künstler, an der auch Venzmer teilnahm. Es wurde allerhand besprochen u. positive Ergebnisse erzielt. Abends verabschiedeten sich Petersens ganz kurz.

     Ich las abends eine politische Rede Dr. Schumachers vom 17. März 1946 in Nürnberg, die in einer Zeitschrift abgedruckt war („Die Gefährten“ 1946/1.) Gott sei Dank, daß mir dieses Blatt in die Hände kam, diese Rede gab mir wieder Mut u. Zuversicht. Ich quäle mich seit langem mit meiner Unklarheit, was ich bei der Wahl zu tun habe. Zwar gibt es hier nur eine Wahlliste, u. diese ist unpolitisch. Da sie aber von der SED. aufgestellt ist, wird sie eben dennoch als SED=Liste betrachtet, obgleich nur vier Parteimitglieder darin stehen. Wird sie also gewählt – u. sie muß gewählt werden, so ist das eben eine Entscheidung für die SED. Soll ich sie also wählen, oder soll ich einen ungültigen Zettel abgeben als Protest? Ich war schon so weit, mich zur Wahl zu entschließen; aber diese Rede Dr. Schumachers hat mir Klarheit gebracht. Ich [24] werde einen ungültigen Zettel abgeben, genauso, wie ich es stets bei den Nazis getan habe. Es hat das zwar keinen praktischen Wert, aber ich handele wenigsten nach meinem Gewissen. Die Rede Dr. Schumachers hat mir zum Bewußtsein gebracht, daß es im Westen eben doch noch starke Kräfte gibt, die die Ziele der SPD. vertreten u. daß es durchaus nicht hoffnungslos ist, für diese Ziele einzutreten. Man verliert hier im Osten völlig den Ueberblick, weil man kaum Zeitungen aus dem Westen bekomt u. man vergißt, daß der russ. Kommunismus doch wahrscheinlich durch diesen Krieg innerlich ausgehöhlt wird. – Es war mir z.B. interessant, von Ilse Schuster zu hören, daß in Magdeburg erst jüngst wieder die russ. Verordnung erneuert werden mußte, nach der es streng verboten ist, Russen in Privatwohnungen zu beherbergen. Eine solche Verordnung wäre nicht nötig, wenn es bei der russ. Besatzungstruppe nicht nach wie vor viele Deserteure gäbe, also viele Soldaten, die nicht nach Rußland zurück wollen. – Man muß also nach wie vor weiterkämpfen u. den Kommunismuß genau so ablehnen wie den Nationalsozialism. u. wenn man nicht aktiv kämpfen kann, dann muß man es wenigstens passiv tun u. seine Mitarbeit verweigern vor dem eignen Gewissen.

     Ich denke, daß ich auch künstlerisch mich entscheiden werde. Ein Bild eines Kosaken-Offiziers wird man zwar niemals ausstellen können, aber man kann es doch wenigstens malen u. damit zeigen, wie diese Leute aussehen.