TBHB 1946-08-18
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel TBHB 1946-08-18 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 18. August 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten][1] Nun ist die Ausstellungs-Eröffnung gewesen. Als Veranstaltung war sie ein sehr großer Erfolg. Sie begann Nachm. 1/2 4 Uhr im Kurhause mit einer kurzen Ansprache von Dr. Burgartz als Vorsitzendem unserer Ortsgruppe. Es war ungeheuer voll, die Menschen fanden nicht alle Platz. Es folgte ein ganz hervorragender Violin-Vortrag einer Virtuosin aus Schwerin. Dann sprach der Rektor der Rostocker Universität, Prof. Rienäcker sehr gut über Kunst. Ihm folgte ein kurzer Vortrag des Landesleiters Pastor Kleinschmidt, der überaus liebenswürdig war. Er brachte zum Ausdruck, daß ursprünglich die Idee gewesen sei, daß die Kulturschaffenden sich hier in Ahrenshoop erholen u. als Entgelt dafür der Bevölkerung Kulturgüter vermitteln sollten. In Wahrheit sei aus dieser Gegengabe nichts geworden, dagegen hätten nun die Fischländer Künstler ihrerseits den Kurgästen eine künstlerische Gabe geboten. – Nach ihm sprach Ringeling über die historische Entwicklung der Seeschiffahrt des Fischlandes sehr ausführlich, für uns recht interessant, doch für die Fremden vielleicht langweilig. – Sodann setzte sich alles in Bewegung zum Kunstkaten, wo ein ganz fürchterliches Gedränge herrschte. Ich stellte mich in eine Ecke, wo man mir ein kleines Tischchen hingestellt hatte, hinter dem ich wenigstens ein wenig räumliche Distanz fand. Koch-Gotha hatte im letzten Moment auf diesen Tisch eine ganz prachtvolle Bronzebüste von Gerh. Marks aufgestellt, die Alfred Partikel darstellte. Von dort aus hielt ich meine Eröffnungsrede, die trotz dieser räumlichen Unzulänglichkeit nach den Urteilen, die ich gehört habe, sehr gut ausgefallen ist. Dr. Burgartz behauptete sogar, es sei die beste der gehaltenen Reden gewesen. – Schließlich ist das kein Wunder, denn ich sprach von Dingen, die ich kenne. Die Rede des Prof. Reinäcker wird diesem besonders schwer gewesen sein, er ist hier nicht nur fremd, sondern er sprach noch dazu in Vertretung des Präsidenter Joh. R. Becher, der die Rede halten sollte, sich aber gedrückt hat. Rinäcker sowohl wie Kleinschmidt sprachen beide, ohne meinen [2] Namen zu nennen, für mich u. meine Bilder. – Ich habe mich besonders gefreut, daß gleich heute am ersten Tage ein kleines Kinderbildnis von Frau Loeber verkauft wurde. Der Käufer ist Justus Schmitt. Loebers können das Geld sicher brauchen, es ist nur schade, daß das Bildchen mit 150, – Rm. viel zu billig war. Schmitt hätte sicher auch das Doppelte gezahlt. Als Veranstaltung war diese Sache ein großer Erfolg. Der Kurdirektor Michelsen war ganz glücklich, es war der weitaus stärkste Tag der Saison, wie er sagte. Wir Maler haben also bedeutend an Wert gewonnen. Es wird sich nun zeigen müssen, ob die Ausstellung auch sonst noch guten Besuch haben wird. Es waren auch einige Einheimische da wie Herr + Frau Gräff, Bernh. Saatmann, Frau Bertsch. Herr Venzmer, der „Oberregierungsrat“ aus Schwerin, war auch da u. machte ein bittersüßes Gesicht zu der ganzen Sache. Ueberhaupt war viel Prominenz da, z.B. auch der Rektor der Universität Leipzig. Herr von Achenbach glänzte durch Abwesenheit, ebenso Herr Erichson, der, wie man mir sagt, in Ahrenshoop ist.